Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1952

/ Nr.9

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Tiroler Komponisten, sein erstes Orchesterkon
zerr findet am 18, Oktober statt und stellt ihn
sowohl als Dirigent als auch als Tollsten vor.
Er dirigierte vom Flügel aus das Konzert von
Haydn. 1935 war er anch Operilkapellmeister
(Boheme). Innsbruck hatte kein stehendes Ensemble. Erst im "Herbst 1937 konnte er als
Opcrnkapcllmelstcr unter dein Intendanten
Skhura mit Mozarts Zaubcrflötc eine ständige
Opernbühne eröffnen. Seine erste Innsbrncker
Tätigkeit währte bis 1942. Jährlich gab es fünf
bis sieben Orchesterkonzerte, suns Kammcrmnstkabende, einige Begleitungen in Solistcnkonzertcn und in der ganzen Epoche nur ganz
wenige Auslandsfahvtcn (1940: Venedig —
Rom — Tripolis, 1941: Prag). 1942 muhte
er nach Lemberg, wo er sich mit einer Aufführung von Arda vorstellte, Kammermusik und
Orchcstcrkonzert leitete. Am 31. August 1943
verabschiedete er sich von dort nnd ging als
Musikdirektor nach Preßburg, wo er am 19. Februar 1945 sein letztes Konzert gab.
Bei Kriegsende finden wir ihn wieder in
Innsbruck, wo er mit 17 Mann den Neuaufbau
des Konzcrtlcbens in die Hand nimmt, ansanglich nur für die Besatznngsmacht spielt, doch am
23. Juni 1945 kann, durch die Vermittlung
seines späteren Schülers Dr. Hans Wolf, das
erste Konzert für die heimische Bevölkerung
stattfinden. Wir erleben ihn in diesem Jahre bei
elf Konzerten, 1946 sind es schon 26. Die meisten
Orchestcrkonzerte werden zweimal gespielt,
manche erleben bis Zu vier Aufführungen. Prof.
Weidlich betreut auch den Rundfunk, und jetzt,
in den Zeiten des Friedens, kann seine Kunst
ungehindert in das Ausland strahlen. 1949 buchcu wir zwei Italienfahrten, 1951 sind es bereits sieben nnd eine Reise als Solist nach Zürich und als Dirigent der Münchner Philharmoniker in Bayerns Hauptstadt. 1952 dirigiert
und spielt er, viel umrubelt, in Graz, Wien und
Monte Earlo, nnd für die Zukunft waren Zag
reb, Zürich, Gens und Stuttgart neben den bereits selbstverständlichen Konzerten in ^Österreich
uudItalicn festgelegt. I m Jahre 1951 leitete er
11 Symphonieprogramme an 15 Abenden, gibt
19 solistischc Konzerte, begleitet in 26 Konzerten . . . Insgesamt erlebten wir in dieser zweiten Innsbrucker Periode seines Wirkens gegen
MO verschiedene Symphonieprogramme und
ungefähr 150 solistische Leistungen, die Begleitungen nnd Mitwirkungen erreichen eine noch
höhere Ziffer. Was Rang und Namen hat, stellt
er im Verlaufe seiner Inusbrucker Tätigkeit
vor: an 2l) Geiger, darunter Vorries, Neveu,
Oduoposoff, Schueiderhan, Strub. Unter den
14 Cellisten finden wir: Eassado, Fourmcr,
Hölschcr, Mainarvi und Marechal — unter den

Nummer

vielen Pianisteil Tohmauyi, Pemoaur, Will)
rcr. Sänger wie Manowarda, Dr. Pölzer, Vö"l
ker; viele Kammermusikvereinignugen und so
weiter. Auf den Programmen lesen nur alle
Komponisten der Musikgeschichte von alter Zeit
bis zur Gegenwart und auch die Namen unse
ver heimischen Tondichter: Berlauda, Kauet
scheider, Koch, Marini, Neßler, Plonev, Richer
und Senn. Voil diesen gar manche Urauffüh
rung:
1937: 4 Lieder von Kanetscheider, gesungen von
Manowarda;
1940: Suite für Bläser und Klavier op. IM",
von Senn;
1946: Strcichtrio von Robert Neßler;
1948: Konzert für Violine und Orchester von
Meßner;
1949: Mnsik für konzertantes Cembalo nud
Streichorchester von Berlanda;
1952: 2 Nachtstücke für Orchester op. !5>! von
Senn.
Er spielt in Zyklen alle Klaviersonaten von
Beethoven sowie im Nnndsunt alle Sonaten
von Schubert und sämtliche sonstigen Klavier
Werke von Beethoven. Er «wird nach Wien, Graz
und Salzburg geholt; er spielt für eine ameri
kanische Echallplattenfirma das Klavierkonzert
ill d-moll und dirigiert die Militärsymphonie
voil Haydn. Cassado möchte ihn aus ciue mo
natelange Konzertreise mitnehmen. Der Bnn
desPräsident ehrt ihn durch, die Verleihung des
Titels Professor, das Wir"kungsscld wird stetig
größer! Noch zwei Monate vor seinem Tode
wähnt er sich völlig gesund. Sein letztes öffeut
liches Spiel ist anläßlich eines Schlußkonzertes
der städt. Musikschule: er leitet am 17. I u u i
vom Klavier ans Humperdincks Märchenoper
„Hansel und Gretcl". Sein letztes Wirkell über
Haupt ist am N. J u l i eine Bandaufnahme mit
Werkeu von Haydn und Mozart ini Landessen
der Tirol, dein er unzählige Male seine Knnst
znr Verfügung gestellt hatte.
Neben dieser stetig wachsenden, schier übermenschlichen Tätigkeit scheint seine andere Wür
de, die Leituug der städt. Musikschule I n n s
brück, zurückzutreten. Die schulische Tätigkeit ist
vou Natur aus eine stillere, ein Mühen an vie
len jungen Menschen, denen gar zu oft ill dcu
Jahren des Musikstudiums die Notwendigkeit
des systematischen Arbeitens nnverstehbar er
scheint. Diese Menschen geben aber dann, in
späteren Jahren, das Kou"zertpnblikum ab. Die
^aat der verwendeten Mühe geht spät auf.
Auch die Musikschule war 19l5 nen aufzn
bauen. Instrumente und Archiv tatsächlich im
ganzen Lande Tirol verstreut, vieles unwieder