Innsbruck Informiert

Jg.2004

/ Nr.9

- S.43

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STADTGESCHICHTE

Arzler Kalvarienberg gibt
zahlreiche „Schätze44 frei
S e i t 5. Juli ist d e r K a l v a r i e n b e r g in A r z l a u c h S c h a u p l a t z v o n
A u s g r a b u n g e n . U n t e r d e r L e i t u n g v o n D r . D i e t r i c h Feil
v o m I n s t i t u t f ü r Klassische P r o v i n c i a l r ö m i s c h e A r c h ä o l o g i e d e r
U n i v e r s i t ä t I n n s b r u c k w i r d i m A u f t r a g des B u n d e s d e n k m a l a m t e s
in Z u s a m m e n a r b e i t m i t „ A r c h a e o T i r o l " das L e b e n
u m g u t 2000 Jahre z u r ü c k g e d r e h t .
Im Zuge der Grabungen wurden
ca. 120 Quadratmeter geöffnet, und
es kamen bemerkenswerte Funde zu
Tage: große Mengen prähistorischer
(auch dekorierte) Keramikteile, r ö mische Münzen, römische Gewandnadeln („Fibeln") und verschiedene

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.V Tir*:

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Oer Kalvarienberg als Grabungsstätte.

Eisenfunde w i e Schlüssel, Messer,
Pfeilspitzen, Fragmente von Terra Sigillata (gehobenes römisches TafelgeS< Im i ), Fragmente spätantiker Specksteingefäße und frühmittelalterlicher
Reitersporne.
Eine interessante
Entdeckung
brachte eine Grabung in die Tiefe an
der nordöstlichen Ecke des Hügels.
Eine schön erhaltene, bis zu drei Met e r hohe und lange Mauer konnte
freigelegt w e r d e n . Nach Meinung

Dr. Feils könnte die Mauer noch mehr
in die Tiefe des Lehmbodens gehen:
„Das Gebäude war zum Hang hin hineingebaut. Es ist anzunehmen, dass
das Haus über zwei Stockwerke verfügte!" Gleichzeitig wurde vom Grabungsteam (Studenten/innen der Archäologie der Universität Innsbruck)
ein nach Norden und Osten gegen
den gewachsenen Lehm des Hügelhanges gemauertes Gebäude freigelegt. „Wahrscheinlich aus der Spätantike", interpretiert Dr. Feil die Funde
von mehreren großen Fragmenten
von Specksteingefäßen (Lavez).
Somit steht fest, dass der Hügel, ca.
100 m überTalniveau gelegen und mit
seiner talüberblickenden Lage, im gesamten oberen Bereich für verschiedene Bebauungen genutzt und entsprechend gestaltet wurde. Zugleich
war er der einzige Punkt, von w o aus
die Wegverbindung von Innsbruck in
östlicher Richtung auch südseitig
kontrollierbar war.
Der heutige Eindruck des naturbelassenen grünen Hügels ist irreführend
und wohl erst Folge der
^ M
Anlage des barocken Kalvarienberges in den Jahren
1664/65. Die ursprüngliche Annahme, der Hügel
sei nur als Kultstätte (Opferplatz) genutzt worden,
scheint sich nicht zu erhärten. Man kann von länger andauernden, vor allem auch römischen Siedlungen ausgehen.

Auch die Frage nach der Herkunft
des Ortsnamens darf somit als geklärt gelten: Die alte Annahme, der
Ortsname „ A r z l " vom lateinischen
„arcella = kleine Burg" war wortgeschichtlich nahe liegend, doch war das
Problem, dass eine entsprechende
„Burg" nicht nachgewiesen war. Mittlerweilen darf angenommen werden,
dass die vorgeschichtlichen bzw. römischen Anlagen für die namensgebende „Burg" durchaus ausreichend
gewesen sein müssten. ( W W / A . G . )

Bei einem Lokalaugenschein zeigte sich
Vizebgm. DI Eugen Sprenger beeindruckt
von der Fülle der Funde und auch von den
gewonnenen Erkenntnissen, über die Dr. Feil
(li) zu berichten wusste.
(Fotos: W. Weger)

Weitere Informationen über Arzl
http://www.arzl-innsbruck.at
(welches übrigens die weitaus umfangreichste
ortskundliche Website in weitem Umkreis ist)

20

Burgermeisterin Hilde Zach: „Der Kalvarienberg gehört zu
den wichtigsten frühen Plätzen im Innsbrucker Bereich."

INNSBRUCK INFORMIERT - SEPTEMBER 2004