Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.8

- S.11

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Amtsblatt der Landeshauptstadt In»? brüc
tt. werden die zwölf Milgli^"d^r ,,!, !.", u^ililkorper gewählt. Von l^21 Wahlberechtigten beteiligten sich mir ^14.
9. wählt dor 5. Nahlkörper mit 194 von >^0 Wählern.
14. l r i l l der neugewälille Aiirgerausschuß unter dem Vor«
sih des ältesten Mitgliedes Prof. Schöpfer zlisammen.
,",,,i,!ilZini! zur Aberprüfunq der Malilc»
bestimmt.
17. reise» Kaiser Ferdinand inid Kaiserin Marni ss,,in, „oc!.
Mera», no» wo sie ai» ^8. zuriickkeliren.
18. wird der Geburtstag kaiser Hranz Iosess feierlich be>
gangen.
IN. ueranstallen die freunde des Herrn Gencralprokuralors
Ministerialrat Dr. l)aßlwanter im Aade ßerneck lhnßl
hos> ei»e ßeier anläßlich desse» Vekorierung mit dem
5ranzIosefs°<3rden.
22. findet beim k." k. Landesgericht als Aezirkskollegialgericht die 1. öfse»t!iche Verhandlung statt. Der Angeklagte, ein Vauernknecht aus Sistrans, war des Verbrechens des wiederholte» Diebstahls, beschuldigt," er erhielt zwei Jahre schweren Kerker.

24. wird Dr. c!K>i»mm mit ^8 uo» 50 Slimnien zum Aiir»
germeister gewählt, Vicebürgermeisler wird Dr. u. N i d
mann lmit ^1>- Ntagislratsräle" Schumacher l2?1, See»
wald I M , Unterderger lW>, Ollacher l^4j, Maijr l-^>,
Wilhelm l22>. Der Aürgerausschuß beschließt dem Aür
germeister für dio nächsten drei Jahre eine Hünklions
gebül>r »on je !()00 Guldeii festzusehen. Die Stelle des
besoldeten Magistralsrates init ei»ei» Iahresgehalt uon
1000 Glilden ivird sogleich ausgeschrieben. <5s wird ein
Komitee beauftragt eine Gefchäflsordnung für den Ma<
gistral zu entwarfen.
3(1. steigt König Otto uon Griechenland in der Hofburg
lim mit Kaiser Ferdinand zu soupieren^ Hü! eis
nachts reist er nach 5)ohenschwa»ga» weiter. Keine
kunst war durch den Telegraphen no» Salzburg
gemeldet worden, der uon diesem Tage an auch
den PrwatueriVhr geöffnet war sin der Rächt traf
reits eine striuatdepesche einj.

ab,
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be-

Neuerscheinungen für Innsbruck
D a s lldelige Damenstijt i n I n n s b r u c k .
Zum neu erschienenen Auche von cküinorLanger, Die Geschichte
des Adeligen Damenstiftes zu Innsbruck, Ock>Iernschris Aninersitätsuer!agWagner,3nnsbruck 1950, ^84 Seiten,8Vildtafeln.
Dieses Auch ist eine wichtige und erfreuliche Reuerscheinung
Zur Dnnsbrucker Stadtgeschichte. heule Zieht wohl der uollkommen im alten Stil wiedererrichtete schöne Äau des Damenstiftes beim Aurggrcibendurchlcch, das 1944 durch Lomben teil«
wei>e zerstört worden war, die Vücke der c5inheimischen und der
fremden auf sich. Nber uom alten Adeligen Vamenstift wissen
wohl nur wenige etwas,
Aekanntlich starb Kaiser ßranz I., der cZemahl Maria Theresias,
während eines Mifenthaltss in Innsbruck in der hiesigen Hofburg
plötzlich an einem Schlaganfal! s1i^. kluguft 1?55>. Der Schmerz
der großen Kaiserin war grenzenlos. Mn liebsten hätte sie sofort
die Regierung niedergelegt und uon nun an ihren ständigen
Nltersaufenthalt in Innsbruck genommen. Dies war jedoch
nich t möglich. Sie gründete nun ein Adeliges Damenstift, dessen
Insassinnen in genau festgelegten Midachtsübungen für das
Seelenheil des verstorbenen Kaisers beten sollten. Maria
Theresia hing mit ihrer ganzen Seele an dieser Stiftung, hätte
sie gerne später besucht, wenn die Regierungsgeschäfte ihr die
«Zeil dazu cielassen hätten, widmete ihr uiel Zeit, Mühe und
Sorgsallt, kümmerte sich um alles an ihr lind förderte sie sehr.
Der Reubali mit einer Kapelle, diese fast genau an der Todosstälte des Kaisers, nnsanglicli beträchtliche Geldmittel und
Stillungen, nicht wenig Aeamlen» und Dienerschaft sowie gsseüschnflliche Vorteile murden den Oame» I>?l"5 sechsj, die
eine slrenqe Muienprobe abzulegen halten, zur Verfügung gesleül und eiiiqeiäliiüt. Die Innenaiisslaltllng des Stifles war
schon und vornehm, jede Dame belaß eine Reihe non Ronnien.
Di? Glanzzeit des Stiftes dauerte bis zur bai>erischen Herr
schaft 1tt>>5. Die tüchtige erste «9berdecliantin des Slisles, ^reiin
Soplii? Tiara uon cinzonberg lgesl. 1?95l stand mit Maria
Theresia bis zu deren Tode I!7tt0!in besonders herzlichen Aozieliungen. Seit I?tt1 war cirzhorzogin Tlisabetli, ei lie Tochter
Maria Theresias, im Tiroler Volksmundo „die kropsete ^isl
genannt, die erste und oinziqe liblifsi» dos Stiftes. Sie zog in
Innsbruck eine relatiu s!a damaligen gesellschaftlichen Rangordnung die hochsle ^erfönlich
keil Tirols, empfing Hürslüchl"eils», Minister und Generale so
wie überhaupt berühmte Männer auf ihrer Durchreise durch
Innsbruck, nahm wohl gelegentlich Truppenparaden ab und
betciligle sich in den Reuolutionskriegen durch klusrufe und
Spends» an der Tiroler!>!anoosuertoidigung Igest. Ittott in Linz>.
Das Stift wurde nach der baiierischon Herrschaf! >»I4 neu
gegrüiidet und besteht, allerdings, besonders seit INItt, immer

