Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1951

/ Nr.2

- S.8

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1951_Amtsblatt_02
Ausgaben dieses Jahres – 1951
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 8

dcv ^andcohallptftadt Innsbruck

hier verblieb die Anstalt nicht lange. Drei Kriegsjahre
war T i r o l vom Luftkrieg verschont geblieben, bis der
Feind, der die Verkehrs- nnd kriegÄuichtige Bedeutung
der Brenner^ nnd Arlbergbahil genan kannte, zniii
verhängnisvollen Schlage ansholte. Die Sorglosigteil
der Bevölkernng gegenüber den Lliftschutzvorkehruiigen
verwandelte sich beim erstell Bombenangriff ans I n n s
brück (15. Dezember 1943) in eine spontane Verwir
rung. Zahlreiche Todesopfer nnd katastrophale Zer
störiulgen, lähmten jäh das geregelte Leben, sofort
hatten alle Schnlcn der Stadt ihren Unterricht abzn
brechen. F ü r die damaligen 8. Klassen der Innsbrncker
Mittelschulen setzte der Landesschulrat die Reifeprü
fnngen ans den "20. Jänner 1944 an. Die Maturalitinlien vom Äcädchenrealgymiiasiilm mußten ihre Rcifepriifung im Gebände der Nealschnle ablegen.
Inzivischen beschloß die Untcrrichtsbehörde, die
Innsbrncker Mittelschnlen zur Gänze ans dem Gefahrenbereich des Luftkrieges in w^i"t geschlitztere Orte
zuverlegell. Ätitte Februar wurde die Wiederaufnahme
des Unterrichtes augekündigt. Die Schnle übersiedelte
liach Scefcld in das sogeiianilte KLV-Lager nild wnr
de ili nvehreren Hotels und Gaststätten nnterge
bracht/"""") Nili 18. Februar 1944 wnrdc ill Scefeld der
Unterricht fortgesetzt."") Das KÄB-Lager wlirde ulir
voll einem Teil der Schülerinnen besncht. Viele Eltern
meldeten alls erzieherischen Gründen ihre Kinder voll
der Schnle ab nnd nahmen sie, soweit sie selbst ein
Nnsweichqnartier ans dem Lande besaßen, zn sich.
Waren scholl im Jahre 1943 die kaum fertig gewor
denen Matnrantinncn znr Kriegsdienstlcistnna, als
Nachrichtclchelferiilnen bei Heer, Luftwaffe und M a rille in die entlegensten Teile des Dentschcn Reiches
geschickt worden, so griffeil die Nationalsozialist!""
scheil Machthaber 1944 zn bedcntend schärfereil kriegs
wirtschastlichell Maßiiahnleil. Z n Beginil des Schuljahres 1944/45 ließ der Gauleiter von T i r o l Franz
Hofer vor allen übrigen Gallen des Deutschen Reiches
zn, daß die Schülerinnen der 7. Klasse der städtischen
Oberschule für Mädchen als Luftwaffeunachrichten
Helferinnen eingezogen wnrdcn.
I m m e r näher rückteil die alliierten Trnppen an die
Grenzen nnserer Heimat und führten letztlich im M a i
1945 den Znsammenbruch des dritteil Reiches herbei.
Schon iil deii letzteil Apriltagen dieses Jahres wurden
die KLV-Lager anfgelöst nnd die Schülerinnen so weit
es möglich war nach Hanse geschickt. Der Einlnarsch
amerikanischer Trnppen i n T i r o l nnd der Rückzug der
dentschen Wehrmacht brachte vorübergehend eine nn
sichere Zeit mit sich. Bald nach dem Erstehen der zwei
teil Republik Osterreich wnrde in T i r o l mit der Nenor
ganisiernng des Schulwesens begonnen. Die deutschen
Oberschulen wurden anfgelöst nnd M i t t e September
1945 wnrde das städtische Mädchenrealgvmnasinm
wiedcreröffnet. Direktor Josef Föhn, der wiederum
mit der Schnlleitnng betrant wnrde, mnßte den Zeit
nmständcn entsprechend mit der Schule ill das Ge
bäude der Realschule am Adolf Pichler-Platz 1 ziehen.
I m Tillfchulqebällde war nämlich bis ans weiteres
das Bahnpostamt nntergebracht, da beim ersten Flie
gerangriff anf Innsbruck das Bahnpostgcbäude
Kindorlanduülschickniig.
^"1 Tlt^O., Kohni HaiiMalalog des 7IIädch»,"nrea!gljini!(i
si ums 1943/44.

