Innsbruck Informiert

Jg.2005

/ Nr.5

- S.45

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STADTGESCHICHTE

Der Neubeginn in der Stadt
Innsbruck 1945
In d e r h e u t i g e n Z e i t k ö n n e n w i r es uns k a u m v o r s t e l l e n , w i e es
sein m u s s , u m das e i g e n e L e b e n z u r e n n e n , w e n n S i r e n e n e i n e n
B o m b e n a n g r i f f a n k ü n d i g e n u n d H ä u s e r d u r c h d i e W u c h t d e r Det o n a t i o n e n u n d des L u f t d r u c k e s e i n s t ü r z e n .
Der Begriff „Vergangenheitsbewältigung" lässt viele Menschen ablehnend zusammenzucken. Manche
fühlen sich durch die Medien belästigt
und gestört durch die zelebrierten
Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum
von Mag. Barbara Kobler
Gedenktage und Schreckensbilder. Es
scheint keine Minute Zeit zu sein, sich
kurz einmal zu besinnen oder mit den
Kindern ein paar W o r t e über dieVergangenheit zu reden.
Im Mai 1945 ging ein Krieg zu Ende,
der so grausam und unbarmherzig
war, wie nie einer zuvor. Er verschonte weder Städte und Hinterland, noch
machte er vor Frauen und Kindern
halt. Auch Innsbruck war schwer in
Mitleidenschaft gezogen w o r d e n .
Straßen, Kirchen, Denkmäler etc. wurden von den Bomben getroffen.Alle lebenswichtigen Einrichtungen, Gaswerke, Elektrizitätswerke, Bahnhöfe
und öffentliche Verkehrsmittel, mussten ihren Betrieb teilweise oder zur
Gänze einstellen. 1945 war es für die
Tiroler Landesbaudirektion am wichtigsten, die durch Kriegseinwirkung/
Bombardierung stark zerstörten
Straßen und Brücken wieder instand
zu setzen. Erst nach diesen umfangreichen Arbeiten, die durch Materialmangel ungemein erschwert waren,
konnte man daran denken, neue Verkehrswege zu schaffen.
Den Begriff „der totale Krieg" kennen die meisten von uns nur noch aus
der Schulzeit oder aus Fachbüchern.
Damals aber hatten die Kinder der
Kriegsjahre einen entsetzlichen A n schauungsunterricht. Von den ca.
26.000 Wohnungen der Stadt Innsbruck fielen ca. 15.500 dem Krieg zum
Opfer. Verschont blieben nur rund

nur an Baumaterial und Kohle zum
Ziegelbrennen, sondern auch an Fachleuten. Die Bewohner Innsbrucks waren sich dessen bewusst und reinigten
so die Backsteine vom Mörtel, um diese wieder zu verwenden. Es herrschte Wohnungsnot, und so galt es, jedes
noch intakte Mauerwerk zu erhalten
und in neues Mauerwerk einzufügen.
Verarbeitet wurden u.a. 6.900.000
Stück Ziegel, 1.500.000 Dachziegel
und 3450Tonnen Zement.

10.400 Wohnungen. Pradl und Wilten
waren die beiden Stadtteile, die am
schwersten getroffen wurden.
Von den kriegsbeschädigten W o h nungen waren ca. 2600 total zerstört,
ca. 7000 Wohnungen konnten nur
mehr zum Teil bewohnt werden und
nur ca. 5800 kamen mit leichten
Schäden davon.
Die Literatur vermittelt uns vor
allem das, was im Licht steht: Der
18.Juli 1945 war ein geschichtlich
wichtiges Datum. A n diesem Tag
übernahm die französische Besatzungsmacht die Militärregierung in
Innsbruck. Bereits im November
1945 fanden die ersten demokratischen Wahlen statt.
W i e war das damalige Alltagsleben? Das heutige ist geprägt von
Hektik, Konsumdenken, Lärm auf
den Straßen und von läutenden
Handys. All dies scheint schier
obszön, wenn man Fotos betrachtet, die über den damaligen Zustand der Stadt Innsbruck erzählen.
Schwere Schäden am Landesgericht, Schutt und Asche im südlichen Teil der Maria-TheresienStraße. Zerstörung in der Gumppstraße und in der Herzog-Friedrich-Straße ... und Hunger bei den Aufnahme der Ruine des Hauses Hcrzog-FricdhchMenschen - sie fanden Hilfe bei Str n und des Stadtturms, PH-26486.
(Original im Stadtarchiv liinshiin I i
der
Besatzungsbehörde, der
„Schweizer Spende" und dem „Roten
Langsam ging es wieder aufwärts.
Kreuz".
Kunstschätze wurden aus den bomEs galt, die Trümmer wegzuräumen.
bensicheren Depots geholt und das
Die Situation glich der Stunde Null.
Theater öffnete wieder seine Pforten.
Die Innsbrucker wurden turnusweise
In Innsbrucks Altstadt aber befreite
zum Wegräumen des Schuttes eingeman das „Goldene Dach!" von seiner
teilt. Der Wiederaufbau begann. Dies
Betonummauerung. Für die Innswar allerdings schwierig - nach einem
brucker war vor allem dies ein SymKrieg sind ja nicht „nur" Städte zerbol dafür, dass es sich lohnt aufzubaustört, sondern auch Wirtschaft, Inen, sich neu zu orientieren und an eidustrie und Handel. Es mangelte nicht
ne neue Zukunft zu denken.

INNSBRUCK INFORMIERT - MAI 2005

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