Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1951

/ Nr.12

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 12

Innsbrucker Weihnachtsbräuche
Vsn den mannigfaltigen Weihnachtsbräuchen, wie
sie sich am Lande noch zum Teil erhalten haben, sind
in unserer Stadt nur mehr die folgenden verbreitet:
Die W e i h n a c h t s k r i p p e , deren hohe Bedeutung in gar vieler Hinsicht heutzutage allgemein anerkannt wird und die das Weihnachtssest in vornehmster und wärmster Weise versinnbildlicht, sand
anscheinend erst im 16. Jahrhundert den Weg nach
Innsbruck und von da in die übrigen Tiroler Landcsteile. Zunächst war es immer nur das Christkindlcin, das in einer anfangs gläsernen Krippe, dann in
einer Wiege gezeigt wurde, bis allmählich auch die
anderen Figuren hinzukamen. I n diesem genannten
Zeitraum beginnen die ersten literarischen Nachrichten über Krippen und Krippenkünstlcr zn sprechen.
Bald darauf hört man, wie solche Krippen Einlaß
fanden in Klöstern, Fürstenhäusern und schließlich in
bedeutenderen Gotteshäusern. Konrad Fischnaler erwähnt in seiner „Innsbrucker Chronik" als erste größere Krippe in Innsbruck jene der Jesuiten um 1608.
Kleincrc mögen ja schon etwas früher zur Aufstellung gekommen sein. Gar bald erfuhr das Krippcnwcscn aber gerade von Tirol aus einen mächtigen
Auftrieb; es genügt, an die Namcn Gincr, Probst,
Bachlcchner zu erinnern, und auch ein Pöttmcsscr, den wir in Innsbruck seit dem Vorjahr in
besten: Gedächtnis haben, kann dieser Reihe angefügt
werden. Am 17. M a i 1909 erfolgte hier in Wiltcn
die Gründung des Vereines der Krippenfreundc, der
seither bereits weltweite Verbindungen aufgenommen nnd im Lande selbst gar hohes Interesse für die
Krippcnidec erzeugt hat. Welch beträchtliche Zahl an
Krippen ill allen Größen und Formen heute allein
in Innsbruck zu finden ist, wird nicht so leicht festzustellen sein.
Der C h r i s t b a u m , der von der Zeit Luthers
bis herauf in die Mitte des 17. Jahrhunderts als
konfessionelles Zeichen der evangelischen Christen gegolten hat, hat in Tirol und besonders in seiner Landeshauptstadt seit dem 19. Jahrhundert eine eifrige
Anwendung gefunden. Nach Pater Gandentius Koch
und Dr. Änton Dörrer soll in der Christnacht des
Jahres 1575 im Spanischen Saal des Schlosses Amras von Philippine Welser der erste Christbaum angezündet worden sein. Heute findet er sich nicht nur in
jedem Hanse, sondern in säst jeder Familie, oftmals
in Verbindung mit der Krippe. Wenn wir die Zahl
von: kleinen Zierbäumchen bis zum stattlichen Naturbaum, den die Stadtverwaltung vor dem Goldenen
Dacht brauchgcmäß zur Aufstellung bringt, nehmen,
so mögen es viele Tausende sein. Aber auch die
andere Seite soll hier Erwähnung finden: Es ist
Heuer genau 75 Jähre her, daß der Schaden der
Waldkultur durch das Fällen der immer anwachsenden Zahl der Christbäume behördlicherseits mehr und
mehr hervorgehoben wird. Die k. k. Bczirkshauptmannschaft hat nämlich im Jahre 1876 eine Verordnung erlassen, wonach die Verkäufer von Weihnachtsbäumen mit einem Lizenzfchcin versehen sein müssen,
widrigenfalls sie den Verfall der Ware und die Bestrafung nach den Forstgesetzen zu gewärtigen hätten.

Die C h r i s t m e t t e m i t dem H i r t e n a m t
um Mitternacht des Heiligen Abend erfreut sich in unserer Stadt alljährlich eines massenhaften Besuches.
Wenn zu den anderen Zeiten die Kirchen Innsbrucks
Raum genug zu bieten vermögen, so scheinen sie an
diesem Abend durchschnittlich viel zu eng, weil der
Kirchenbesuch zur mitternächtlichen Weihnachtsstunde
nicht nur für die ständigen Besucher, sondern auch für
Andersgläubige eine große Anziehungskraft ausübt.
Auch die kirchliche Weihnachtsmusik, die ein geheimes,
unbeschreibliches Glücksgefühl auslöst, mag ein
Grund zn diesem Andrang sein.
Das T u r m b l a s c n , wie es von mehreren
Innsbruckcr Pfarrkirchen aus im Anschluß an die
Christmette seit Jahren geübt wird, erscheint den
meisten Bevölkerungskreisen
als
inhaltsreicher
Brauch. I n der Regel stellen sich dafür Quartette oder
Quintette verschiedener Innsbrucker Musikkapellen
znr Verfügung.
Die B e sche r u n g am Heiligen Abend im Rahmen der Familie ist viel älter als jene, die in Verbindung mit Christbaumfeiern seitens Vereine, Schulen oder anderen Einrichtungen durchgeführt werden.
Die erste Bescherung dieser Art scheint in Innsbruck
erst 1877 ausgekommen zu sein, als nämlich die
Feuerwehr an 500 Kinder einlud und beschenkte und
die Kleinkinderbewahranstalt von Dreiheiligen sür
ihre Insassen ebenfalls eine Christbaumfcier mit Kindcrbcscherung veranstaltete. M i t diesem Zeitpunkt
jedenfalls kam die Bescherung immer mehr in Flnß,
bis sie — wie in unserer Zeit — fast des Guten zuviel wurde. Es kommt vor, daß Kinder, die zu Hause
bereits ciuc Christbaumbescherung erlebt, noch drei-,
vier-, fünfmal oder noch öfters zu solchen geladen werden, wodurch der Wert der familiären Bescherung
Einbuße erfährt. Es sei in diesem Zusammenhange
die Mahnung erlaubt: Wer Weihnachtsfrende spenden will, der bringe die Geschenke den Armen und den
Eltern armer Kinder in ihre Hänscr, damit die Bescherung in der Familie erfolgen kann.
Eine alte Gepflogenheit ist anch das D r e i k ö n i g s i n g c n in Innsbruck. Knaben ziehen als
„Stcrnsinger" gekleidet, Sprüchlein und Lieder aufsagend nnd singend, herum. Weil in den letzten Jahren sich das Singen der Drei Könige aus dem Morgcnlande immer mehr von feinem Ursprung entfernt
hatte und viel eher zu einer Bettelei geworden ist,
haben es im Vorjahre sür die Stadt die Wiltcner
Sängerknabcn übernommen, den alten Brauch wieder sinnig uud gemütvoll zu gestalten, was allgemein
sehr begrüßt wurde.
Der Brauch des C h r i stk i n d l - E i n z u g e s
fand seinen Anfang im Dezember 1934 und hat sich
seither schon des öfteren gnt bewährt. Weit ist sein
Echo gedrungen, sogar über Europa hinaus hinüber
bis Australien, überall.Anerkennung findend. Ein
großer Teil der jungen Generation der Landeshauptstadt wirkt bei der Gestaltung und Durchführung
dieses nnnmchr zeitgemäß gewordenen Brauches tätig