Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1952

/ Nr.6

- S.6

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

nisse haben es aus finanziellen Gründen nicht erlaubt, einen
großen Band mit den Bildnissen der Wohltäter der Stadt"
gemeinde zu drucken, t s ist aber sehr dankenswert, das; der
nun ?? Iahoe alte Vorschlag Schnollers in bescheidener, aber
gesälliger Form von einein fleißigen Sammler verwirklicht
werden konnte. Herr Wilhelm Eppacher fügt sich immer besser und verdienstvoller in die deiche der Innsbrucker StadtHistoriker und -chronisten ein. Die Darstellung teilt sich in
die Auszählung der Stister 16. 2ff.j, der Förderer lind
Gönner l S . 19 ss.) und der Spender l S . 26 ff.). Diese drei
Gruppen sind nach der Höhe des gespendeten oder vererb«
ten Betrages abgestuft und auseinandergehalten. Den Stiftern sind ziemlich ausführliche Lebensbeschreibungen gewidmet, mährend sich natürlich, auch aus Gründen der
Raumnot, die anderen zwei Gruppen mit kurzen biographischen Rotizen begnügen müssen.
Altere Innsbrucker und selbst ich, der ich mich noch zur
„mittelalterlichen" Generation zähle, haben so manche aus
die,sen drei Gruppen gekannt, ja, ich habe sogar zwei nahe
Verwandte darunter gefunden. Andere werden noch viel
mehr Bekannte oder gar Verwandte im Büchlein antreffen.
Das Durchblättern des Bändchens ist gleichsam ein gemütliches Wandern durch Innsbrucks Stadtgeschichle besonders
zu Ende des 19. und zu Beginn des 30. Jahrhunderts.
Viele schöne alte Erinnerungen werden wieder mach.
Zwei historische Tatsachen gehen beweiskräftig und unzweifelhaft aus diesem Büchlein hervor. Damals hat es ein
wohlhabendes Bürgertum gegeben, eine breitere Schichte
des Volkes als z. B. den Adel, und für die Caritas im weitesten Sinne des Wortes war es gut, daß sie einen begüterten und zu Spenden bereiten zahlenmäßig großen Stand
als Reserve befaß. Welcher Bürger im alten Sinne des
Wortes, welcher Intellektuelle könnte heute den Gegenwert
von 1000 oder nur 100 Friedensgoldkrone» nach dem
Stande vor 1914 geben oder vererben? 6s gibt heute kein
Bürgertum mehr oder, wenn man den Stand als noch eristent betrachten will, es ist in andere Bevölkerungskreise
übersiedelt. Seit Iahren, schon vor 1945, ist es Mode ge,worden, dem alten Bürgertum eins am Zeug zu flicken. Alan
wird ihm erst später gerecht werden. Dieses Büchlein ist in
vieler Beziehung eine Ehrenrettung des alten Innsbrucker
Bürgertums. Zweitens zeigt dieses Bändchen, daß die alte
Bevölkerung Innsbrucks bodenständiger war und weniger
Aberfremdling zeigte als heute. Es waren sozusagen mehr
Tiroler in Innsbruck. Natürlich war »dann auch die seelische
Verbundenheit mit der Heimatstadt, bzw. der Hauptstadt
des Heimatlandes und die Bereitschaft, ihr etiwas zu spenden, größer. Man darf allerdings wieder nicht zu streng
werden. Ich könnte eine ganze Reihe von sehr guten und
um das Land verdienten Tirolern aufzählen, die in ihrem
Stammbaum irgend einen Mann oder eine Frau aus einem
Rachbarland haben und deswegen doch ruhig zu den vollgültigen heimatgenossen gezählt werden können, Ander«
foils ist die Tatsache der Überfremdung seit 1918, dann seit
1928 und seit 1945 nicht mehr wegzuleugnen. Niemand kann
die bisherige Entwicklung rückgängig machen, an der viel
weniger wir als der allgemeine historische Fortgang seit
1914 die Schuld tragen. Die Tatsachen dürfen aber immerhin hervorgehoben werden.
Den Schluß des Büchleins bildet eine Aufzählung der
vereine, politischen, religiösen und wirtschaftlichen Verein,"»
gungen, Städte und Länder lIV. Teil, 6 . 54f . Ungenannten IV. Teil, 6 . 61 ff.), die Innsbruck etwas gespendet haben. Ein personcninder, der zur Abersicht und
zur praktischen Benützung dos Bändchens sehr notwendig
ist, beschließt dieses, paar Zeilen ausgemacht hätte, fehlt leider.) Die Zufammen>
stellung des gesamten Materials kostete sicher sehr oie! Arbeit.
Das Heft ist für den, der den Inhalt richtig zu durch"

