Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.4

- S.40

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Diese Ausgabe – 2003_Innsbruck_informiert_04
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STANDPUNKTE

Die Fraktionen im Gemeinderat
zum Thema GATS-Verhandlungen
Nachdenkpause

„GAYS" - Unter diesem „Kürzel" sollen Dienstleistungen weltweit libcralisiert werden. Dadurch könne - so die Befürworter neuer Wettbewerb geschaffen werden, es komme zur Beseitigung von Handelshemmnissen. Allerdings macht die Liberalisierung vor öffentlichen Dienstleistungen nicht Halt, warnen
Skeptiker und Gegner. Nicht alles sollte wirtschaftlichen Interessen und der Gewinnmaximierung untergeordnet werden.Wenn
einzelne Großunternehmen die Politik beherrschen und bestimmen, was zu tun ist, würde sehr viel an sozialen Errungenschaften wegfallen. Die Betroffen wären in erster Linie die Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger, wenn es so weit kommt,
dass alle möglichen öffentlichen Einrichtungen wie z. B die Sozialen Dienste, Gesundheit und Bildung, der öffentlicheVerkehr,
das Wasser, die Energie privatisiert werden.
Manche Liberalisierungs" erfolge" in anderen Ländern sind
nicht gerade ermutigend.Wir haben daher dasThema „GATS"
alsThema für die Standpunktseiten im April gewählt. Lesen Sie
hier bitte die Stellungnahmen der im Innsbrucker Gemeinderat
vertreten Fraktionen.

„Hürger value" v o r „shareholder
value" (Bürgerinteresse v o r
Aktionärsinteresse)
Einige g e m e i n w i r t s c h a f t l i chen Bereiche (z.B. S t r o m - und
Gas-, Wasser- und Abwasserversorgung) haben bereits oder
sind im Begriff, eine Liberalisierung auf internationaler Ebene
zu erfahren. Eine drohende tiefgreifende Entkommunalisierung
w ü r d e die genannten Bereiche
dem F"influssbereich der städtischen Solidargemeinschaft der
BmiM"i Innen entziehen. Damit
ist ein Verlust an Gemeindeaut o n o m i e , Bürgerfreiheit, d e m o kratischer K o n t r o l l e sowie ö r t licher K o m p e t e n z und Gestalt u n g s f r e i h e i t v e r b u n d e n . Bei
der Lösung des Problems ist
dem ,.Bürger value" der V o r zug v o r d e m „shareholder value" ein-

D

zuräumen. Nur so
bleiben die in einer H
Gemeinde oder Region erwirtschafteten

16

und von den Kunden (Bürgern)
bezahlte W e r t s c h ö p f u n g in der
G e m e i n d e o d e r Region und
k o m m e n der Gesamtheit der
Bürgerschaft zugute. Nachhaltig
ertragsfähige Wirtschaftszweige der Städte dürfen nicht in die
Taschen internationaler Privatunternehmen transferiert w e r den.
Z u k u n f t gestalten
heißt,
W a s s e r - , Abwasser- und A b fallwirtschaftals Aufgaben k o m munaler und regionaler U n t e r nehmen zu erhalten.
Vizebürgermeister
Dr. Michael
Bielowski

Herwig van Staa
FUR

INNSBRUCK

www.fuer-innsbruck.at

Es gibt gute öffentliche U n ternehmen - und lausige private. U n d umgekehrt. Eigentumsf o r m e n sagen noch nichts über
die Q u a l i t ä t aus. M o n o p o l e
aber sind meistens schlecht,
egal ob privat oder staatlich.
B r o t ist lebensnotwendig und niemand will die Bäckereien v e r s t a a t l i c h e n . N i c h t alle
„öffentlichen" Leistungen müssen v o m Staat erbracht w e r d e n
- w e n n nur die V e r a n t w o r t u n g
für sie bei der öffentlichen Hand
bleibt. D a n n sind w i r G r ü n e
dafür, durch Ausschreibung den
besten A n b i e t e r zu suchen.
(Die IVB z.B. braucht gar keine
A n g s t v o r privaten W e t t b e w e r b e r n zu haben...)
M a r k t ö f f n u n g ist nicht das
Problem. Beim GATS aber sind
brisante Fragen ungeklärt: V o r
allem, ob die Entscheidung, w e l che Dienstleistungen f ü r den
W e t t b e w e r b geöffnet w e r d e n
und welche aus guten Gründen
nicht, w i r k l i c h u n w i d e r r u f l i c h

bei den öffentlichen K ö r p e r schaften bleibt, die den Wählerinnen verantwortlich sind. Eine
Zwangs-Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen wäre katastrophal. Genauso katastrophal ist die Geheimnistuerei um
die GATS-Verhandlungen.
Daher f o r d e r n die europäischen G r ü n e n eine V e r h a n d lungspause - kein Abschluss des
G A T S , b e v o r nicht eindeutig
geklärt ist, dass die Marktöffnung für öffentliche Dienstleistungen politische Entscheidung
der einzelnen Staaten ist und
von niemandem erzwungen
w e r d e n kann!

GH Mag. Gerhard Fritz

DIE

GRÜNEN

DIE INNSBRUCKER GRÜNEN

Keine Privatisierung der
öffentlichen Gesundheitsu n d Sozialversorgung!
Stopp der GATS-Verhandlungen!
Durch GATS = „General
A g r e e m e n t on Trade in Services" der Welthandelsorganisation entsteht ein starker D r u c k
in Richtung Liberalisierung und
Privatisierung
öffentlicher
Dienstleistungen. D u r c h GATS
kann in die Daseinsvorsorge
massiv eingegriffen w e r d e n , da
für grundlegende Bereiche des
Sozial- und Wohlfahrtsstaates
rein
gewinn o r i e n t i e r t e

gierung, speziell der zuständige
Minister D r . Bartenstein, hat
die ö s t e r r e i c h i s c h e Bevölkerung über den bisherigen Verhandlungsstand zu informieren.
Denn bis jetzt gibt es nur G e heimverhandlungen. GATS gefährdet die G r u n d v e r s o r g u n g
von uns allen, daher f o r d e r n
wir: STOPP DER GATS-VERHANDLUNGEN.

Grundsätze gelten können. Gesundheitsvorsorge, Sozialleistungen, Bildung etc. in private
Hände mit der Ausrichtung auf
Gewinnmaximierung- das w o l len w i r nicht! W i r w o l l e n , dass
diese Leistungen in bewährter
österreichischer Qualität für alle Bevölkerungsschichten e r halten bleiben. Die Bundesre-

Stadträtin Dr. Marie-Luise
Pokorny-Reitter

SPO
Innsbruck

INNSBRUCK INFORMIERT - APRIL 2003