Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.10

- S.7

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Nummer 10

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seite 7

I),-.
Illll< Oktober 1850:
2. bcri(!>le< der „vote" über Proben von Seide ans dem
Sternbachischen Besitz in Miihlan: „Diese Seide wurde
im Baron v. Oleriüiach scheu Gurten in Mühlau nnr uer>
suchsweise gezogen, du sich dort noch ein paar sehr große
und hübsche Maulbeerbäume befinden. Von 600 bis
700 Raupen wurden sechzehn niedliche Strähne schmukker Seide gewonnen, non denen sich bereits ein Muster
im ßerdinandeum befindet. Anstreitig mlisi in früheren
Jahren der Seidenbau in Mühlau im größeren Maststabe betrieben worden sein, da sich daselbst noch mehrere, einige Kuß im Umfange messende Wurzelstöcke des
weiften Maulbeerbaumes befinden, aus denen zahlreiche
Wurzelgeschosso wuchern, die als hocken den Dienst eines
sogenannten lebendigen Zaunes vertreten. Räch Aussage
älterer Dorfbewohner sollen die Seidenbäume im Jahre
1809 non den Bauern zu Lagerholz umgehauen worden
sein) ein paar davon weiter vom Wege stehende blieben
verschont, mit deren Laub obenbesagter Seidenbauuerstich norgonommen wurde. Da der Seidenbau an das
gute Fortkommen der Maulbeerbäume als einzige Bedingung gebunden ist, die Bäume aber in der Gegend
von Mühlau üppig gedeihen, so würde der Versuch des
Seidenbaues in größerem Amfange in unserer Gegend
gewist interessant sein und bei grösterem betriebe sicher
lohnend werden. 6s freut uns daher ungemein zu erfahren, das; mehrere gröstere Güterbesiher sich bereits
an die Anpflanzung von Seidenbäumen machen, um so
manche Bodenstrecke, die sonst wegen Unfruchtbarkeit tot
und verloren liegt, mit der Zeit recht einträglich zu machen," durch Versuche im grösieren Maßstäbe wird der
Ruhen des Seidenbaumes erst recht ersichtlich, und dieser dann zur weiteren Ausdehnung dieses in unserer
Gegend neuen srwerbszweiges die geeignete Aneiferung werden."
3. zeigt Dr. Tschan im „Voten" an, daß er „im Oktober
Staroperationen vornehme und für die Unterkunft auswärtiger Patienten gesorgt habe." Cr wohnte in der
Museumstraste im Crhard"schen Backhause.
Z. trifft Kaiser ßranz Joses mittags ein Uhr in Innsbruck
ein. Die Strecke von St. Johann nach Innsbruck hatte
er in der unglaublich kurzen Zeit von sechs Stunden
zurückgelegt. I n Mühlau und bei der Kettenbrücke waren
Ehrenpforten errichtet, bei denen die Wiltener Schüt»
zenkompanie unter Hauptmann R. v. Mör! aufgestellt
war. Der Bürgermeister und Bürgeruusschust empfingen
den Kaiser an der Studlgrenze. „Als der Kanonendonner der auf dem Suggen aufgestellten Batterie die Ankunft 6 r . Majestät verkündete, maren die Schützenkompcmien von Rum, Arzl, Mühlau, pradl. Mutters und
Ratters noch im Anmärsche begriffen. Rur der höttinger Kchützenkompanie und jenen beiden, welche sich
ans den im Jahre 1tt46 >wohl 1tt4tt!j an die italienische
Grenze gezogenen, noch hier befindlichen Schützen der
Innsbrucker Kompanien gebildet hatten, gelang es vom
jenseitigen Innufer herüber mit ^h^onschwingen und
Vivatruf unter dem sich der Donner der Mnhlschedl"schen
Bergkanonen aus den höhe» von Büchsenhuule» mischte,
Se. Majestät zu begrüsten, als höchstdemjelbeii an der
Grenze des Stadtgebietes vom Bürgermeister in kurzer
Anrede die Gefühle der Bürgerschuft ausgesprochen wur»
den. 6e. Majestät erwiderten dieselben mit gnädigen
Worten und fuhren unter Kanonendonner und Glocken»

