Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.12

- S.46

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STADTGESCHICHTK

15. Dezember 1943: Als i n
I n n s b r u c k die Bomben fielen
Z u m 6 0 . M a l j ä h r t sich a m I 5. D e z e m b e r des h e u r i g e n Jahres d e r
Tag, an d e m Innsbruck den ersten v e r h e e r e n d e n B o m b e n a n g r i f f
des Z w e i t e n W e l t k r i e g e s e r l e b e n m u s s t e , d e r s e h r v i e l e n
M e n s c h e n u n s e r e r S t a d t das L e b e n k o s t e t e .
derTretmühle der pausenlosen Arbeit
bedeutete. Knapp vor I Uhr mittags
lautet die Luftlagemeldung: Feindlicher
Bomberverband über den Zillertaler
Alpen. Niemand sorgte sich deshalb.
Die Meldungen waren damals noch geheim vor der Bevölkerung, nur den
Ämtern und Dienststellen bekannt.Als
man die glänzenden Silbervögel wie eiAus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum
nen
tiefen Orgelton zu hören begann,
von Josefine Justic
sah man dem geschlossenen Verband
mit Interesse, aber ohne Furcht entnommen wurden, wie es hätte sein solgegen
und verfolgte ihn mit den Augen
len. Die daraus resultierende Tragik im
auf
seinem
Weg durch das Blau des
Zusammenhang mit jenem verhängÄthers.
Plötzlich
krachen die ersten
nisvollen 15. Dezember 1943 schildert
Bomben. Die Abwehrgeschütze dröhder Innsbrucker Bürgermeister Dr.Annen, die Fenster klirren,sogar dieWänton Melzer in seiner Ansprache aus
de beben. An Rettung war nicht mehr
zu denken. Mitten in der Stadt springen
die Feuergarben der Einschläge
1>M W r t l f » n » B 6 * iBwfciuol («AMÜU un 18. DexAinber 1!H4. dem S. J a f a r » u « d »
. 1/ufUiur riffe» m t mneeie SUdt «Her Opfer, die rhirrfc Hi« Bomben angriff* »irf Inrwhoch, wie ungeheure Pilze wachsen die
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Sprengwolken empor, um sich schließRequiem
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lich über Wilten und über die Stadtmitte auszubreiten. Die letzten BomTcauerfitjung öcs Gemeinftecates
ben fielen in der Nähe der Allerheilineu« tf«j- Htndt I o n e r a r i ltd»l eu M N « Trau«rfei<>n
genhöfe ... es waren Minuten des
Schreckens, der (sie!) über unsere
Dr m e l i e r * h
Stadt zum erstenmale hereingebrofinn-. {IBifciagrr t h .
Stani Rotter e.h.
chen war. Nie zuvor und auch nicht
mehr nachher haben der Tod und das
Ausschnitt aus der Tiroler Tageszeitung vom 1I. Grauen solchen Triumph gefeiert . . . "
Innsbruck war bis zu diesem 15. Dezember 1943 von Luftangriffen verschont geblieben. Luftschutzübungen
für die Bevölkerung gab es allerdings
schon beginnend mit dem Jahr 1938,
die aber in zunehmendem Maße von
den Leuten nicht mehr so ernst ge-

Dezember I948 - die Stadt Innsbruck gedenkt
erstmals der Opfer von 1943 im Rahmen des
dann zur Tradition gewordenen Requiems.

Anlass der Trauersitzung des Gemeinderates am 15. Dezember 1948: „Der
15. Dezember 1943 war ein herrlicher
Tag, die Nordkette blendend weiß im
Hermelin des Winters. Ganz Innsbruck
trotz des Krieges wie in tiefstem Frieden. N u r gegen Mittag plötzlich Fliegeralarm. Doch wer kümmerte sich darum. Die meisten saßen sorglos daheim beim Mittagstisch.Viele waren damals unter uns,für die ein Fliegeralarm
eine willkommene Unterbrechung in

22

In seiner chronologischen Erfassung
der Luftangriffe auf N o r d t i r o l von
1939-1945 schreibt Leo Unterrichter,
dass dieser Angriff sechs Minuten gedauert hat und in dieser Zeit ca. 300
Sprengbomben und 24 Blindgänger abgeworfen wurden. 258 Menschen verloren bei diesem Angriff ihr Leben.
Zum Vergleich sei angeführt, dass in
Innsbruck bis 1945 insgesamt 462
Bombentote zu beklagen waren.
Ergänzend muss noch angefügt werden, dass in Innsbruck bis zu diesem
Zeitpunkt als Schutzräume für die Be-

völkerung lediglich die hauseigenen
Luftschutzkeller zur Verfügung standen.
Die NS-Führung hatte es bis dahin verabsäumt, den Bau von Luftschutzstollen und dgl.zu forcieren. Mit dem Bau
und Ausbau derselben wurde erst nach
diesem 15. Dezember 1943 begonnen.
Für die vielen Toten gab es auf
Innsbrucks Friedhöfen nicht ausreichend Platz. Diejenigen, die in keinem
Familiengrab bestattet werden konnten,wurden nach Amras überführt und
am so genannten Osterfeld begraben,
einem Bestattungsort, der nach 1945
wieder aufgelassen wurde.
A m 15. Dezember 1945,sieben Monate nach Kriegsende, gedachte das
„offizielle" Innsbruck der Bombenopfer, indem Bürgermeister Dr. Melzer an
ihren Gräbern Kränze niederlegte.
In der Stadtsenatssitzung am 28. N o vember 1946 gab Stadtrat Dr. Franz
Greiter seinen Vorschlag bekannt, den
! 5. Dezember jeden Jahres zu ,,eine(m)
A r t Trauertag für die Opfer des Krieges, vor allem für die Opfer der Luftangriffe" zu erklären. Diesem Antrag
stimmte der Gemeinderat am 8.April
1948 einhellig zu. An jedem 15. Dezember sollte auf Kosten der Stadt ein
Requiem abgehalten, auf dem Osterfelde durch den Bürgermeister ein
Kranz niedergelegt und imTheater ein
passendes Stück aufgeführt werden.
Überdies fanden in den Jahren 19481955 aus diesem Anlass Trauersitzungen des Gemeinderates statt.
Von 1948 bis 1993 lud die Stadtgemeinde die Innsbrucker Bevölkerung
am 15. Dezember jeden Jahres zu einem feierlichen Requiem ein. Nach einer Unterbrechung von 1994 bis 1998
fanden die letzten Gedenkgottesdienste an die Bombenopfer des 15.
Dezember 1943 in den Jahren 1999
und 2000 statt.
Heuer aus Anlass des 60-jährigen
Gedenkens findet am Montag, I 5. Dezember, um 19 Uhr in der Spitalskirche eine heilige Messe statt.

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - DEZEMBER 2003