Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.9

- S.45

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STAiriCISCIIICIl"Il".

Schloss Ruhelust — Residenz
von Erzherzog Ferdinand II.
Im Zuge von Bauarbeiten für die
Veranstaltungsgarage am Rennweg,
nördlich-östlich des Landestheaters,
machten Archäologen im Frühjahr
2003 einen kulturgeschichtlich bedeutsamen Fund - die Überreste des
Schlosses Ruhelust von Erzherzog
Ferdinand II.
Gebaut in den Jahren 1565 bis 1582
von Hans und A l b r e c h t Lucchese,
Aus dem Stadtarchiv/
Stadtmuseum von Natalie Pedevilla
diente das Schloss Ruhelust als Sommerresidenz für Erzherzog Ferdinand
II. und seine Familie. Hier erholten sie
sich von den allzu kalten W i n t e r m o naten und genossen den Aufenthalt
im Sommerschloss und in den anschließenden prachtvollen Lust- und
Tiergärten.
Als ein Hauptgebäude einer ganzen
Schlossanlage mit mehreren Neben-

W

enn heute täglich Tausende
durch die Innsbrucker Gassen schlendern, dann ist es v. a. das
Flair historischer Fassaden und Plätze vor dem Hintergrund einer beeindruckenden Landschaft, das die
Stadt so anziehend macht. W e r vor
der Hofburg steht, dem einstigen
Z e n t r u m der Macht, ahnt jedoch
nichts mehr von deren Pendant, dessen Stelle heute teilweise von Landestheater und Stadtcafe eingenommen wird: ein großer L-förmiger Bau
des Erzherzogs Ferdinand IL, genannt das Schloss Ruhelust. Mit weiteren Hofbauten und großzügiger
Gartenarchitektur war dies einst ein
O r t europäischen Kulturlebens inmitten der Residenzstadt Innsbruck.
Entsprechend wertvoll ist das, was
sich im Boden davon erhalten hat:
Dinge, über die keine Schriftquelle
berichtet.
Mit dem Bau einer Tiefgarage ergab

gebäuden bot das Schloss eine ideale
In den späteren Jahren verweilte
Verbindung von den bereits bestehenzeitweise Glaudia dei Medici samt ihden Hofbauten zu den anschließenden
rer Familie in der Ruhelust.Auch als
Gärten. Der Tiergarten mit Hirschen,
das Schloss im Jahr 16)6 von einem
Wildgänsen und Fasanen sowie das
verheerenden Brand heimgesucht
Löwenhaus mit seinen exotischen
Fortsetzung auf Seite 22
Löwen verliehen den
Gärten ihren besonderen Reiz.
Im Jahr I 595 verstarb Erzherzog Ferdinand II. im Schloss
Ruhelust und wurde
d o r t auch aufgebahrt.
Er vermachte das
Sommerschloss seiner zweiten Frau A n na Katharina Gonzaga als Witwensitz, die
nach dem Tod ihres
Gatten einen Teil des
Schlosses mit ihrer
Tochter Maria tat- Michael Ignaz Mildorfer: Brand von Schloss Ruhelust.
sächlich bewohnte.
(Original im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum)
sich im Frühjahr 2003 dank der Unterstützung der Bauträgerin SoWiInvestor. der Stadt Innsbruck, des
Landes Tirol und des Bundesdenkmalamtes die Möglichkeit, einen Teil
der im Boden
konservierten
Gemäuer freizulegen und zu dokumentieren. Das vorrangige Grabungsziel war die Lokalisierung des
Schlosses auf der Grundlage eines
aus dem Jahr 1619 überlieferten
Grundrisses. Dieses Vorhaben gelang, doch waren die Überreste des
Schlosses bei weitem nicht alles, was
erforscht werden konnte. Den ältesten Fund stellt eine römische Fibel
aus dem 4. Jh. n. Chr. dar. Mehrfach
wurden tiefe Brandgruben festgestellt, die w o h l
gewerblichen
Zwecken dienten. Auch Teile vorund nachschlosszeitlicher Gartenanlagen konnten aufgedeckt werden.
Weitere Mauerzüge stammten von
Schlossumbauten und Nachfolge-

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - SEPTEMBER 2003

bauten, etwa eine Latrinengrube aus
dem frühen 19. Jh. Äußerst fundreich
erwiesen sich Reste einer Planierschicht des 16.Jh., die von der Platzgestaltung der I960er-Jahre unberührtgeblieben waren. Sie enthielt
u.a.zahlreiche qualitätvolle Keramiken und Gläser. Ein Großteil des
Fundmaterials befindet sich im Innsbrucker Stadtmuseum, w o ab Spätherbst 2003 ausgewählte Stücke zu
sehen sein werden.
Die Grabung zeigte einmal mehr,
dass auch im Innsbrucker Boden
zahllose Geschichtsquellen verborgen liegen, deren zeitlicher Rahmen
weit über die Stadtgründung hinausreicht, und Schützenswertes
selbst aus jüngster Vergangenheit. Es
bleibt zu hoffen, dass dieses Beispie!
Schule macht und auch künftige Bauvorhaben der Archäologie offen gegenüber stehen.
Alexander Zanesco

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