Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.8

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1950_Amtsblatt_08
Ausgaben dieses Jahres – 1950
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 4

Amtsblatt der Vaudcöhauptstadt

f ü r ni i ch P e r s ö n l i cl, e oder p o I i t i s cl, e E r
w ä g l l i l g e l l , sollderu genläß des PrograiilUles der
Partei, die mich hierher entsendet hat, immer nur das
Interesse des Volkstänzen maßgebend; nnd wenn
mich nndemokratische Systeme zeitloeilig an der Ails
Übung nieincr Pflicht als Genleinderat gehindert ha
ben, so Averte ich den Umstand als den besten, Beweis
dafür, daß ich anf dem richtigen Wege war.
Der ans mehreren, politischen Parteien zusammen
gesetzte Gemeinderat hat mir hente eine der höchsten
Ehrnngcn zuteil werden lassen; ich darf Wohl auueh
men, daß diese Ehruug zu gleichen Maßen anch mei
nen .^llnbgenossen, deren ilnterstntznng nnd deren
Vertrauen ich mich immer erfreuen durfte, gilt. I n
diesem Sinne quittiere ich weinen heutigen Festtag.
Meine Damen nnd Herren! M a n hat den Humor
mit dem ich über die heikelste Situation hinwegzukommen versuche, hervorgehobeil. Humor ist eine
Gnade, er ist Optimismus nnd wenn mich der Humor
in den Zeiten des Faschismus verlassen hätte, dann
— gestatten Sie nur diese persönliche Bemerkung —
wäre es mir nnd meiner F r a n , der ich heute, au die
sein selteneil Tage, für ihre Treue, ihreu M u t uud
ihre grenzenlose Opferbcreitschaft, für Eigenschaften,
die — i n : schönsten nnd edelsten Sinne des Wortes
sei es gesagt — mir einem Weibe eigen sind, danken
möchte, noch schlechter gegangen, als es ohnedies schon
gegangen ist.
Und nnn bin ich hente ill großer Verlegenheil, denn
wie soll ich mich ausdrücken, nm I h n e n meine Damen
nnd Herren zu sagen, daß ich die Ehre, die mir durch
die Verleihung des EhrenringcS der Stadt Innsbruck
zuteil wurde, zn würdigen weiß, daß ich aber auch
weiß, was ich diesem Ehrenringe schuldig bin. I c h
kann I h n e n eben nur sagen, daß ich meiner zweiten
so schönen Heimat so wie zuvor, auch in Hinkunft die
nen w i l l , daß ich meine bescheidenen Kräfte stets in
den Dienst der Stadt zn stellen gewillt bill. Freilich,
mit l>l> Jahren derartige Versprechnngen zn machen
ist kein Kunststück, da man ja nicht mehr lange Gele
genheit habeil w i r d , ein gegebenes Wort auch einzu
lösen. I c h bill aber so unbescheiden oder vielleicht so
leichtfertig zn glaubeu, daß mit der Verleihung des
Ehreuriuges nicht znglcich ein Deuter verbunden ist,
uuumehr einem anderen Platz zu macheil. I c h tröste
mich damit, daß nicht Nur Mandatare zu entscheiden
haben, ob w i r gehen oder bleiben, sondern daß darüber im demokratischen Sinne Instanzen zn entschei
den haben, in denen ausschließlich Wähler das Urteil
sprechen.
Aber sei dem wie ihm wolle: im und außerhalb
des Gemeinderatcs werde ich niemals vergessen, was
ich nnserer Stadt schnldig bill; niemals werde ich
vergessen, daß ich in dieser Stadt so viele frohe und
schölle Jahre verleben dnrfte, daß die bittersten Eilt
tänschttngcn, die mir nicht erspart geblieben sind, mir
so recht zum Bewußtsein gebracht haben, wie herrlich
unsere Stadt ist. Erst wenn man — so wie ich — ge
zwnngenermaßen fern dieser Stadt das Lebeil fristen
mnß, weiß man, was Sehnsucht nach der Heimat be
dentet. I c h w i l l aber anch im und außerhalb des l>)e
meindcratcs niemals vergessen, daß es eines Bürgers
der freieu, sozialen nnd demokratischen Republik bö