Nunnncv ^

schwer getroffen worden war. Für den Lehrkörper,
insbesondere aber für den hochverdienten Direktor D r .
Fohil waren diese erstell Nachkriegsjahre eine harte
^,eit. "Als .Unriosnm sei angeführt, daß er persönlich
mit einigen seiner gelrenen Professoren nnd Profes
sorinncn auf Lastwagen, inmitten des noch vorbände
ncn Schnlmaterials sitzend, das Auf und Abladen und
den Transport dieser Gegenstände ",nr Ansbewabrnng
in der Sillgasse leitete. Dort war es auch, wo er ill
dem l!einen völlig nngcheizten Zimmer links des
Hanptcingangcs bei Kerzenlicht (die elektrischen Leitungen, waren zerstört) bis spät ill die Nacht binein
die
führte, da im Gebände der
Realschule wegen der Über bea nsvrnchung sämtlicher
Schnlzimmer beim bestell Willen kein Ranni mehr
dafür bereitgestellt werden konnte.
M i t zähem Fleiß nnd großer Ausdauer begegnete
der gesamte Lehrkörper den unsäglichen Schwierig
feiten der Nachkriegsjahre. Wieder mußte der Unter
richt wegen der Ranmschwierigkeiten Vormittag und
Nachmittag erteilt werden. An dell drei erstell Tagen
der Woche hatten die Mädchen vormittags, an den lctzlen drei Tagen der Woche nachmittags Schnle. Der
Unterricht wurde uach dem im Jahre 1935 gültigen
Lehrplan geführt. l94li reaktivierte die Stadt den im
Jahre 1938 anfgelöstcn Verwaltnngsansschnß und
setzte ihn in seine früheren Rechte wieder ein.
Bisher hatte die Stadt Innsbrnck alleili die Per
sonal nnd Sachauftoäilde für das Mädchenrealgym^
nasiun! bestritteu. I m Oktober 1948 einigte sich die
Stadt mit dem Bnnd
daß die Lehrper
sonen künftig vom Bund aus besoldet werdeu, wäh
rend die Stadt für die Sachanfwände (Instandhaltung
des Schnlgebändes) anfzukommen "hat/"") Gleichzeitig
wurde die uene Anstaltsbezeichnnng „Bniidesrealgw.il
nafinm für Mädchen" eingeführt. Inzwischen bemühte
sich Direktor Föhn mehrmals, die Freigabe des alten
Schulsse"bändes zu erreichen. Solche Besprechungen
zwischen Schule nnd Postdirektion verliefen 1945/4li
leider ergebnislos. Nnr langsam schritt der Nenban
des Bahnpostgebändes vorwärts. 1949 war es so weit,
daß das Postamt 2 wiederum ill die Vrnnecker Straße
znrücknbersiedeln konnte. A l l dem durch schulfremde
Benützung ziemlich beschädigteil Sclullgebände mnßten
größere Reparaturen vorgenommen werden, ehe die
Schule ihrer ursprünglichen Bestinimnng übergeben
werden konnte. Hofrat.Föhn, der sich Ulli die Rückerwerbnng des Anstaltsgebändes am meislen verdient
gemacht hatte, trat mit 3 l . Dezember 1949 in den
Rnhestcmd und konnte die Schulhausüberuahme uur
mehr als Gast miterleben. B i s znr Ernennung eines
neuen Direktors übernahm Stndienrat Professor
Hans Tusch die Provisorische Leitnng/") Unter ihm bc;og ani 18. Feb. 1950 die Schnlc ihr altes Heim in der
Sillgasse, was mit einer kleinen Feier begangen wnr
de.""") A m Ende des Tchnljabres 1949/50 ernannle der
Bnndespräsident Professor Dr. Walter Schwarzer voin
">") <3R, prot. 1948 Vkt,
nielier" „Das städtische Schulwesen in 3nnstn"!ick", erschienen
in, Nnttsblatt der Landeslicniptsladt Innslirnck, 1947, Rr. 8,
(^eüe l und Rr. 9, 6eite 4 - 6 .
"""1 MU<3, ßohn, 3d. 1949 50, Ciroler Td.qeszeiNmci 1950
II 9,, Nr. 35, Seite?. l^erdiente Tiroler
ttchulmäimerl
" 1 t i r o l e r Rachrichlen 1950 I I ^0, Rr, 42, S, 4 m,5 5o!,n.