Innsbruck Informiert

Jg.2002

/ Nr.12

- S.45

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2002_Innsbruck_informiert_12
Ausgaben dieses Jahres – 2002
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
STADTGESCHICHTE

Ihr werdet ein Kind finden,
in Windeln gewickelt...
D i e K l a r h e i t u n d E i n f a c h h e i t des W e i h n a c h t s e v a n g e h u m s ließ
in d e r B e v ö l k e r u n g s c h o n s e h r f r ü h d i e P h a n t a s i e r u n d u m d i e
G e b u r t C h r i s t i b l ü h e n . D a in d e r H e r b e r g e kein P l a t z f ü r sie w a r ,
glaubte m a n an die H a r t h e r z i g k e i t d e r W i r t e von B e t h l e h e m .
Auch ist im Evangelium nicht von der
Armut der Heiligen Familie zu lesen,
doch die Niederkunft in einem Stall

von Krippen populär. Nach einem Inventar von 1571 besaß etwa Erzherzog
Ferdinand II. in Innsbruck drei Kästchen mit der Darstellung der VerkünAus dem Stadtarchiv von V.Ass. Mag. digung an die H i r t e n , der Geburt
Karl Berger, Institut für Europäische
Christi und der Anbetung der Könige.
Ethnologie/Volkskunde
Für die Bevölkerung sichtbar jedoch
waren die Darstellungen, die in den
konnte so ausgelegt werden. Somit war
Kirchen aufgestellt wurden. Nachdem
es für die Menschen des Mittelalters
Innsbrucker Bürger 1607 in der Jesuiklar: Jesus war nicht einer des gehotenkirche in München eine lebensbeneren Standes, sondern einer „aus
große Darstellung der Weihnacht gedem Volk". Dementsprechend beliebt
sehen hatten, forderten sie, dass auch
und realitätsnahe waren die W e i h in den Klöstern von Innsbruck und Hall
nachtsdarstellungen. In der spätromaetwas Ähnliches aufgestellt werden
nischen Burgkapelle von Hocheppan
sollte. 1608 wurde dieser Wunsch in
bei Bozen (um 1200) kocht der hl. JoInnsbruck, 1609 in Hall erfüllt. Die
sef Knödel für Maria. Bereits völlig im
Franziskaner stellten 1608 in der Hofbäuerlichen Milieu spielt die Szene am
kirche in Innsbruck ebenfalls eine Kripgotischen Altar von Schloss Tirol um
pe auf. Die Köpfe und Hände waren
1370. Die Entwicklung hin zu der heuaus Wachs geformt, die Figuren bete bekannten Krippe scheint nachvollkleidet. Im Laufe des 17. und ^.Jahrziehbar. Doch um 1520 kam es zu eihunderts verbreiteten sich die Kripner großen Zäsur. Innerhalb weniger
pen, sodass schließlich fast jedeTiroler
Jahre waren weite Teile Tirols protesKirche bzw. Kloster eine besaß. Die
tantisch geworden.Auf dem Konzil von
Darstellungen im Barock wurden üpTrient (1545-1563) wurden gegen repiger, detaillierter und figurenreicher,
formatorische Taktiken überlegt. Dadie Figuren selbst wurden Ende des
bei wurden auch Orden, wie die Ka18. Jahrhunderts vermehrt geschnitzt.
puziner, Serviten. besonders aber die
Bereits Ende des 17.Jahrhunderts entJesuiten und auch die Franziskaner,gestanden die ersten Papier- und Bretfördert. Die Jesuiten hatten erkannt,
terkrippen. Die Krippe des Barocks
dass die hl. Messe allein das religiöse Inentfaltete eine Vielfalt und einen einteresse und die Phantasie der Bevölmaligen Reichtum an Details, wie er
kerung nicht mehr befriedigen konnte.
kaum mehr erreicht wurde. Kaiser JoSo förderten sie szenenhafte Darstelsef II. verbannte 1782 schließlich das
lungen, die jedoch anfangs dem WechAufstellen von Krippen aus den Kirsel des Kirchenjahrs unterworfen wachen. Dieses Verbot jedoch war keiren und auf besondere Feste hinwieneswegs das Ende der Krippen.sie hielsen (vgl. Fastenkrippen). A m Beginn
ten nunmehr Einzug in den privaten
des Kirchenjahres stand jedoch die
Bereich. Die Formen blieben aber bis
Weihnacht. Die theatralische Ausweit ins 19.Jahrhundert hinein barock.
schmückung des Evangeliums impoDie Bevölkerung war offensichtlich genierte der Bevölkerung. Auch im adeprägt von den großen Kirchenkrippen.
ligen Bereich wurden frühe Formen
1909 kam es in Innsbruck zur Grün-

I N N S B R U C K I N F O R M I E R T - D E Z E M B E R 2002

dung des Vereins derTiroler Krippenfreunde.
In der Zeit von 1900 - 1930 setzte
sich einerseits die Tradition der im 19.
Jahrhundert entwickelten „orientalischen Krippen" fort, gleichzeitig aber
wurden, auch vor dem Hintergrund
der Teilung Tirols, „tirolische" Motive
in den Krippen häufiger. Auffallend viele Krippenschnitzer absolvierten die
Staatsgewerbeschule in Innsbruck und
beeinflussten durch Kurse das Aussehen der Krippen nachhaltig. Die heute
vorhandenen historischen Krippen in

Die Innsbrucker Stadtkrippe am Domplatz.
Innsbruck sind vielfach Produkte von
Thaurer oder Oberperfer Krippenschnitzern. Ebenfalls Krippen der
Schnitzerfamilie Probst und Papierkrippen sind vertreten. In den Kirchen
finden sich Bretterkrippen, wie in der
Hofkirche. Dreiheiligenkirche oder in
St. Nikolaus. Die Krippenfiguren der
Jesuitenkirche stammen aus der I.
Hälfte des 19. Jahrhunderts.Wie sehr
sich auch Künstler am Bau von Krippen beteiligten, zeigt die Kapuzinerkrippe, deren Stall und Hintergrund
von Franz Seelos aus Ziri stammt.

21