Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1951

/ Nr.3

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1951_Amtsblatt_03
Ausgaben dieses Jahres – 1951
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
dcv ^

Von sich fern hält und daß der Charakter und «die
fachliche Ausbildung der Maßstab für die Wertschätzung eines öffentlichen Bediensteten sein soll.
Wir hörten in Berichten, wie es ihm eine stille
Freude bereitete, daß er der Verwaltung Innsbrucks
ein modernes, auf demokratischen Grundsätzcu aufgebautes Stadtrecht ausarbeiten und bei zahlreichen
Tagungen des Österreichischen Städtebundes als allgemein anerkannter Fachmann auf dem Gebiete der
Kommunalpolitik maßgebend in Debatten und in Beschlüsse eingreifen konnte und wie es ihn innerlich befriedigte, bei feierlichen Anlässen in wohlgesctztcr Rede
stets neue Gedanken in stilistisch prächtige Form zu
kleiden.
Wenn sein Mund noch hätte sprechen können, würde

er uns wahrscheinlich „^.Fe, c^uoci a^iz!" („Was im
mer du tust, tue ganz!") in seiner bekannt gewohnten
Weise des Ansührcns von Zitaten zngcrufcu haben.
Wenn die beabsichtigte Feierstunde zu seinen Lebzeiten stattgefunden hätte, würde ich als Leiter der
Stadtverwaltung ihm für alle feine Mühe und rast
lose Arbeit, für sein Verständnis für unsere Anliegen
aus ganzem Herzen innigen Dank gesagt haben und
ihn: im Namen aller Bediensteten das ehrliche Versprechen abgegeben «haben, stets nnscr Bestes leisten zu
wollen.
M i t diesem Gedanken schritten wir zu seinem offenen Grabe. — Versprechen am offenen Grabe sind nns
hoilig.
Innsbruck, am 20. März 1951.

Die Trauerfeierlichkeiten für Bürgermeister D r . Anton Melzer
Nachdem am späten Nachmittag des 12. März 1951
Bürgermeister Dr. Anton M e l z e r an einem langwierigen Leiden des Blutgefäßsystems wie der Nieren
verschieden war, wurde seine irdische Hülle in dem geschmackvoll dekorierten Ädlersaal im ersten Stock des
Stadtsaalgcbäudes, der als ^eiucmderatüsitznnggsaal
dient, öffentlich aufgebahrt. An der schwätz verkleideten
Wand hinter dein Sarge hing das große geschnitzte
Kreuz von Sellcmond aus der Sankt-Iatobs-Propstei;
zn beiden Seiten waren die prachtvollen Kränze aufgestellt. Die Bewohnerschaft Innsbrucks konnte dort
vom Abend des 13. März bis zum Morgen des 15.
von ihrem Stadtoberhaupt Abschied nehmen. Die
Ehrenwache besorgte die städMche und freiwillige
Feuerwehr gemeinsam mit der Bundespolizei.
Am Donnerstag, den 15. März, begannen die Begräbnisfeicrlichkeiten mit einem Requiem in der
Sankt-Iakobs-Stadtpsarrkirchc, das Propst Dr. Josef
W e i n g a r t n e r zelebrierte. Die Kirche war von
Tranergästcn überfüllt. Anschließend begaben sich diese
mit der Pfarrgc"istlichteit in den Ädlersaal, wo Propst
Dr. Wcingartxel die erste Einsegnung vornahm. Nun
setzte sich der Leichenzug, der durch die Altstadt, MariaThcresien- uud Maximilianstratze znm Wcstsriedhof
führte, vom Ncnnwcg aus in Bewegung. An der
Spitze des Znges marschierte die Polizeimusik mit
einer starken Abteilung von Bundcspolizei in Stahlhelm. Daran reihten sich die Schützenabordnungcn der
eingemeindeten Orte in ihren schmucken Trachten mit
den alten Schützenfahnen. Nun folgten die Mitglieder
sämtlicher städt. Dienststellen, der Stadtwerke und
Verkehrsbetriebe. Die Wiltener Musik leitete den
Hauptteil des Zuges ein, der das riesige Kranzauto,
den Kirchenchor, die Geistlichkeit, den Sargwagen,
flankiert von Fackelträgern, und die Ehreutrauergäste
umfaßte. Knapp hinter dein Leichenwagen schritt die
Familie des Verstorbenen, der die Vertreter der inländischen Behörden, geführt von den Innsbrncker
Vizebürgermeistcrn Hans F l o c k i n g er und Heinrich S ü ß sowie der französischen Besatzungsmacht
folgten. Den Abschluß des Leichenzuges bildete eine
ansehnliche Traucrgemcinde mit der Musikkapelle der
städt. Berufsseuerwchr.

Vor dem trauerumflorten Rarhanse, wo eine Ehrenabteilung französischer Dragoner Aufstellung "genommen hatte, hielt der Kondukt längere Zeit an. Propst
Dr. Weingartncr nahm hier an der Arbeitsstätte des
Verblichenen neuerlich die Einsognnng vor, die von
einem Chorgesang und Bläscrchor begleitet wurde.
Am Städt. Wcstfricdhof, wo Dr. Anton M e l z e r
in einem Ehrengrab der Stadt znr letzten Nnhe ge
bettet wurde, hielt nach einer letzten Einsegnung Vizebürgermeistcr Hans F l o c k i u g e r als erster eine
Ansprache am offenen Grabe, in der er u. a. sagte,
daß Bürgermeister Dr. Melzcr „das ehrenvolle Amt,
das Interesse der Bevölkerung unserer Heimatstadt
wahrzunehmen, aufs beste erfüllt hat nnd wenn heute
das Leben unserer Stadt in normalen Bahnen ver
läuft und die Gemeinde ihren Aufgaben gerecht wird,
so ist dies zum großen Toil ihm zu danken. Er erfreute
sich der größten Wertschätzung besonders aller jener,
die Gelegenheit hatten, mit ihm näher zusammenzuarbeiten."
Als nächster Trauerredner sprach Stadtrat Dr.
Franz G r e i t e r folgende herzliche Abschieldswortc:
Lieber Dr. Anton Melzer!
I m Laufe der letzten sechs Jahre hast Du mit uns
Bürgcrmcister-Stelwcrtreter Dr. Uffenheimer, Deinen
engsten Mitarbeiter, Gemeiuderat Hüttenberger,
Stadtrat Sigl nnd Stadtrat Klappholz zn Grabe ge
tragen; hente stehen wir an Deinem Grabe!
Wir dürfen nicht fragen: „Warum Du?" und
„Warum jetzt? Auf alle diese Fragen hättest Du zu
Deinen Lebzeiten die richtige Antwort gegeben! Wir
wissen, daß von D i r das Wort des Herrn gilt: „Du
guter und getreuer Knecht, weil Du über weuiges getreu warft, will ich Dich über vieles setzen; geh ein in
die Freuden des Herrn!"
Wohl aber dürfen wir in irdischer Trauer klagen
nud Deinen Hingang beweinen; und wir dürfeu Dir
auch danken, loir, die Gemeinderäte der Österreichis
R
schen
Volwpartei, aus deren Reihen
Du
gen bist nnd die Gemeinderäte der angeschlossenen
Grnppe.
Wir danken Dir für alle Deine Tätigkeit in diesen