Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1951

/ Nr.9

- S.5

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Rummer 9
Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Seite 5
Eine interessante soziale Stiftung aus der Mitte des
19. Jahrhunderts
Univ.=Dozent Dr. H. Lentze
Die Geldentwertung nach dem ersten Weltkrieg brachte vielen uralten Stiftungen den Untergang. Bis dorthin bestanden z. B. an jeder Kirche Jahr tagsstiftungen oft von sehr hohem Alter, die auch
eine soziale Bedeutung hatten!). An den Jahrtagen wurde nämlich den Armen Brot ausgeteilt. Manche Stifter gestalteten ihre Stiftungen sehr reich aus; sie fügten der Brotspende noch andere
Leistungen hinzu, etwa die Austeilung von Wein und Fleisch, oder ersetzten die Brotspende durch andere Leistungen*). Voraussetzung für die Beteiligung war, daß die Armen am
Jahrtags=Requiem teilnahmen und für das Seelenheil des Stifters beteten. Die Verteilung der Gaben fand darum im Anschluß an das Jahrtags Requiem statt. Man nannte die Armenspende im
mittelalterlichen Innsbruck die „offene spent“s). Noch vor dem Untergang der Stiftungen in der Inflation war die Brotverteilung bei den Jahrtagen auf dem Lande sehr verbreitet, so daß sich viele
ältere Leute noch daran erinnern werden.
Wie zähe sich die alten Stiftungsformen behaupteten, kann man aus Igler Stiftbriefen des 19. Jahrhunderts ersehen. Die Jahrtagsstiftung der Anna Peer vom 9. Dezember 1846 (Pfarrarchiv Igls,
Mappe Stiftbriefe Igls Nr. 31) ist z. B. mit einer Brotspende verbunden. Es soll Brot am Jahrtag an Arme gespendet werden, die dem Gottesdienst beigewohnt haben. Bringt dieser Stiftbrief die
traditionelle Form der Brotspende, so verband Peter Paul Stett
1] Über die Jahrtagsstiftungen s. Lentze, Begräbnis und Jahrtag im mittolalterlichen Wien, Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Kan. Abt., Bd. 56, 1950, G. 350 fl.
*) Vgl. dazu Schadelbauee, Ein Beispiel von Winterhilfe aus dem Jahre 1343, Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck, Ig. 1937/11, S. 9.
*] Urkunden des Stadtarchios Innsbruck Nr. 29, 1322, April 23, und Nr. 84, 1344, April 16.
ner seine Jahrtagsstiftung vom 6. März 1857 mit einer Armenspende ganz eigener Art, einer Beihilfe zur Bezahlung des Mietzinses (Pfarrarchiv Igls, Mappe Stiftbriefe Jals Nr. 36). Weil er „von
den wenigen in der Gemeinde Igls befindlichen Armen oft die Klage hörte, daß der, wenn schon kleine Miethzins mangel des geringen Verdienstes oder der gänzlichen Arbeitsunfähigkeit wegen
so hart aufzubringen sei“, entschloß er sich zu dieser Stiftung. Er dotierte sie mit einem Kapital von 1630 kl, das in Hypotheken angelegt war. Alljährlich sollte an seinem Sterbetage oder, wenn das
nicht möglich war, an einem anderen Tage nach Anfall der Zinsen eine heilige Messe in der Kirche zu Igls gelesen werden, die vorher zu verkünden war. Dabei sollten sechs Arme vom Pfarrer
nach der Messe mit je 8 fl. Mietzins=Beihilfe beteilt werden, so daß insgesamt 48 fl. für die Beihilfen aufgewendet wurden. Die Anwartschaft auf die Spende hatten zunächst arme ansässige
Männer, die von Jgls gebürtig waren; waren nicht so viele vorhanden, so konnten auch Weiber und Jungfrauen, die von Igls gebürtig waren; waren nicht so viele waren, beteilt werden. Die
Empfänger der Beihilfe mußten der Jahrtagsmesse beiwohnen und nach dem Evangelium zum Opfer gehen. In echt mittelalterlichen Formen suchte also der Stifter einem sozialen Notstand
seiner Zeit zu begegnen.
Mit der großen Inflation schwanden nicht nur die Stiftungen dahm, auch das Vertrauen in die Sicherheit der Geldverhältnisse, so daß heute Jahrtagsstiftungen kaum noch errichtet werden. So
gehören die Armenspenden an Jahrtagen, die aus dem Geiste der christlichen Caritas des Mittelalters geboren waren, der Geschichte an. Auch hier kann man also den Bruch mit der Tradition
feststellen, den der erste Weltkrieg und die Inflation auf so vielen Gebieten gebracht haben.
DAS INNSBRUCKER STADTARCHIV
Stadtkundliche Beiträge von Dr. Karl Schadelbauer
Innsbruck vor
Rugust 1851:
13. wird das geoße, mit Mauern umgebene Anwesen des Karl Niederkircher „Tiergarten“ zum Verkauf angeboten.
16. wird die Ernennung des quieszierten k. bair. Appellationsrates v. Moy zum ordentlichen Professor der und des Kirchenrechtes an der hiesigen Universität bekannt.
— berichtet der „Bote“ über den Fremdenverkehr, wie
folgt: „Der Zuzug von Reisenden, der heuer gegen andere Jahre bisher äußerst sparsam war, mehrt sich jehzt in auffallender Weise. Unsere Gasthäuser sind vollgefüllt von Kremden, und ganz
besonders erfreut sich das neuerbaute, wahrhaft prachtvolle Hotel zum „Östorroi
hundert Jahren
chischen Hof [— das heutige Rathaus) eines zahlreichen Besuches vornehmer Gäste. Unter den Celebritäten, die in letzter Zeit sich hier befanden, nennen wir unseren Landsmann, den
hochverdienten Ministerialrat Hitel, dann den berühmten Maler Kuppelwieser, eine Zierde der Hkademie der bildenden Künste in Wien, zu dessen Schülern meherere unserer besten
vaterländischen Künstler zählen.“
18. schließen die Zeiern anläßlich des Geburtsfestes des Kaisers mit einer großen gesellschaftlichen Veranstaltung am Berg Isel, „wo abwechselnd die ausgezeichnete
Kalserjäger=Regimentsmusik mit der braven Wiltauer
Schützenbande in ihrer festlichen Nationaltracht mehrere