Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1951

/ Nr.12

- S.5

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 12

vembcr 1909 veröffentlicht. Da sie in jener heute fast
vergessenen, in Riva herausgegebenen Zeitung kaum
einmal gesucht werden dürften, sei hier daran erinnert.
Der Verfasser hat 21 Gaststätten Poetisch —
manchmal derb und ziemlich witzlos — umrissen,
nämlich: Hotel Europe, Hotel Kreid, Stadt München,
Delevo, Breinößl, Goldene Krone, Goldene Rose,
Fechtl, Weihes Kreuz, Iörgele, Goldener Hirsch,
Kaiserkrone, Bierwastl, O r e r i a al pero, Goldener
Stern, Zum Sandwirt, Graue Katze, Bürgert. Brauhaus, Neuwirt in Wilten, Goldener Adler und Adambrau. Zwei kurze Beispiele jener dichterischen Leistung seien hier angeführt:
Bierwastl.
Der Garten wäre herrlich,
Wenn besser war das Bier,
Dann wüßte ich mir kein Plätzchen,
Wo"s schöner war als hier.

Jetzt treten auf der Bühne
Tiroler Sänger auf
Und singen den Bettelstudenten.
M i r wird hinaus. Ich lauf!
Goldener Adler.
Der sentimentale Heine
Und Goethe, der große Geist,
^
Die wohnten in diesem Hause,
Wie"s die Tafel beim Eingang beweist.
Doch mir ist"s dort unheimlich,
Das mag wohl darum sein,
I n solche illustre Gesellschaft
Paßt unsereins nicht hinein.
Sollte jemand von den Lesern das Pseudonym des
Verfassers auflösen können oder wissen, wo sich die
Osteria al pero befand, fo wird höflichst um Benachrichtigung des Stadtarchives gebeten.
Dr. K. Schadelbauer.

Zur Exhumierung Cav. Francesco Morlacchis
Cine Besprechung und ein archivalischer Nachtrag

„Ritorno in kerußia äel lüavalier Francesco
«ui", verfaßt von Gttorino Gurrieri- erschienen in der Rivista „perusia" lNo. 9, 1951).
.
Der sächsische hofkapellmeister und Komponist Francesco
Morlacchi, ein Snhn Perugias, war am 35. Oktober 1841
todkrank in Innsbruck angekommen und hier drei Tage
später verschieden. Dott. «3. Gurrieri, der Verfasser "der vorliegenden Schrift, hat es nun unternommen, die sterblichen
Reste des großen italienischen Musikers in seine Heimat
zurückzubringen. Diese pietätvolle klbsicht halt« allerdings
beträchtliche Schwierigkeiten Zu überwinden, da ja der alte
Spitalfriedhof in den ziinfzigerjahren des 19. Jahrhunderts aufgelassen werden mußte. Vedauerlichermeise wird
in der vorliegenden Schrift die 6eilig-Geist-6pitalskirche
als St.-Iakob-Mirche bezeichnet, ein I r r t u m , der wohl dadurch entstanden ist, daß die Spitalskirche bis zur Niederherstellung der ausgebombten St.-Iakobs-Pfarrkirche deren
Stelle versah.
Infolge der kluflassung des alten ßriedhoses waren auch
die Gebeine Morlacchis in ein Sammelgrab gelegt morden,
aus dem sie nun die kundige Hand des klnatomen herauszusuchen hatte. Prof. Dr. G. Sauser, der durch seine langjährigen Forschungen in verschiedenen Ossuarien geradezu
für diese Antersuchung »der gegebene Kenner ist, hat denn
auch unter klbwägung aller Momente den Schädel festgestellt, der mit höchster Wahrscheinlichkeit jener Morlacchis ist. Prof. Sauser stand dabei vor einer ähnlich
schwierigen Aufgabe, als die seinerzeit bezüglich der Identifizierung des Schädels Friedrich Schillers war. Schillers
Gebeine ruhten ebenfalls mit 46 anderen Skeletten in
einem Massengrab, und von vier Schädeln konnte jeder mit
mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit auf ihn bezogen werden. Daß aber eine sichere Identifizierung sogar bei nur
Zwei vorliegenden Skeletten schon erhebliche Schwierigkeiten bereiten kann, zeigte die Ausgrabung des Königsberger
Philosophen Immanuel Kant, der wegen seiner kleinen Statur l156 cm) und seiner Kopfform doch anscheinend leicht
erkennbar gewesen sein sollte, klber durch eine Tücke des
Zufalles fand sich neben ihm ein ganz ähnliches Skelett vor.
Die klrbeit G. Gurrieris ist reich mit Vildern von Mor»

von Dr. K. Schadelbauer.

lacchi selbst, seinen Grabdenkmälern, von Innsbruck und
den an der Aberführung beteiligten Persönlichkeiten aus«
gestattet. Sie hat überdies das Verdienst, an einen bedeutenden Musiker zu erinnern, der hierzulande so gut wie
vergessen war. (kinige Druckfehler dürften sich wohl infolge
der Abersehung eingeschlichen haben- so heißen der städtische
ßrietchofsdirektor Weiß statt Weib und die beiden Verge
Glungezer statt Glungerer und Serles statt Gerles.

Nrchwalischer Nachtrag
Gerade als vorstehende Besprechung in die Druckerei
gebracht werden sollte, fanden sich in einem §aszjkel mit
ßriedhofsakten des Jahres 1858 folgende vier, auf die <5r«
humierung Morlacchis Vezug nehmende Stücke:
1. „protokollarisches Ansuchen des Drs. Isido.r Mörz
wegen Einräumung eines Vegräbnisplatzes in einer novbe«
haltenen Nrkade für den im Jahre 1842 hier verstorbenen
königl. sächs. Oofkapellmeister Ritter von Morlacki und Aber«
tragung der Leiche hiezu."
Das Protokoll hat folgenden Wortlaut:
„Geschehen beim Stadtmagistrate zu Innsbruck am
14. klugust 1858. Vor dem gefertigten Magistratsaktuar
Vlalentin) Kahung. Cs erscheint Herr Dr. mod. Isidor Mörz
und erklärt im Namen der Verwandten und freunde t>es
im Jahre 1842 hier verstorbenen Ritter v. Morlacki, k.
sächsischen Kapellmeisters, Nachstehendes: Ich bin von der
königlich sächsischen yofkapelle beauftragt für obigen Ritter
o. Morlacki im neuen Stadtfriedhofe ein Monument auf«
stellen Zu lassen und zu diesem Vehufe gefonnen einen Platz
in einer vom Magistrate zu diesem Vehufe vorbehaltenen
klrkade anzukaufen und die noch vorhandenen irdischen
Aberreste aus dem alten in den neuen Friedhof übertragen
zu lassen. Ich bitte daher mir eine solche klrkade gütigst
anzuweisen, wofür ich den für diesen Platz bestimmten Betrag
von 80 i l . l^Gulden) k. V«?. l^Reichswährung) zu erlegen
angemiesen und am Tage der erfolgten klnmeijung zu erlegen
bereit bin. Gleichzeitig bitte ich um sinschreitung Zur Ve<
willigung der Crhumation.
Zur Bestätigung die Unterschrift: Dr. Isidor MerZ, prak«