Innsbruck Informiert

Jg.2006

/ Nr.10

- S.44

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Parade der Schmetterlinge.

(Fotos: Tiroler Landesmuseum

Ferdinandeum)

Schmetterlinge Innsbrucks —
eine gefährdete Vielfalt
Das s e i t F r ü h j a h r 2004 l a u f e n d e P r o j e k t
z u r E r h e b u n g d e r S c h m e t t e r l i n g s b e s t ä n d e in I n n s b r u c k
w i r d m i t E n d e 2006 a b g e s c h l o s s e n .
In enger Kooperation und Unterstützung mit dem Referat für U m welttechnik und Abfallwirtschaft (Vizebgm. DI Eugen Sprenger), dem
Stadtmuseum/Stadtarchiv (DDr. Lukas Morscher) sowie dem Innsbrucker Verschönerungsverein, den
Nordkettenbahnen und den Österreichischen Bundesforsten w u r d e n
nicht nur historische Daten gesammelt, sondern vor allem aktuelle Erhebungen durchgeführt.
Die Erhebung der Innsbrucker
Schmetterlingsfauna erbrachte den
aktuellen
Nachweis von
1200
Schmetterlingsarten. Das Projekt
wurde von einer Gruppe ehrenamtlicher Mitarbeiter unter Führung des
T i r o l e r Landesmuseums Ferdinandeum getragen. Die Studie wird 2007
in Buchform erscheinen.
Insgesamt wurden ca. I 30 Einzelerhebungen durchgeführt.teils mitAufsehen erregenden blau und w e i ß
strahlenden Lichtquellen als magische
Anziehungspunkte für Nachtfalter.
Die Sonnenstunden wurden zur Erhebung der Tagfalter genutzt. Besonders bemerkenswert i s t - s o Projektleiter Dr. Peter hluemer - die Entdeckung einer starken Population des
berühmten Apollofalters im Karwendel. Der prächtige Schmetterling ist in
vielen Gebieten Europas bereits ausgestorben und sein Schicksal im Innsbrucker Gemeindegebiet galt als unsicher. Die südexponierten Hänge im
Samertal sind ideale Rückzugsgebiete für die streng geschützte Art.
Auch die Wiederentdeckung des
Großen Eisvogels in Hötting-West
und in Vili kann positiv vermerkt w e r -

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den.Acht Schmetterlingsarten waren
bisher in Tirol überhaupt nicht bekannt, darunter ein Neufund für
Österreich. Als besondere Überraschung gilt dabei der Nachweis des
Hopfenbuchen-Faltenminierers in
Mühlau. Der seit 193 I als Naturdenkmal geschützte Hopfenbuchenbestand ist somit nicht nur ein botanisches Relikt aus wärmeren Klimaperioden, sondern auch Nahrung für
eine südliche Falterart, die in Innsbruck w e l t w e i t ihren nördlichsten
Fundpunkt erreicht.
Die mediale Berichterstattung über
die Schmetterlingsforschungen hat
auch zu sehr interessanten Faltermeldungen aus der Bevölkerung geführt.
Besonders erwähnenswert ist der
Nachweis des Totenkopffalters im
O - D o r f sowie in Hötting.
Dramatische Artenverluste
Die hohe Vielfalt darf jedoch nicht
über die dramatischen Artenverluste
innerhalb der letzten 100 Jahre hinwegtäuschen. Unter Berücksichtigung
der historischen Nachweise sind aus
dem Gemeindegebiet von Innsbruck
215? (!) Schmetterlingsarten bekannt. Das sind mehr als 80% der T i roler Fauna auf I 04 km ; , ein bundesweit einmaliger Wert.Trotz intensiver
Suche konnten jedoch selbst spektakuläre A r t e n wie Augsburger Bär.
Pappelglucke oder Birkenspinner
nicht mehr gefunden werden. Einige
versteckt lebende Arten sind vermutlich noch nachzuweisen, dramatische
Artenverluste bleiben jedoch eine
Tatsache. Bei den besonders gut dokumentierten Tagfaltern beträgt der

Rückgang beispielsweise fast 40%.
Arten wie der Lungenenzian-Ameisenbläuling sind schon vor einem
Jahrhundert verschwunden, andere
wie der von der EU besonders geschützte Skabiosen Scheckenfalter
innerhalb der letzten 25 Jahre.
Viele noch vorhandene Arten wurden auf minimale Lebensräume
zurückgedrängt und früher häufige
Tiere sind selten geworden.Verbauung, Düngung oder zunehmende Bewaldung und Aufforstung von W i e sen mit Fichten haben sich auf
Schmetterlinge besonders negativ
ausgewirkt. Ein Problem für viele A r ten ist auch die hohe Belastung durch
Straßenbeleuchtungen, wenngleich
Innsbruck hier bereits vorbildlich auf
insektenfreundliche und energiesparende Varianten umgerüstet hat.
Wertvolle Lebensräume
auch i m urbanen Bereich
Die Erhebungen beweisen jedoch,
dass t r o t z Verlusten außerhalb der
wichtigen Schutzgebiete wie Kranebitter Innauen, Nordkette und Karwendel noch wertvolle Biotope vorhanden sind. Bemerkenswert ist beispielsweise die Restartenvielfalt im
Viller Moor und am Arzler Kalvarienberg, wo an den noch verbliebenen
Feuchtstellen landesweit gefährdete
Schmetterlinge wie seltene Schilfeulen registriert werden konnten.Auch
die Trockenrasen im Mittelgebirge
sind für das Stadtgebiet einmalig und
bieten interessanten Arten Lebensraum.
I n f o r m a t i o n e n : Mag. Dr. Peter
Huemer. T i r o l e r
Landesmuseum
Ferdinandeum. Naturwissenschaftliche Sammlungen, Feldstraße I la,
Telefon 59489-413"
p.huemer@
tiroler-landesmuseum.at

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