Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.6

- S.67

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Die Erde bebt
Musik bewegt, kann - einem Erdbeben gleich - ihre Zuhörer erschüttern. Besonders eindrucksvoll tritt die musikalische Naturgewalt bei der Messe des flämischen Renaissancemeisters Antoine Brumel zutage. Die ersten sieben T ö n e des
Osterantiphons, den Psalmen im liturgischen Wechselgesang, n a h m Brumel als Grundlage für eine g e s a m t e M e s s k o m position: „Et ecce terrae m o t u s " (Und siehe, die Erde bebt) heißt es dort. Von dieser elementaren Kraft ließ sich der
Flame inspirieren und erschütterte mit seinem kompositorischen Eifer und d e m Mut zu neuen Klängen die musikalische
Landschaft des frühneuzeitlichen Europa. Z w ö l f S t i m m e n als g l e i c h w e r t i g g e f ü h r t e Linien stoßen an die Grenzen der
Tonalität, weshalb die daraus resultierenden Dissonanzen für d a m a l i g e Ohren geradezu revolutionär g e w e s e n sein m ü s sen. Das Vokalensemble Clément Janequin konzertiert in der Stiftskirche Wüten mit der Missa des „Renaissance-Neutöners"
Antoine Brumel.
Die Rosenkranzsonaten v o n Heinrich Ignaz Franz Biber stellen ebenso eine herausragende K o m p o s i t i o n s l e i s t u n g
dar. Biber, einer der größten Geigenvirtuosen des 17. J a h r h u n d e r t s , der m a ß g e b l i c h an der W e i t e r e n t w i c k l u n g des V i o l i n spiels beteiligt war, schuf einen Zyklus zu den 15 Mysterien aus d e m Leben der Mutter Gottes. Sind die in drei G r u p p e n
zu je fünf Sonaten aufgeteilten Mysterien großteils von m e d i t a t i v e m Charakter, heben sich die A b s c h n i t t e , deren T h e m a
die Kreuzigung Jesu ist, durch erschütternde Akkorde, rasend schnelle Läufe und heftige Tremoli ab. Für den preisgekrönten
Interpreten Daniel Sepec sind die Rosenkranzsonaten eine grosse Herausforderung: Allein die reine Spieldauer umfasst m e h r
als zwei Stunden. Hinzu k o m m t , dass Biber unterschiedliche G r u n d s t i m m u n g e n für die Violine v o r s c h r i e b , u m d e m
Geigenspiel neue A u s d r u c k s m ö g l i c h k e i t e n zu erschließen.

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