Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.5

- S.25

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Gesamter Text dieser Seite:
Spannende Urkunden
Das kleine Bozen hat eine
große Kulturgeschichte, die
auch dadurch
besonders
spannend ist, dass Bozen
schon immer eine Stadt mit
zwei Kulturen war. W i e interessant die Geschichte der
Stadt schon immer war. lässt
sich für Historikerinnen auch
an den U r k u n d e n ablesen.
U m diese einzusehen, muss

man sich aber eigens ins
Stadtarchiv begeben und d o r t
arbeiten. Mit dem Projekt Boz e n - S u d / B o l z a n o - N o r d ermöglicht das Stadtarchiv nun
die Lektüre der interessantesten U r k u n d e n bis zum Jahr
1500 direkt im Internet und
dies auch noch in einer lesbaren Fassung. Unter der Internet-Adresse h t t p : / / w w w . g e meinde.bozen.it/bozen suod b o l z a n o n o r d / finden Sie
neben einer Beschreibung des
Projekts auch die ersten konkreten Beispiele.
Das innovative Forschungsp r o j e k t sieht die Edition in
Regestenform der gesamten
städtischen Überlieferung von
den Anfängen um die Mitte
des 13. Jahrhunders bis zum
Jahr I 500 vor. Bozen hat aus
dieser Z e i t eine besonders
umfangreiche und qualitätvolle Dokumentation aufzuweisen. Ziel des Projekts ist die
Heiausgabe eines umfagreichen Quellenbandes innerhalb von zwei bis drei Jahren.
Die wissenschaftliche Leitung
hat Hannes O b e r m a i r v o m
neuen Stadtarchiv Bozen inné. Bozen w i r d somit als erste Stadt der Europaregion
T i r o l - S ü d t i r o l - T r e n t i n o ein
eigenes Urkundcnbuch vorweisen können. Eine Projekt-

XVI

Mit d e m Projekt Bozen-Süd /Bolzano-Nord
m a c h t das S t a d t a r c h i v a l t e U r k u n d e n
auch f ü r N i c h t - H i s t o r i k e r lesbar.
beschreibung m i t aussagekräftigen Beispielen ist nun
auch im Internet zugänglich.
Der Titel des Projekts nimmt
auf eine Besonderheit Bozens
Bezug: Die Stadt und ihre Mikroregion lagen in alteuropäi-

scher Z e i t am Schnittpunkt
der beiden großen Kultursysteme Deutschland und Italien. Dies wurde auch für die
kulturelle, ökonomische, soziale und politische Entwicklung der Stadt und ihrer A r chivalien bestimmend.
Diese einzigartige Bikulturalität Bozens findet bereits
in den unmittelbar benachbarten Räumen T r i e n t bzw.
Brixen/Innsbruck keine Entsprechung mehr. Das verdeutlicht den Lagevorteil der
Stadt an den zentralen alpenquerenden V e r k e h r s - und
Kommunikationswegen. Diese S o n d e r p o s i t i o n hat sich
auch in den Bozner Urkunden
niedergeschlagen. Man kann
geradezu von einer eigenen
Urkundenlandschaft
sprechen, die aus kulturgeschichtlicher Sicht eminent europäische Züge trägt und als vormodernes Paradigma des
neuen, vielfältig verflochtenen
Europas gelten kann.
Der Bozner Raum hinterließ aus der Z e i t von 1200 bis
1500 eine eindrucksvolle
Menge an schriftlichen Kulturdenkmälern - Urkunden,
Urbaren, Verzeichnissen und
normativen
Rechtstexten.
Diese Zeugnisse verknüpfen
die Merkmale des r o m a n i -

schen Notariatswesens m i t
den deutsch rechtlichen Praktiken v o n Besiegelung, Gerichtswesen und nicht zuletzt
der Sprache auf ausdrucksstarke W e i s e . Das Bozner
U r k u n d e n m a t e r i a l zeichnet
sich durch eine intensive
Durchmischung italienischer
und nordalpiner B e u r k u n dungsformen aus. Neben
N o t a r i a t s i n s t r u m e n t e n stehen Siegelurkunden, das Lateinische mischt sich mit dem
Deutschen. Diese Urkundenund Sprachenvielfalt macht
den besonderen Reiz des Materials aus. Im Nebeneinander
v o n lateinischen und deutschen Urkundentexten illust r i e r e n die Bozner U r k u n den die Koexistenz alternativer
Dokumentationstypen
und ermöglichen so vergleichende, auf die Geschichte
rechtlicher und k u l t u r e l l e r
K o m m u n i k a t i o n abzielende
Betrachtungsweisen.
Die Quellen zur Bozner Geschichte stellen so ein eindrucksvolles Denkmal alteuropäischer Schriftlichkeit auf
kleinregionalem Raum dar.
Die Vielfalt der kommunalen
Ü b e r l i e f e r u n g macht auch
deutlich, dass die Alpen keine
kulturelle Barriere für die
Entwicklung der alteuropäi-

schen Schriftlichkeit darstellte. Gerade die Lage im Grenzbereich n o r d - und südalpiner
K u l t u r t e c h n i k e n war eine
überaus günstige Voraussetzung für die Professionalisierung von V e r w a l t u n g und
Herrschaft in der Phase ihrer
Kommunalisierung und Territorialisierung.
Das kleine Bozen hat eine
große Kulturgeschichte. D e ren Grundlagen und Quellen
w e r d e n nun erstmals nach
wissenschaftlichen Prinzipien
vollständig vorgelegt. Damit
w i r d einerseits eine neue Basis f ü r jegliche künftige Beschäftigung mit Stadt- und regionalgeschichtlichen
Fragestellungen geschaffen und
zugleich ein wichtiges Stück
unseres kulturellen Erbes und
historischen Gedächtnisses
gesichert und zugänglich gemacht. Zugleich sollen die europäischen Dimensionen des
Herzstücks der Alpen historisch aufgearbeitet werden.

Weiler-Ausstellung
66 W e r k e des T i r o l e r
Künstlers Max Weiler sind
auf Initiative von Prof.
Robert Scherer bis 9. Juni
auf Schloss Kastelbell bei
Meran zu sehen. Die Ausstellung wurde am 21. April
von Bürgermeisterin Hilde
Zach eröffnet. Öffnungszeiten werktags 14 bis 19 Uhr,
sonntags I I bis 19 Uhr.

P A N O R A M A 03 präsentiert „Junge Kunst Sudtirol". Ausstellung am Bahnhof, Rittnerstraße 4, in Bozen vom 9. Mai bis
26. Juli. Öffnungszeiten: Di-Sa 16 bis 22 Uhr. Eröffnung am 9.
Mai ... von zehn bis zehn ... Künstler-Performances sind vorgesehen. Kuratorinnen sind Marion Piffer Damiani und Letizia
Ragaglia.

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