Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.6

- S.45

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STADTGESCHICUTI

Die Laubenbeleuchtung
der Innsbrucker Altstadt u m 1930
I m S p a t h e r b s t des Jahres 1930 b e r i c h t e t e n d i e „ I n n s b r u c k e r
N a c h r i c h t e n " von einer A k t i o n , die darauf abzielte,
G e s c h ä f t s s c h i l d e r als L i c h t t r ä g e r e i n z u s e t z e n , w o b e i s o w o h l d e m
B e d ü r f n i s d e r j e w e i l i g e n G e s c h ä f t s i n h a b e r in d e r A l t s t a d t n a c h
W e r b u n g als a u c h d e m h i s t o r i s c h e n C h a r a k t e r d e r L a u b e n u n d
deren bestmöglichen Beleuchtung entsprochen werden sollte.
Als Anreiz bot man den jeweiligen
Interessenten die Möglichkeit, den
dafür notwendigen Strom für die Zeit
von 19 bis 6 Uhr kostenlos von der
Stadt zu beziehen.
Für das Stadtarchiv von
Dr. Andreas Winkler
Gleich als erstes Schild dieser Aktion entstand jenes der Stadtapotheke Winkler, eines derjenigen, welches
in unveränderter Form noch heute
existiert. Im Stil der Zeit, klar und
schnörkellos, entwarf der Architekt
Fritz Müller so ein an die alten Zunftzeichen angelehntes beleuchtbares
Hängeschild, ausgeführt wurde die
A r b e i t in der Metallwerkstätte Johann Friedrich, welche in der Seilergasse ansässig war. Architekt Müller
unterrichtete damals an der Innsbrucker Gewerbeschule und hatte zu
diesem Zeitpunkt schon einige Denkmäler, aber auch Büsten entworfen.
Diesem ersten von innen beleuchteten Schild folgten bald weitere, alle von Architekt Müller entworfen,
darunter jenes des Federngeschäftes
Malfatti, ebenfalls in der A r t eines
Zunftzeichens gearbeitet. W o die
Verwendung von Zunftzeichen nicht
möglich war. strebte man eine andere !_ösung an. wobei jedoch stets der
Laubencharakter gewahrt bleiben
sollte. So entstanden O b e r l i c h t leuchten bei den Geschäften Vogelsanger und Trager.Waren ältere Schilder schon vorhanden, wurden diese
umgearbeitet, um den Anforderungen dieser A k t i o n zu entsprechen,
beispielsweise beim Geschäft Borzaga im Gol denen-Dach I-H aus. aber
auch die Schilder der Firmen Beder-

lunger.Wieneroiter, Unterberger, des
Gasthofs Weißes Kreuz und des
Weinhauses Happ. Einen besonderen
Akzent erhielt der Eingang der Riesengasse durch diese neue A r t der
Laubenbeleuchtung, einerseits durch
das schon erwähnte Schild der Stadtapotheke W i n k l e r , andererseits
durch zwei neue Schilder des Tuchhauses Kapferer, farbig gefasste
Schmiedearbeiten, welche von der
Innsbrucker Firma Oberhammer angefertigt wurden.

mehr (so das überaus originelle Firmenzeichen der Installateurfirma
H a r t e r ) oder w u r d e n ihres ursprünglichen Charakters beraubt
(Firma Malfatti). Z u r Zeit des Entstehens galten diese Laubenschilder als
eine Sehenswürdigkeit von Innsbruck,
dem Innsbrucker Elektrizitätswerk
bescheinigte man, Schrittmacher in
Österreich gewesen zu sein beim Einsatz moderner Lichtreklame in A n passung an alte Architektur.
Für den Besucher der Innsbrucker
Altstadt, ob Einheimischer o d e r
Gast, lohnte sich ein bewusster Gang

Im Zuge dieser Aktion entstanden
unter anderen auch das Schmiedeeisenschild für das Weinhaus Jörgele
und ein Pfeilerschild
der
Branntweinhandlung Baumann,
jenes der Bäckerei
Gstir. der Konditorei Baumann, des
Speisehauses Lamprechter.
Die angestrebte
Lösung, neben praktischen Gesichtspunkten w i e der
Beleuchtung
der
Altstadt-Lauben
und einer gewissen
Werbewirksamkeit auch eine ästhetisch befriedigende Anpassung von
damals modernen Leuchtkörpern an
alte Architekturformen zu erreichen,
kann man auch aus heutiger Sicht als
gelungen bezeichnen, als heute unbedingt schützenswerte Bestandteile eines Altstadtensembles werden
sie jedoch kaum betrachtet. Neben
zahlreichen noch bestehenden Schildern existiert ein Teil dieser Leuchtk ö r p e r m i t t l e r w e i l e leider nicht

INNSBRUCK INFORMIERT-JUNI 2003

rn

durch die Lauben, neben der o f t
überbordenden Fülle an Werbeschildern und Beleuchtungskörpern wäre noch das eine oder andere
Leuchtschild der Zeit um 1930 zu
entdecken, welches auf den ersten
Blick eher unscheinbar wirken mag.
Unscheinbar, weil sich der Architektur der Lauben ein- und u n t e r o r d nend,gleichzeitig aber auch ein wichtiges C h a r a k t e r i s t i k u m der Innsbrucker Lauben.

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