Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.8

- S.6

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1950_Amtsblatt_08
Ausgaben dieses Jahres – 1950
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

riften und anerkannten Meister der ^x
t"nnst unmittelbar unterstellt. I c h kam sonnt, noch
nicht 82jährig, de facto in die Stellung eines legisla
tivcn Referenten für süchtigste Materien. Es war leine
kleine Anfgabe, denn es galt, selbständig mit allen anf
tauchender Fragen fertig zu werden; ein vorheriges
Anfragen nm Weisungen kam nicht in ^-rage.
Die Tätigkeit uuter deui auf Klein folgenden Sek"
tionschcf nnd spätern Äiinister D r . Schauer spielte
sich in viel einfacheren f o r m e n ab. Sie war ebenso
Schulung nnd Anregung als fruchtbare Zusammen
arbeit.
Die hohe Zeit meiner Tätigkeit im 3ustiZministerium fällt
in das Jahrzehnt zwischen 1914 und 1935. Sie liegt heute
weit Zurück" der jüngeren Zuristengeneration ist davon kaum
mehr uom Hörensagen etwas bekannt. Wenn ich den Schrein
meiner Erinnerungen an jene Zeit öffne, quillt daraus ein
Gewirr oon Schatten und Gestalten heruor, die, durcheinander wirbelnd, an die Szene im zweiten Höllenkreis uon
Dantes Divina Commedia erinnern. Der Herr Minister hat
bereits jene Zeit ermähnt. Ich möchte nur eine Episode als
charakteristisch anführen, die erste Stundungsuerordnung, die
am späten klbend des 31. Juli 1914, am Tage der Kriegserklärung Rußlands, auf Verlangen der Ungarischen Regierung in kaum Zwei Stunden entworfen werden und non
Seiner Majestät genehmigt sein musilo. Ausbau und Nbbau
der Stundungsoorschriften haben sich dann bekanntlich durch
die ganzen fünf Kriegsjahre fortgeschleppt. Von weiteren
Arbeiten aus jener Zeit Zu sprechen — Zum Teil hat der
Herr Minister ihrer Erwähnung getan — würde nie! Zu
weit führen.

V a s J a h r 1!)25 brachte mir die Ernennung zum
Oberlaudesgerichtsvräsideuteu in Iuusbruck uud da^
mit die Erfüllung eines lang gehegten Herzenswunsches. Nach meiner Ministcrialzeit — znlctzt waren
mir als Sektionschcf die gesamten Agenden des I n
stizuunisterinms mit Ansnahme der anf strafrechtlichem (Gebiete liegenden anvertraut — bedeutete mein
ueuer Wirkungskreis in Innsbrnck eine grüne Insel.
I c h hatte die. besondere Gcnngtnnng, das; die knrz
zuvor "verfügte Eingliedernng des Landes Salzburg
in den Innsbrncker Oberlandcsgerichtssprengel wie
eine Morgengabe erschien. Tie Maßnahme hat sich für
beide Teile vorteilhaft ausgewirkt; für den I n n s
brncker Oberlandesgerichtsratssprengel, weil sie ihm
nach der schmerzlichen Einbuße durch die Abtrennung
der Gebiete südlich des Brenners einen gewissen Ausgleich bot; aber auch Salzburg hat gewonnen, weil es
im Gefügc des Wiener
nicht viel mehr als ein Anhängsel darstellte, während
es von Innsbrnck ans mit der gleichen Sorgfalt be
trent wurde wie T i r o l und Vorarlberg. Anch die
Nichter in Salzburg haben dies dankbar auertanu!.
I c h mochte uur wünschen nnd hoffen, daß fchon bald
die Hindernisse übcrwnnden sein mochten, die die Un
terstellnng Salzburgs nnter Linz herbeiführten und
sie anch gegenwärtig noch aufrecht erhalte».
Tie Tätigkeit beim Oberlandesgerichte bereitete
nur hohe Genngtnung. Es fronte mich, mit der
Nechtssprechnng wieder in unmittelbare Berührung
zu kommen. M i t den "Verwaltnngsgeschäften war ich
Dom Instizministerinm her genaneslens vertraut, weil
sie mich dort seit einem Vierteljalirhnndert beschäftig!
hatten. Es war mir dank meiner Beziehungen zu den
Wiener Zentralstellen anch beschieden, manche Ver

