Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.4

- S.45

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Diese Ausgabe – 2003_Innsbruck_informiert_04
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STADTGESCHICI ITI

Auf den Spuren
der Innsbrucker Frauen
Das I n n s b r u c k e r S t a d t b i l d w a r seit d e m M i t t e l a l t e r v o n F r a u e n
w i e v o n M ä n n e r n g e p r ä g t - d i e E n t w i c k l u n g d e r S t a d t lässt sich
v o n d e n B e w o h n e r i n n e n I n n s b r u c k s n i c h t t r e n n e n . Lassen Sie sich
auf einen Spaziergang durch die Z e i t e n , auf den Spuren
von Philippine W e i s e r oder von Claudia dei Medici u n d
auch i h r e r ,,unbekannten N a c h b a r i n n e n " m i t n e h m e n .
Sie stehen vor den Toren des mittelalterlichen Innsbrucks auf der hölzernen Innbrücke und schauen neugierig dem Treiben vor dem Inntor zu.
Aus dem Stadtarchiv von Ellinor Forster/
Ursula Stanek/Astrid von Schlachta
Angezogen von dieser Geschäftigkeit
beschließen Sie, sich das anzusehen.
Von den Ständen, hinter denen die
Krämerinnen stehen, klingt lebhaftes
Feilschen herüber. Einige Meter weiter
blickt Anna Schoberin neidisch auf jene glücklichen Frauen, die am Inntor
ihren Stand haben - sie selbst wurde
mit ihrem Ansuchen vom Stadtrat abgewiesen. Sie tauchen in die Menge ein
und lassen sich in Richtung Neuen Hof
weitertreiben. U m vor dem Gedränge etwas Ruhe zu finden, biegen Sie in
die erste Seitengasse ein und kommen
zur Pfarrkirche St.Jakob.An den Gräbern vorbei gehen Sie zum Eingang
und werfen einige Münzen in die Hand
der Bettlerin Ursula Hillprantin. Sie
hat sich zum Betteln einen der begehrtesten Plätze gesichert. Sie treten
nun in das Innere. Nach einem Moment der Ruhe kehren Sie wieder zum
Stadtplatz zurück, wo sich mittlerweile das Goldene Dach! zur Attraktion
entwickelt hat. In der Menschenmenge bildet sich eine Gasse - eine stattliche Gesellschaft kommt auf Sie zu:
Herolde trompeten, Edelknaben tragen einen Baldachin, unter dem eine
Frau in prunkvollen Kleidern einzieht.
Bianca Maria Sforza - die zweite Frau
Kaiser Maximilians I.- schlägt ihre dauerhafte Residenz in der Stadt auf.
Aufgrund der regen Bautätigkeit
verändert sich die nun neuzeitliche

Stadt immer schneller. Sie spazieren
weiter Richtung Vorstadttor. Abgestoßen vom Geschrei der,,alten Urschalin", die, wie so viele als „lose
Weibsperson" verschrien in der „Fischerin" - dem Gefängnis im Stadtturm — sitzt, beschleunigen Sie Ihren
Schritt. Durch das Vor Stadttor hindurch geht es über den Graben, der
nun zugeschüttet und gepflastert wird.
Die Stadt soll sich für das Großereignis des Jahres 1765 - die Hochzeit der
Infantin Maria Ludovica von Spanien
mit dem späteren Kaiser Leopold I I . im schönsten Gewand präsentieren.
Bäuerinnen aus den umliegenden
Dörfern schieben ihre Karren vorbei
und bringen Milch, Eier und Geflügel
zum neuen Marktplatz. Dem Geschrei
und den Gerüchen folgend, lassen Sie
sich über den Marktplatz treiben.Am
Inn lockt eine Menschenansammlung
immer mehr Schaulustige an:Was hat
die Frau am Pranger wohl verbrochen, dass sie diese Ehrenstrafe über
sich ergehen lassen muss?
Im Gänsemarsch führt Schwester
Maria ihre Schülerinnen durch die
Menschenmenge in die Klosterschule der Ursulinen;vor dieser biegen Sie
aber rechts in Richtung Friedhof ein.
Während Sie an der Friedhofsmauer
entlang über die Felder Richtung Süden gehen, blicken ihnen die vor dem
Bruderhaus sitzenden alten Leute
nach, und auch so manche Frau schaut
kurz von ihrer Arbeit im Garten auf.
Sobald Sie den Feldweg zur Neustadt
unter den Füßen haben, fällt das Gehen beträchtlich leichter. Rechts und
links werden neue Gebäude hochgezogen - aus dem Feldweg wird 1877
die Anichstraße. Sie kommen gerade

INNSBRUCK INFORMIERT -APRIL 2003

recht zur alljährlich stattfindenden feierlichen Prozession, die von der Pfarrkirche St. Jakob zur Annasäule führt.
Von dem vielen Gehen müde, steigen
Sie in den Einspannet Nr. 49 der
Mondscheinwirtin Louise Suitner. Die
Fahrt geht langsam durch die MariaTheresien-Straße, doch die Zeit
scheint zu fliegen - Ihr Zug wird bald
in den Bahnhof einfahren. Sie sehen
sich nach der nächsten Straßenbahnhaltestelle um und springen auf die
losfahrende Bahn auf - entschuldigend lächeln Sie die Schaffnerin an.
Während Sie am Bahnsteig warten,
beobachten Sie die Frauen und überlegen,welche Geschichten sich hinter
FORSTER • STANEK • VON SCHLACHTA

m
den einzelnen Gesichtern verbergen.
Auf diesem kurzen Spaziergang sind
Ihnen nur einige der unbekannten und
bekannten Nachbarinnen begegnet.Je
nach Blickwinkel tauchen kaleidoskopartig neue Bilder auf.Wenn Sie Lust haben, an diesem Kaleidoskop weiterzudrehen, bietet sich die Möglichkeit bei
der Präsentation von ..Frauenleben in
Innsbruck" am 7. Mai 2003, I 9.00 Uhr,
BTV-Innsbruck, Langer Weg 23.

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