Innsbruck Informiert

Jg.2004

/ Nr.6

- S.44

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STADTGESCHIC

un,

Schönruh — Innsbrucks einstiges
Strandbad in Amras
„ F ü n f M i n u t e n o b e r h a l b des b e r ü h m t e n Schlosses A m b r a s , m i t
s e i n e n 10.000 q m F l ä c h e n i n h a l t n i c h t n u r d i e g r ö ß t e , s o n d e r n
infolge seiner reizenden Lage, m i t seiner prachtvollen Aussicht
auf die S t a d t Innsbruck und die Berge d e r N o r d k e t t e u n s t r e i t i g
d i e s c h ö n s t e B a d e a n l a g e T i r o l s " b e s c h r e i b t e i n I n s e r a t aus d e m
Jahr 1929 das e h e m a l i g e S t r a n d b a d S c h ö n r u h .
In dieser Bewerbung präsentierte
sich Schönruh auch als Familienbad mit
Sonnen-Terrassen, das ob seiner Seehöhe (770 m über dem Meer) von „besonderem gesundheitlichen W e r t e " ist.
Und tatsächlich wartete dieses

mer und Nichtschwimmer bot und ein
50 m2 großes Planschbecken für die
Jüngsten sowie mehr als hundert Umkleidekabinen für Damen und Herren
inklusive Duschanlagen versprachen
Badespaß mit ausreichendem Platz und
Komfort. Für den geselligen Teil dieses
Aus dem Stadtarchiv
sommerlichen Vergnügens standen den
von Josefine Justic
Besucherinnen ein Restaurant- und
Buffetgebäude zur Verfügung.
Freibad, das vor nunmehr 75 Jahren
„Den Glanzpunkt der ganzen Anlaeröffnet wurde, mit zahlreichen weitege bilden aber die Sonnenterrassen,
ren Annehmlichkeiten auf, die sicher die übereinander angelegt sind",
schrieb voll Begeisterung ein Journalist
anlässlich der Eröffnung von Schönruh
am 28. Juni 1929 im „Tiroler Anzeiger". Eine 200 m 2 große Strand- und
Sandfläche (den Sand holte man vom
Innufer am Fuße des Mentlbergs), welche als Ballspielplatz zur Verfügung
stand bzw. mit allerleiTurngeräten ausgestattet war, lud schon damals zu
sportlicher Betätigung ein.
Bereits ein Jahr später, im Juli 1930.
bewährte sich das Bad als Wettkampfstätte. Das 3. Bundesturnfest des Deutschen Turnerbundes fand in Innsbruck
statt, und die Schwimmbewerbe wurden mit großem Erfolg in Schönruh
durchgeführt.
Die Badeanlage war Zeit ihres Bestandes ein privat geführtes Unternehmen. Die Besitzerin Olga Heid und ihr
Sohn führten nicht nur das Strandbad,
sondern auch die Pension Schönruh bis
Der östliche Bereich des großen Beckens mitzum Jahr 1936. Danach übernahm die
FamilieTomasi die Anlagen und betrieb
dem Sprungturm, um 1930.
(Foto: A. Stockhammer, Hall i. T., Original das Bad in bewährter Weise weiter bis
im StadtarchivIStadtmuseum, Sign. Ph-IS4l7)
zum Jahr 1970, als es geschlossen werden heutigen Standards angepasst den musste.da die Anlagen von Schönauch jetzt noch viele Gäste anziehen
ruh - sowohl was die Qualität des Waswürden: Ein Schwimmbecken, das mit
sers als auch die Einrichtungen betraf,
50 x 27 Metern viel Platz für Schwimnicht mehr den Anforderungen ent-

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H^

sprachen, die von den zuständigen
Behörden vorgeschrieben worden waren. Die für eine umfassende Sanierung
notwendigen finanziellen Mittel konnte der Besitzer nicht aufbringen. Die
mit der Stadtgemeinde Innsbruck darüber geführten Verhandlungen führten
zu keinem positiven Abschluss.
Bereits 1972 wies der Innsbrucker
Journalist Albert Eizinger in einem Artikel in der Tiroler Tageszeitung darauf
hin, dass das Schwimmbad Schönruh
vom Verfall bedroht ist, da die letzten
Jahre keine Lösung im Sinne einerWeiterführung des Bades gebracht hatten,
obwohl „die Stadtgemeinde großes Interesse am Betrieb gezeigt hat". Sein
Appell endet mit den eher pessimistischen Sätzen: „Das Schwimmbad
Schönruh, seit annähernd 40 Jahren
von der Familie Tornasi geführt, wird
somit noch lange auf Wiederinbetriebnahme warten müssen. Wenn es
jemals noch dazu kommt."
Er sollte Recht behalten: Zwar kam
Mitte der 1980er Jahre wieder etwas
Bewegung rund um die Revitalisierung
von Schönruh, Architekten lieferten
Ideen zu einer Neugestaltung des
Freibades,allein dabei sollte es bleiben.
In derTirolerTagespresse 1999 wird
noch einmal über Pläne, die das Areal
von Schönruh betrafen, berichtet. A l lerdings verhieß der Titel „Schönruh
liegt im Tiefschlaf" keine sich in Richtung Freischwimmbad abzeichnende
Lösungsvariante.
War Schönruh im Jahre 1929 eine
Badeanstalt, „die dank ihrer Lage und
Einrichtungen zu den modernsten
Schwimmbädern Tirols zählt" und die
in technischer und hygienischer Hinsicht damals alle Voraussetzungen erfüllte, so ist heute nicht einmal mehr
das
(inzwischen
abgetragene)
Schwimmbecken zu sehen, und so
mancher Badegast von früher erinnert
sich vielleicht mit ein bisschen Wehmut
an die schönen Sommer im Strandbad
Schönruh zurück.

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - J U N I 2004