Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.5

- S.34

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Diese Ausgabe – 2003_Innsbruck_informiert_05
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SO/.IAl.l".N

Große Fortschritte im Umgang
mit behinderten Mitbürgern
2003 ist das „ E u r o p ä i s c h e Jahr d e r M e n s c h e n
m i t B e h i n d e r u n g e n " . Es s t e h t u n t e r d e m G e n e r a l t h e m a
Gleichstellung, Integration und Selbstvertretung.
Laut Vizcbürgermeister DI Eugen
Sprenger, ressortverantwortlich u. a.
auch für die Anliegen behinderter
Menschen, stehen wir im Vergleich zu
Amerika oder zu Skandinavien in Mittel-,Siid- und Osteuropa in vielen Bereichen hinsichtlich eines natürlichen
Bewusstseins für Menschen mit Behinderung noch am Anfang einer positiven Entwicklung.
Öffentliche Einrichtungen, W o h n bauten, Cafés, Restaurants, Hotels, Kinos sind großteils noch voll von baulichen Barrieren. Allerdings ist derzeit vielfach ein erfreuliches Umdenken festzustellen. Dieses Jahr der
Menschen mit Behinderungen ist

wichtig.damit diesesThema nicht nur
den politisch Verantwortlichen noch
stärker bewusst gemacht wird, sondern dass man in der Öffentlichkeit
darüber redet, und vor allem auch,
dass in den Köpfen der Menschen die
Barrieren abgebaut werden.
Behinderung ist ein weiter Begriff:
Altere Menschen, die Schwierigkeiten haben beim Stiegensteigen, ein
plötzlicher Gipshax"n und sogar die
von den meisten älteren Semestern
benötigte Lesebrille stellen eine Behinderung dar. Rudi Mössinger,geboren mit einer spastischen Lähmung
von der Hüfte abwärts und in Heimen aufgewachsen, Buchautor und

engagierter Kämpfer für die Integration behinderter Mitmenschen, meint
sogar, „behindert ist vor allem der.
der nicht lieben kann".
Dann gibt es die Menschen, die von
Geburt an oder infolge eines Unfalls
gehbehindert sind oder sogar auf einen Rollstuhl angewiesen sind, Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen und die geistig bzw. psychisch
Kranken.
Die A r t e n von Behinderungen sind
vielfältig,die Bedürfnisse undAnliegen
daher unterschiedlich. Im Wohnbereich, auf der Straße, in der Schule, in
der Erwachsenenbildung, im Berufsleben und in der Freizeit, in Parks und
Spielplätzen, in öffentlichen Verkehrsmitteln, der behinderte Mensch hat
ein Recht auf größtmögliche Mobi(Fortsetzung auf Seite 14)

Wer nicht liebt, der ist behindert
Rudi Mössinger, immer aktiv und
viel in Innsbruck mit seinem Dreirad
unterwegs, ist aufgrund eines Geburtsfehlers von der Hüfte abwärts
spastisch gelähmt. Trotzdem überwindet er nach Möglichkeit alle Barrieren (von denen es noch viel zu viele gibt). Er will als ganzer Mensch anerkannt und vor allem nicht bemitleidet werden.
Mössinger arbeitet im Tiroler Bildungsinstitut/Medienzentrum des
LandesTirol und ist seit kurzem auch
Integrationsbeauftragter des Landes.
Er ist Autor zweier Bücher und ein
engagierter und liebenswerter Kämpfer für die Integration von Menschen
mit Behinderung. Liebenswert vor allem deshalb, weil nicht fanatisch, und
weil er auch die Problemfelder erkennt, bei denen die Integration anstößt. ..Man kann Integration auch
überfordern, wenn man sie mit der
Brechstange durchsetzen will."
Die Bezeichnung „Behinderter"
lässt er für sich nicht gerne gelten. Er

sieht sich nicht als behindert.sondern
eher als körperlich verhindert, weil
er bestimmte Dinge nicht machen
kann. Behindert sind für Mössinger jene bedauernswerten Menschen, die
nicht lieben können, die eiskalt sind.
Außerdem gibt es wenige Menschen,
die nicht irgendeine Behinderung
oder besser gesagt eineVerhinderung
haben, so Mössinger.
Trotz der Grenzen, die Mössinger
nicht in Abrede stellt, macht er sich für
die Integration be(ver)hinderter Menschen vor allem im Berufsleben, in der
Bildung und in der Freizeit stark. „Es
brauchte eigentlich keine Gesetze und
Normen, dass wir alle miteinander im
Frieden leben. Ein Leben ohne Wenn
und Aber. Deshalb ist auch das „Europäische Jahr der Menschen mit Behinderung" wichtig. Dass Menschen
mit Behinderung einfach akzeptiert
werden, und dass ihnen das Leben
leichter gemacht wird, in dem die Stolpersteine im baulichen Bereich.im Bildungswesen und vor allem in den Köp-

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - M A I 2003

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fen der Menschen entfernt werden.
Rudi Mössinger ist derzeit auf einer
Lesertournee durchs ganze Land unterwegs und auch in Schulen ein gerne angenommener Diskussionspart-

Rudi Mössinger mit seinem Radi.

ner. Im September ist eine Lesung in
der Innsbrucker Stadtbücherei geplant. W e r mit Rudi Mössinger Kontakt aufnehmen möchte, kann dies
mittels „E-Mail" tun: r.moessinger@tirol.gv.at ( W W )

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