Nummer 6

schauen und zu verwerten weiß, ein nicht geringer Beitrag
zur Häuser- ldenn auch von solchen ist viel die Rede! und
Familien-, aber auch zur Sozial- und Wirlschaftsgoschichte
^Stände des Volkes im alten Sinn, deren Finanzkraft),
schließlich zur Geschichte der Vereine aller Art von Inns»
brück. Die Reihe „Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv
Innsbruck", die sich durch zwei Bändchen schon gut oin<
geführt hat, hat durch dieses dritte Heft eine besonders glück"
licho Bereicherung erfahren, die nicht nur den Tiroler histo>
rikern von der Zunft, sondern gerade älteren Innsbruckern
empfohlen sei, da sie darin alte Bekannte und gemütliche
frühere Zeiten finden werden. Den wohlhabenden Inns»
bruckern von heute könnte man auf Grund dieses Büchleins
sagen: „Gehet hin lind tuet desgleichen!" Die heutige, an>
gebombte, unter den Rachmehen oinos Zurchtbaron Krieges
leidende, von einer langjährigen Besatzung erfaßte Stadt
Innsbruck kann mehr als je Spenden gut brauchen.
Dr. Hans Kramer.
Wort im Gebirge. Schrifttum aus Tirol. Folge IV. Heralisgegeben mit Anterstützung der Kulturabteilung der Ti
roier Landesregierung von Iosef Leitgeb, Hermann Lechner
lind Friedrich Punt. 224 Seiten, kartoniert, 5 24. — , Verlag
Tlzrolia, Innsbruck.
Aus dem InHaiti A. S a n t e r : „Vigilie»", Gedichte. —
R. Th. A m o r t : „Der Zauberteppich", Erzählung. — Ed.
L a c h m a n n : „Der König hat ein Auge zu viel", Erzählung. — I . G. O b e r k o f l o r : „ I m Bannkreis des Hofes",
Gedichte. - I . L e d e r i n a i e r : „Kuder", Die Geschichte
eines Fuchses. — R. B e r g e r : „Zeitgenossen", zwei Akte
eines Dramas. — G. § u ß e n e g g e r: „Die Geschichte von
Rotraut und ihrem himmlischen Beistand". — Fr. P u n t :
„Gedichte aus der Bibel". — G. h o h e n a u e r : „Iohann
Baptist Fm"e.sti, her Erzieher des Herzogs von Reichstadt in
Schönbrunn". — A. h o I g e r s e n : „Gedichte aus Italien",
— W. M a z a g g : „Wie das Leben unterrichtet". h.
L e c h n e r : „Reue Bücher aus Tirol". — I . L ed e r m a i e r:
„pharon", Kindheit und Jugend eines Adlers. - I . L e i tg e b : „Iohann Senn si 795-185?)". - I . 6 e n n: „Gedichte
lind Epigramme aus dem Rachlaß".
Diese neue Folge, die uns gerade in den Ostertagen geschenkt wurde, in denen wir von Josef L e i t g e b für immer
Abschied nehmen mußten, bleibt — mit den Vorgängern
verglichen — an innerem Wert nicht hinter diesen zurück.
Der Mitarbeiterkreis hat sich erfreulicherweise wiederum etwas erweitert, so daß nun bereits eine stattliche Zahl von
tirolischen Dichtern und Schriftstellern mit diesem literari«
schen unternehmen verbunden ist. Einen reichen, bunten Flor,
der sich im großen und ganzen durch Kraft der Sprache
und Reinheit in der Form noch citra auszeichnet, begegnet
der begierige Leser. Das „Wort im Gebirge" verdient daher
allgemeine Beachtung lind freundliche Entgegennahme seitens der Tiroler Bevölkerung.
W. Eppacher.
Tiroler Heimatblätter. Monatshefte für Geschichte,
und Volkskunde, herausgegeben vom Verein sür Heimat»
schütz lind heimatpflege in Tirol. 27. Jahrgang, Heft 1/3,
Iänner bis März 1952" 22 Seiten mit 5 Bilder»" halbjahresabonnement 3 1 5 . ^ .
M i t dem vorliegenden Jahrgang beginnen die vo» Schulrnl Rud. Siiiwel begründeten „Tiroler Heimatblätter" einen
neuen Abschnitt ihres dornenvollen Geschickes. Sie gingen
aus dem Verlage des Buchhändlers Albert Vilterich, der sie
seit 1926 betreute, an den Tlirolia Verlag über. Wenn die
Herausgabo einer heimatkundlichen Zeitschrift auch kein ge»
winnbringendes unternehmen darstellt, so sollte deren För<
dorung vo» Seiten der «Obrigkeit wie auch der Bevölke»
runa, zumindest eine derartige sein, daß es wenigstens kein
Verlustgoschäst ist. Bei der houtgen Überfülle an oft minder«
wortigsten Druckerzeugnissen ist es doch eine Ehrenpflicht