Innsbruck Informiert

Jg.2004

/ Nr.4

- S.45

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2004_Innsbruck_informiert_04
Ausgaben dieses Jahres – 2004
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
STADTGESCHICHTI.

Die Fastenzeit u n d i h r Speiseplan
D e r A s c h e r m i t t w o c h leitet die Fastenzeit ein. Dieser M i t t w o c h
g a l t j e d o c h n i c h t i m m e r als B e g i n n d e r F a s t e n z e i t , s o n d e r n d i e
e r s t e F a s t e n w o c h e g e h ö r t e u r s p r ü n g l i c h n o c h d e m Fasching a n .
I m M i t t e l a l t e r f a n d in j e n e r W o c h e d i e „ W e i b e r f a s n a c h t " s t a t t .
Im Z u s a m m e n h a n g m i t diesem Volksbrauch belästigten
z.B. d i e F r a u e n v o n W ü t e n i h r e P f a r r h e r r s c h a f t , das K l o s t e r ,
m i t Speis- u n d T r a n k b e g e h r e n .

Bischof besaß die Befugnis, die Fastenvorschriften abzuändern. So befreite der Fürstbischof vonTrient, Dr.
Endrici Zolestin, 1916 Tiroler Eisenbahnbedienstete, Reisende und
Kranke von der Fleischenthaltung. In
diesen Hirtenbriefen wurden auch
allgemeine Mahnungen an die Gläubigen ausgedrückt. Die Lesungen der
bischöflichen Fastenbriefe sind auch
gegenwärtig noch üblich.
Als eine Hauptfastenspeise galt der
Fisch, der noch heute das verbreiteste Fastenessen ist. Im 18.Jh. wurde in

Erst im Laufe der Neuzeit bürgertengebote von der Kirche wieder in
te sich der Aschermittwoch als FasErinnerung gerufen und auch von der
tenbeginn ein. An diesem Tag be- Bevölkerung gefordert. So verfasste
streut der Priester die Stirn der
die Stadt Innsbruck am 19. März
Glaubigen in Kreuzesform mit ge- I 558 eine Meldung an die Landesreweihter Asche. Die Asche, die hiergierung, w o r i n Beschwerde gegenbei verwendet w i r d , entsteht zuüber der Nichteinhaltung der Fastenzeit geübt wurde. Hierin wurden
8tfoi"»K#"TAX,
Für das Stadtarchiv/Stadtmuseum
Stadtbewohner angeführt, welche
Oo mit Ansang ÊtÊfmittiâft Gij
;» tir Hlckqtt! .fallut >j,Vii !> nächst <«w>!t"
von Gertraud Zeindl
t r o t z der Fastenzeit Fleisch von
meta ijHfm M t p i M t i ^ t a V /
WH
Metzgern kauften. Laut diesem Best, * r . W « .
M T f u n f « u n t i . o c « et .
,, >
meist im Vorjahr durch Verbrennen
richt hatte der Pfarrer ein halbes
« i n f t i | i $ . g t c i 7 « M t l n i . pt .
>
,
.
tfm W l i c t t r Jcco [>r.
,
,
von am Palmsonntag geweihten
Kalb bezogen, aber auch Freiherr
f in XIIIECT JcKipjr
.
,
.
j
,
Palmzweigen. Das Aschestreuen
Christoff von Wolkenstein hatte zwei
3Stt ob« e,< catino. H r i M ß taufen Mtio»att/
trai (ollt Co» TXun&wt m Xt. ätatftn MML
stellt die Bußgesinnung dar, und
Kälber gekauft. Daraufhin erließ die
«in gross« Adunino« « Slatti» pt.
<
«mritinn«>l«opt. » .
.
.
durch das Weihegebet, das der PrieTiroler Landesregierung ein Mandat,
tm Stoff« Lin |.icl - WaKH VI. "