I

gelante dui"ch das nun von allen Seiten zuströmende
Volk nach der Hosburg, in deren Rahe die in Parade
ausgerückte Division des städtischen Schützenkorps mit
ihrer glänzenden Musikbande und die Schuljugend mit
ihren ßnhnen sich zum Empfange aufgestellt hatten. Dio
Ehrenkompanie am Burgtor gab das Kaiserjägerregi.
ment." Später begab sich der Kaiser nochmals auf den
Rennplatz, um dort das Defilee der Schützenkoinpanien
abzunehmen. Anschüestond besuchte er den Erzherzog
Rainer im Gasthof zur goldenen Sonne. Abends ging
er in das festlich beleuchtete Cheater, worauf die Stadt»
gemeinde durch eine Abteilung des städtischen Schützen»
korps und der Wiltener Schützen einen Fackelzug mit
Serenade veranstaltete.
6. sindet bei schlechtem Netter eine ßeldmesse und Revue
auf der Alfiswieso statt"- das vorgesehene taktische Ria»
növer unterbleibt des starken Regens wegen. Bei der
Rückkehr besuchte der Kaiser die städtische Schieststätte
und besah sich die Beste des ßreischießens, das die Stadt
anlästlich seiner Anwesenheit gab. Räch dem großen
Empfang der Behörden am Mittag besuchte der Kaiser
die beiden Militärspitäler, deren Reinlichkeit er lobte.
„ M i t herzlicher Teilnahme befragte er mehrere Kranke
um ihren Zustand und es war überraschend, den jugendlichen Monarchen fließend böhmisch, polnisch, italienisch
und ungarisch sprechen Zu hören." Das Fest auf dem
Berg Isel mußte des Regens wegen unterbleiben.
Abends fand eine große Tafel statt und nachher erschien
der Kaiser wieder im Theater, wo der Zauberschleier
gegeben wurde.
7. besucht der Kaiser vormittags die Militär- und Gendarmeriekasernen und läßt einzelne Züge exerzieren und
bajonettfechten. I m Strafarbeitshause Mirnusvereinshaus) wurden neun Häftlinge zur Begnadigung empfohlen) der Kaiser befiehlt dem Oberlandesgericht unverzüglich Bericht darüber zu erstatten. Anschließend besah
sich der Kaiser alle Krankensäle nnd Lokalitäten des
Stadtspitales, wo er „mit der unserm Kaiserhause angestammten Leutseligkeit mit den Kranken sprach und
die Reinlichkeit und Einrichtung dieser Anstalt belobte".
Räch einem Gang durch das Rationalmuseum wurde die
Ssiinnfabrik von Ganah! und Rhomberg besichtigt, wo
der Kaiser in der mit der Spinnerei vereinten Gewehr»
sabrik Probeschüsse mit Pistolen dieser Fabrik abgab.
Ruch einer Reihe von Audienzen und einer großen Tafel,
zu der auch die Deputierten der Stadt Trient zugezogen
wurden, fuhr der Kaiser auf den Berg-Isel, wo das
Kuiserjüger-Regiment ein großes ßost verunstultete. Er
beteiligte sich dort auch am ßestschießen. „Als die Däm»
merung einbrach, begannen allmählich die farbigen La»
lernen in den Bauingruppen zu schimmern und vor den
ßenstern dos Schützenhanses leuchtete der Wahlspruch:
..Viriku5 nnitiV. I n der Mitte .der Schioßstälto am
dunklen Bergrande erschien der Ramenszug des Kaisers
in Brillantfeuer und zugleich begann von drei Seiten
auf den Hügeln lind im Walde ein lang andauerndes
plänklerfeuer. Griechische Heuer verbreiteten eine magische Belenchtung über das Ganze, die VolkshlMne
ertönte lind der stürmische Jubel der Menge währte noch
lange fort, als sich Ke. Majestät schon in den schön
dekorierten Saal des Schlitzenhauses begeben hatten.
Allmählich sai) man von der höhe unten in Nilten und
in der Stadt lange Reihen von ßenstern sich erhellen