mehr nerarmend und sich einschränkend, bis heute. Die adsligen
Damen des Stiftes stammten aus dem tirolischen hochadel oder
aus dem der deutschen und böhmischen Crbländer der alten
Monarchie. Sie genossen früher alle Privilegien der damaligen
feiidalen"Gssellschaftsordnung. Sie.haben sich aber, bis aufganz
wenige unbedeutende Ausnahmen, immer sehr würdig benommen und ließen ovn ihren früher beträchtlichen Einkünften
immerhin Geld unter die Leute fließen. (5s war ihnen erlaubt,
zu heiraten. Da die Damen im Stift ein tadelloses Vorleben
gesührt hatten, auf Grund ihrer Nhnenprobsn nur aus bestem
i^del stammen konnten und durch ihre ßamilie und adelige
Verwandte meistens sehr gute Veziehungen zum Hof in Wien
hatten, konnten sie ihrem Bräutigam Vorteile bieten. Der berühmte und durch seinen langen Aufenthalt in Innsbruck bei
uns seinerzeit sehr bekannte Generaloberst Viktor Graf Dank!
hat z. A. 1888 eine Stiftsdame geheiratet. Die Mitglieder des
Stiftes durften auch öfters und im Zeitmaß ziemlich unbeschränkt Arlcuib nehmen, wobei sie dann wohl auf den klnsihen
und Gütern ihrer Verwandten lebten und hierauf wieder in
das Stift zurückkehrten. Sie nahmen sehr rege an allen gesellschaftlichen Veranstaltungen der Stadt Innsbruck selbst ^no
des kldels der Stadt teil und rangierten dort unter den erste i
und vornehmsten. Innsbruck konnte also mit einigem Stolz
auf sein Adeliges Damsnstift hinweisen, denn es gab an solchen
nur sehr wenige in der Monarchie. Seit 1918 lebten die Damen
es waren natürlich uie! weniger als früher
still und
Zurückgezogen.
Der Asstand des Stiftes war mehrmals gefährdet, fo mährend
der Rsuolutionen non 1848,1873 u. 1919. Dabei wollten meistens
Abgeordnete, die »on der Geschichte des Sliftes. seiner Veslini«
mung, seinem Leden und seinen in jenen fahren lvlati» imbe«
trächtlichen und immer mehr dahinschwindenden Müleln nur
wenig oder keine Ahnung halten, durch den Versuch, seine f!uf
Hebung zu erreichen, ein Ruhmesblall dos 5ur!s>,hril!?s »nd
der Sparsamkeit erwerben. (5s muß unerkannt werden, daß die
jeweilige Tiroler Landesregierung, auch die nach !9,^8, nie die
leisten Konsequenzen gefordert oder gezogen lind sic!) immer
schürend uor das Damonslisl, bzw. dem, was noch davon ge
blieben war, gestelll hat. heule leben noch drei alte Dame» im
Slisl. Das qroß«? Gebäude wird weilgehend uon andere» per
sonen und betrieben bewohnt und benuhl.
Das Auch der Verfasserin behandelt das Thema erschöpfend"
es ist sehr gut gegliedert, in einem ansprechenden klaren S l i !
somie mit prendo an dor Sache und warmherzig geschrieben
und hübsch auscieslallet lauch 8 Aildlasoln!. <5-.> sei alle», die sic!,
für die Innsbrncker Stadlgeschichle sowie sür die zainilienkunde
des Tiroler Ndelv inleressiere», wärmsten-; zum klnkauf und zur
Leklüre empfohlen,
Dr. Hans Kramer.