«in TfunB Eût pt.
.
.
.
.
ster während der Aschenauflegung
dass das Fleischessen während der
Sin p(un& SJtltftn pt.
»
»
»
spricht, wird den Gläubigen Schutz
«in flapl deto pc
>
.
.
»
Fastenzeit nicht gestattete.
Dit jlllllt Mihi foOfn Nrail! PÓH14 HtkUmtmt
und Segen zuteil. Mit diesem Tag beIn der Neuzeit bürgerte sich der
im» 6re unnadjljfilutxt oitjff nicht an«(it)ttnn ; audj
von otntnKimmcnili.ttn f^jnCdn • tfuitn ot,.|. «mitgi-f«.
i n î o r / um« i,, f. C m f / l«nt!w»>,,ii!>«!ch„„n>
ginnt das eigentliche Fasten. In der
Fastenbrief ein, der am letzten FatMtfcoi. LUtum öniDtuj.) ptn iy. Jeomatil 1761.
Stadt wurde und wird der Heringsschingssonntag als Botschaft des Bi- Vorgeschriebene Taxierung des Fisches als
schmaus in den Gasthäusern als Fa- schofs von der Kanzel verlesen wurFastenspeise, Innsbruck, I 763.
(Orig. Stadtarchiv, Sign. Akt-56)
steneinleitung angepriesen.
de. Dieser Fastenhirtenbrief hielt den
Das Fasten sollte dann die gesam- Gläubigen ihre Pflichten v o r Augen
te Zeit bis Ostern beibehalten werund nannte die Zahl und A r t der
Innsbruck für Fisch eine eigene Taxe
den. Dafür bestanden je nach kirchFasttage. Bis zum Ersten Weltkrieg
in der Fastenzeit eingeführt.
licher Gesinnung strengere oder
wurde hierin vorgeschrieben, dass
Eine beliebte Tiroler Fastenspeise
schwächere Regeln. Im Mittelalter
während der ganzen Fastenzeit mit
waren die Fastenbrezen, die sich
verzichteten viele Gläubige freiwillig
Ausnahme der Sonn- und Feiertage
auch zur Mitnahme eigneten. Dieses
auf die Erlaubnis, Fische und Mehl(Josefi und Maria Verkündigung) an
Fastengebäck war schon im Mittelalspeisen zu essen, und ernährten sich
allen Fleischtagen (also alleWochenter gebräuchlich. Diese Brezen w u r nur von Wasser und Brot. Besonders
tage mit Ausnahme von Freitag und
den wie folgt hergestellt: Es wurden
strenge Fastengebote führte in Tirol
Samstag) nur mittags und ein wenig
rohe W e i ß b r o t t e i g r o l l e n in Holzder Brixener Bischof Nikolaus von
abends Fleisch genossen werden
aschenlauge gesotten. Diese wurden
Kues ein. A m Montag, Mittwoch und
durfte. Dabei sollte darauf geachtet
dann in Brezenform gebracht und geFreitag jeder Woche der Fastenzeit
werden, dass man sich nur einmal am backen. Durch die hier beschriebene
sowie die ganze Karwoche durften
Tag satt aß. Freitag und Samstag der
Herstellungsform erhielten die Breweder Milch, Butter noch Eier zu sich
Fastenzeit sowie Mittwoch in der 4. zen ihren typischen Geschmack und
genommen werden. Es sollte nur mit Fastenwoche und die drei letzten
blieben monatelang unverändert. Die
Ol gekocht werden.
Kartage waren volle Fastentage mit
Fastenbrezen w u r d e n auch für die
Wahrend der ReformationsbeweFleischenthaltung und nur einmaliger
Brezensuppe, als typische Fastengung im 15./1 6. Jh. wurden die Fas- Sättigung.Ausnahmen für dieses Fassuppe, verwendet. Daneben w a r
tenregeln abgeschwächt und vielertengebot wurde vor allem Kranken
auch die Brennsuppe eine weitere
orts nicht mehr eingehalten. Erst ab
und Schwerstarbeitenden mit Ausgebräuchliche Fastenspeise, vor alder Mitte des I 6.Jh. wurden die Fas- nahme des Karfreitags gewährt.Jeder
lem am Karfreitag.
4

}

INNSBRUCK INFORMIERT -APRIL 2004

21