Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1952

/ Nr.9

- S.1

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Nummer

. Jahrgang

September 1952

3rih Weidlich
Wir habeil Prof. Fritz Weidlich verloren.
Ich will mm versuchen, das erkennbare Wir
ken dieses Manucs aufzuzeigen, vielleicht kann
man darans das in seinen Werken "verborgene
Streben ersehen und dadurch des
Menschen Kern erkennen nnd
^
würdigen.
Daß er Musiktheorie und auch
an der Wiener Universität M n
sikwissenschast fertig studiert hat,
^
nach dein Soldatfeilr des 1. Weltkrieges aber diegauze dornenvolle
Laufbahn des Musikers durchschritt — vom untergeordneten
Orchestermusiker über den Ka
vellmeister iil Dutzend Städten
bis zn der im I n ^ und Ausland
hochallgcschencn Stellung, aus
der er so plötzlich gerissen wurde
— läßt das nicht erkennen, daß
er Herz, Gefühl und Seele in der
Musik den Vorrang vor dem konstruktiven
Intellekte einräumte? Daß ihm Werke des 19.
nnd 2l). Jahrhunderts, der Inbrunst nnd des
Tränmens (Beethoven, Bruckner, Tschaikowskij),
wie anch Kompositionen voll pulsierenden
Rhythmns besonders entgegenkamen? Sein geschulter Verstand hatte ihm dabei zn dienen, die
Architektur der Kompositionen ihm ;n offen
baren. Denn die Struktur der Werte trägt doch
deren seeliscl>en behalt nnd deren änßere Schön
beit. Seine eigenen kompositorischen Schövfuu
geil hat aber seiu Verstand behindert. Der stete
Umgang mit den gan; Großen der Tonkunst ließ
ihn uugerechterweise die Werte seines Werde
ganges mit den Früchte» der Meister verglei
chen. Trotz oftmaligen Drängens seiner Freunde
kamen nur ganz wenige eigene Schöpfungen zur

Vollendung oder Aufführung: Seine Violinsonate erklang mit Konzertmeister Wisaw in Prag
am 7. Febrnar 1941 nnd in Innsbruck zweimal:
einmal mit Wisata und einmal mit Szcntgyörgy
am 1. Oktober 1947. Er selbst
spielte noch eine ,/Bnrlcske" genannte Komposition in einem
Klavierabend in Innsbruck ani
W. März 1942 nnd öfters in
Klavierkonzerten, so wie es vor
Jahrhunderten der allgemeine

musikalische Branch war, seine
eigenen Kadenzen. I n Wien erklang einmal — a m 8. Dezember
194li in einem Andante für Flöte
nnd Klavier von Mozart, K. V.
315 — eine von ihm verfaßte
.Kadenz. Ohne daß sein Name genannt war, hörten wir in I n n s bruck eine voll ihm komponierte
Fanfare für Bläser. Seine Bescheidenheit, seine Selbstkritik, sein Dienen am
Werke der anderen verhinderten die Entfaltung
feiner eigenen Schöpfung. Er diente tatsächlich
allen anderen gleicherweise: Von 1919 bis 1922
war er Orchestergeiger ill Wien, dann war
Prof. Weidlich Kapellmeister ill Lübeck, Aussig,
Mährisch-Ostran. !92tt wurde er Opernchef und
Leiter der Symphonickonzerte in ^roppau und
(HablonH a. d. Neiße. Jeden Sommer veran
staltete er zahlreiche Konzerte (hauptsächlich mil
Werkender Modernen) in (5zernowitz. 19Ü2 kam
er nach Brunn und l9!i l als Kapellmeister nach
Wien, l^r dirigierte in diesen wahren alle Opern
des Spielplanes von Beethoven bis Richard
Strauß. I m Heckst 1W5) wird er,znm erstenmal
Musikdirektor in Innsbrnck. Sein erster Kla
Vierabend am l. Ottober bringt Werke voll vier