Innsbruck Informiert

Jg.2006

/ Nr.4

- S.44

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STADTGESCHICHTE

Barmherzige Schwestern —150
J a h r e Einsatz in der Schulbildung
A l s i m A p r i l 1839 z w e i K l o s t e r f r a u e n aus M ü n c h e n
u n d v i e r T i r o l e r N o v i z i n n e n in d e r S p i t a l s k i r c h e i h r e f e i e r l i c h e
„ I n s t a l l i e r u n g " b e g e h e n k o n n t e n , w a r das d e r B e g i n n
für die Kongregation der B a r m h e r z i g e n Schwestern
v o m h l . V i n z e n z v o n Paul in d e r L a n d e s h a u p t s t a d t .
DicTirolerinnen waren in München
ausgebildet worden, um vor allem im
Stadtspital bei der Pflege von Kranken
und Alten zum Einsatz zu kommen. Im
Laufe der Jahre wurde aber auch die

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Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Monika Rester
Ausbildung von jungen Menschen zu
einer Aufgabe der Schwestern in
Innsbruck - und ist es bis heute.
In Innsbruck nimmt das Schulwesen
der Kongregation mit dem Jahr 1856
seinen noch recht bescheidenen A n fang. Z u dieser Z e i t richteten die
Schwestern am Kapferer Gut an der
Kettenbrücke.dem späteren Mutterhaus, das sie bereits 1847 um 27.000
Gulden erworben hatten, die ersten
Unterrichtsräume ein. Sie wurden zur
..Wiege der Lehrerinnenbildungsanstalt". In ihr hielt man ein- bis zwei-

Tatkräftig in Ausbildung und Pflege 1919 gründeten die barmherzigen
Schwestern eine Krankenpflegeschule.

genen Novizinnen gedacht, doch mit
der Zeit besuchten immer mehr junge Frauen die Kurse, auch ohne dem
Orden beizutreten. Die sogenannte
„Präparandie" erhielt 1863 das Öffentlichkeitsrecht, um das sie in den
nächsten Jahren jedoch immer wieder hart kämpfen musste. Längere
Zeit konnten die Reifeprüfungen deshalb nur an der k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck (heute
BORG in der Fallmerayerstraße) oder Bregenz abgelegt
werden. Dank des regen Besuches der Schulen entstand
schließlich 1896 unter Generaloberin Sr.Vinzenzia Nägele
am Areal des Ordens an der
Kettenbrücke ein erstes, eigenes Schulhaus, dem auch ein
Internat angeschlossen wurde.
Die Schule umfasste nun
schon vier Jahrgänge, eineVorBeretts 1856 gab es im Mutterhaus der Barm- b e r e i t u n g s k | a s s e u n d b e S ondeherzigen
Schwestern an der Kettenbrücke die
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re Lehrkurse tur Arbeitslehreersten Schulraume.
(Fotos: Stadtarchiv Innsbruck) .
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rinnen und Kindergärtnerinjährige Kurse für Mädchen ab, die sich
nen. Die Leitung all dieser Schultypen
auf die Lehrtätigkeit vorbereiteten
blieb dabei bis zum Ersten Weltkrieg
einen der wenigen, damals noch ganz
fest in männlicher Hand.
den Frauen zugebilligten Berufe. EiDie Folgen des Krieges erhöhten
gentlich war diese Schule in erster
den Bedarf an Krankenhauspersonal
Linie als Ausbildungsstätte für die eiund führten 1919 zur Gründung ei20

ner Krankenpflegeschule für die
Schwestern. U n t e r Generaloberin
Sr. Ildefonsa wurden eine Volks- und
Hauptschule eingerichtet, für die ein
weiteres Schulgebäude in der Falkstraße 1931 eröffnet werden konnte.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endete diese positive
Entwicklung abrupt. Die NS-Behörden entzogen den Einrichtungen das
Offeritiichkeitsrecht, schlössen die
Schulen und bestimmten die Gebäude zur öffentlichen Nutzung. Die
Lehrschwestern w u r d e n für den
Krankendienst umgeschult. Umso
hoffnungsvoller gingen die Barmherzigen Schwestern 1945 mit Erlaubnis
der französischen Besatzung an einen Wiederaufbau. Als 1963 die Lehrerinnenbildungsanstalt ihre Klassen
auslaufen ließ, startete man eine musisch-pädagogische Ausbildung, aus der
sich das heutige Oberstufenrealgymnasium entwickelte. In den 1970er-Jahren brachten zahlreiche Umbau- und
Erweiterungsmaßnahmen einen Modernisierungsschub und schufen Platz
für mehr Schülerinnen und weitere,
berufsbezogene Schulzweige. Von
1982 bis 1998 führte der Orden sogar einen Fachschule für wirtschaftliche Berufe und 1985 eröffnete die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik mit angeschlossener Ausbildung für
den Sonderkindergarten, zu der heute auch ein Übungshort und -kindergarten gehören.
Weitere Umbauten und Aufstockungen sollen 2006 die bereits
schon wieder herrschende Raumnot
beheben. Denn die Vielseitigkeit der
heutigen Schulen an der Kettenbrücke
wird mit einer hohen Auslastung belohnt. Eltern und Schüler schätzen
noch immer das Angebot der Barmherzigen Schwestern, die es sich zum
Ziel machen, eine Ausbildung für den
ganzen Menschen zu bieten, die auf
Beruf und Leben vorbereitet und auch
religiöse Fragen nicht ausspart.

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - APRIL 2006