Nummer 8

bessernngen zn erreichen, die seil wahren fällig waren.
Tie Teilnahme von zahlreichen Nichtern nnd nicht
richterlichen Beamten des Oberlandesgerichtssprengels
an der hentigen ^eier ist mir ein Beweis mir bewahr
ter freundlicher Erinnerung, für den ich zn wärmstem
und aufrichtigstem Tank verbunden bin. Nur zwei
Momente möchte ich im Zusammenhang nocb kurz
streifen. I n die Halbzeit meiner Tätigkeit beim Ober
landesgericht fällt meine Berufung an die Spitze des
Verfassungsgerichtshofes, die mich nicht weniger über
raschte als seinerzeit die Einberufung in das I n s t i ;
Ministerium. A n ihrem Ende steht meine Ernennung
znm Präsidenten des Bnndesgerichtshofes.
Tiefe beiden Ämter fielen nur zu, ohne d^iß ich
daran irgend einen Anteil gehabt halte, wie durch
Fügungen eines gütigen Schicksals. Meine bernfliche
Lanfbahn erreichte damit einen Höhepunkt, eiue außer
jeder menschlichen Voraussicht stehende Krönung.
Tankbar gedenke ich meiues Wirkens bei den beiden
Gerichtshöfen des öffentlichen Rechtes uud meiner
Kollegen, die mir jederzeit vertrauensvoll entgegen
kamen und helfend znr Seite standen.
T c m Herrn B ü r g e r i n e i st e r der Landes
hanptstadt Innsbruck gestatte ich mir den aufrichtig
steu und verbindlichsten
Tank
für
die
mir
namens meiner Vaterstadt überbrachten Glück
wünsche znm Ausdruck zu bringen. Ganz be
sonders habe ich für den nur vom Gcmeiuderate
verliehenen Ning der Stadt Innsbrnck zn danken.
T a m i t wird mir eine Ehrnng zn Teil, die ich in vol
lem Maße »verte. Ninge sind das sichtbare Zeichen der
Verbundenheit nnd als solches Zeichen der Verbnn
denhcit ist mir dcr Ning, den mir meine Vaterstadl
verliehen hat, besonders teuer. Ich suhle mich mil
Innsbruck auf das eugste verbunden. Hier geboren
zu eiuer Zeit, als Iunsbrnck noch eine recht beschei
dene Kleinstadt mit kanm zwanzigtansend Einwoh
nern war, wo beispielsweise der Blick von den ^en
stern meines Geburtshauses an der Stelle, wo jetzt
die Universitätsapotheke steht, " ungehindert über
Maisfelder bis znr Wiltener Pfarrkirche schweifte,
habe ich die ganze Zeit der Entwicklung bis zur Groß
stadt miterlebt. I n Iuusbruck wuchs ich auf, hier be
suchte ich die Schnlen bis zur Beendigung der Hoch
schnlstudieu. Beim Landesgerichle Iuusbruck trat ich
in den I n s t i zdienst. Auch während der Jahre meiner
Dienstleistung im ^ustizministerinm kehrte ich Jahr
für J a h r , soweil nicht Kriegs nnd Nachkriegsjahre
mich ununterbrochen in Wien festhielten, im Sommer
nach Innsbruck oder in dessen nächste Ilmgebnng zn
rück. >3eit ich vor ^"> Jahren als Präsident des Ober
landesgerichles ganz hierher zurückkam, ist Iuusbruck
mein ständiges Tomizil geblieben, und zwar anch
während meiner Bernfung mm Bnndesgerichthof, da
es mir gestattet wnrde, meinen Aufenthalt zwischen
Innsbrnck und Wien in < Itägigen Zeitabschnitten zn
wechseln, ^ o darf ich mich wol,l m>! Necht als hier
uubediugt bodeusläudig bezeichnen. Teu Ning der
Ttadt Innsbrnck werde ich stets boch in Einen hallen
und stolz mein eigen nennen.
Herr ^taatsbibliothekar T r . H o ch e n e g g bat mir
die l^riiße nnd Wünsche des T i r o ! e r H e i m a I
schntzv e r e i n s überbracht, für die icli her".Iichsl
danke. I c h will nicht verbeblen, daß mich gegenüber