ste Aufgabe ist, dem Wohle der l^esamlheil nnd dami!
der Republik, die das östcrr. Volk mil Blulopfev ev
kämpft hat, geioissenhaft, verailtlvortungsvoll nnd mil
ganzem >>er",en ;n dieneil.
I h n e n , sehr geehrter Herr Bürgermeister, sage ich
besonderen Dank für I h r e freundlichen Worte; Sie,
>>err Bürgermeister, uud ich, w i r beide stehen wohl
nicht im Gerüche, uns Politisch nahe zu stehen, aber
ich glaube sagen zn dürfen, daß uns demokratische- An
schannngM und soziale Einsicht niemals auseinander
gebracht haben. M i t meinen politischen Frennden, de
sonders aber mit meinem persönlicheil Frennd, Vi;e
bürgermeister Flöckinger, der das Wagnis der "Antrag
stcllnng anf sein Haupt geladen hat, werde ich mich
ja noch anscmandersetzen müssen, ob die Fraktion
wohl getan hat, als fie mich für diese Ehrung in Vor
schlag gebracht hat; und I h n e n meine geehrten
Damen lind Herren der anderen Richtnng Null ich in
aller Aufrichtigkeit noch einmal sagen, daß ich nichts
nnterlassen werde, diese Ehrnng anch zn rechtfertigen.
Freilich, Anhänger grundverschiedener Auschauuugen
bleiben nur trotzdem und wenn es die Notwendigkeil
erfordert, lind nur — soweit dies überhanpt möglich
ist — nils ill dell Haaren liegeil sollten, dann soll das
keine persönliche sondern weltanschauliche Angelegenheit sein, die eben sehr oft ohne Glace Handschnhe ausgetragen werden mnß. I c h null aber hoffen nnd an
nehmen, daß anch solche Auseinandersetznngen nichts
anderes zum Ziele habeil, als das Wohlergehen der
Bevölkernng, deren Interessen nur zu vertreten
haben.
I c h stehe nun in der Reihe der Träger des Ehren
riilges der LandeIhanptstadt Innsbrnck an 1b!. Stelle.
Diese Tatsache erfüllt mich mit Stolz, der umso grö
ßer ist, als ich der erste sozialistische Mandatar bin,
der dieser hohen Anszeichnnng teilhaftig wurde. I n
meiner persönlichen Ehrung e r b l i c k e ich d i e
E h r u il g d e r a r b e i t e u d e il B e v o l t e r il n g,

deren Klasse ich entstamme nnd zu der ich mich immer
stolz bekannt habe. Daß ein Angehöriger des werkta
tigen Volkes diese seltene Auszeichnung erhalten
durfte, ist Beweis dafür, daß im Innsbrncker (^e
meiuderat die Demokratie Einzng gehalteil nnd daß
die Tätigkeit anf dem Gebiete der sozialen Gerechtigkeit Anerkennung gefuuden hat; das ist für mich, der
seil meiner Iugeud dem sozialen nnd wirtschaftlichen
Vorwärtsslveben gedienl habe, die besondere l^eilng
tllililg.

Wenn der Herr Bürgermeister anch einige Worte
über meine gewerkschaftliche, also über meine Tälig
keit anf dem l^ebiete der Sozialpolitik gesprochen hat,
dann möchte ich die anerkennenden Worte mit der
Feftstellnng quittieren, daß es eines Gehalt oder
Lohnempfängers schönste Angabe ist, seine Pflicht in
der ^iewerkschaft zn erfüllen. Das Bewußtsein, diese
Pflicht einigermaßen erfüllt zu habeu, macht das ^e
beil kbenswert.
Über meiil Leben zii sprechen, kann ich mir Wohl
ersparen. Es war das ein ^eben eines Sohnes linder
reicher Eltern, das Leben eines Spenglerlehrlings,
der nach einjähriger Herrlichkeit das Gebell eines kauf
männischen Lehrlings schöner sand uud der schließlich
seil vier vuiln",ebn!en der sozialen Sicherheit dienl.