Innsbruck Informiert

Jg.2001

/ Nr.11

- S.46

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INNSBR

ANBRUGGEN - KOATLACKN ST. NIKOLAUS
St. Nikolaus ist der älteste Stadtteil
Innsbrucks. Die linksufrige Marktsiedlung gab es schon vor dem Jahr
1180 und wurde in den Urkunden „Yn-

nem vorwiegend von Handwerkern
und Gewerbetreibenden bewohnten
Stadtteil. Eine große Anzahl der Werkstätten war für die öffentliche Versorgung zuständig, so z. B. der Hof- u.
Aus dem Stadtarchiv
Stadtbrunnenbohrer, die Hof- u.
von Mag. Renate Mairoser
Stadtziegelei bzw. Kalkofen, Maurer
und Steinmetze. Der Gewerbezweig
Gießerei
verlieh St. Nikolaus eine bebruggen" genannt. Der Name steht im
sondere
Bedeutung
und Ansehen. Eiengen Zusammenhang mit der Innnige Straßennamen legen Zeugnis
brücke. Nach der Entstehung der heuüber die Tradition des Gießens in der
tigen Altstadt 1180/1204 verlor die
unteren Anbruggen ab. So wurde der
Siedlung „enunt der prukken" oder
Löfflerweg nach der bekannten
„enhalben der prukh" an Bedeutung.
Gießerfamilie Löffler benannt. Gregor
Dies äußerte sich darin, dass am
Löffler baute den Ansitz BüchsenhauOstrand der Marktsiedlung das Lesen und arbeitete im Dienste Kaiser
piosenkrankenhaus, das Innsbrucker
Maximilians. Die
Schmelzergasse
erhielt den Namen
aufgrund der alten
Glocken- und Geschützgießerei, in
der 1509 die erste
und 1550 die letzte Bronzestatue für
das Grabdenkmal
Kaiser Maximilians
in der Hofkirche
gegossen wurde.
Die Gießerei stellte
erst 1854 ihren Betrieb ein. Die Magtstraße wiederum
Blick in die Fallbachgasse gegen Norden mit Bauernhäusern underinnert an Leonauf der geschotterten Straße spielenden Kindern. Original im hard Magt, der eiStadtarchiv (Signatur: Ph-25.524).
nige Gussformen
für die „Schwarzmander" herstellte.
Sondersiechen- oder Infektionsspital,
errichtet wurde. Auch diente die Kreuzung Schmelzergasse, Fallbachgasse und Weiherburggasse bis 1 731 als
öffentliche Hinrichtungsstätte. Von
den Einheimischen wurde der Platz etwas verniedlicht als „Köpfplatzl" bezeichnet.
Ab dem 15. Jahrhundert setzte sich
die Bezeichnung „Anbruggen" für den
Stadtteil links des Inn durch, wobei
mit „obere Anbruggen" Mariahilf Lind
mit „untere Anbruggen" St. Nikolaus
gemeint war. Die untere Anbruggen
entwickelte sich im Lauf der Zeit zu ei-

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Ende des 15. Jahrhunderts wurde
die Innstraße mit ihrem heutigen Verlauf errichtet und der ursprüngliche
Hauptverkehrsweg, die St.-NikolausGasse, verlor an Bedeutung. An der
neuen Hauptstraße entstanden ab
dem 16. Jahrhundert einige stattliche
Gebäude. Sehen wenige Jahre nach
der Inbetriebnahme der Innstraße kam
die Bezeichnung „Koatlachn" oder
auch „Koatlacke" auf. Ursprünglich
bezog sich der Name nur auf die St.Nikolaus-Gasse, später wurde er auf
den ganzen Stadtteil ausgedehnt. Ko-



atlackn beschreibt den Zustand der
St.-Nikolaus-Gasse. Sie wurde teils
durch das Wasser von den Dachrinnen, teils von den Brunnenröhren, die
unter der Erde das Wasser von der
Gegend des Ansitzes Weiherburg in
die Stadt führten, in eine schmutzige
ungesunde Lacke verwandelt. Treffend schildert das Gedicht „Die Koatlackn" die damaligen Zustände:
„...Knöcheltiaf ischt man versunken,
und dö Briah hatteiflisch gstunken..."
Erst im Jahr 1829 wurde die Austrocknung und Straßenregulierung der
St.-Nikolaus-Gasse unter heftigem
Protest der Hausbesitzer veranlasst.
Im 19. Jahrhundert entstanden auch
einige wichtige öffentliche Bauten für
St. Nikolaus. 1864 wurde das Gebäude für die Landesberufsschule in
der Innstraße errichtet. Aufgrund ihres
Aussehens und der hohen Baukosten
wurde sie spöttisch „Schulpalast" genannt. Anstelle des Fährbetriebes
über den Inn wurde 1871 ein provisorischer Holzsteg gebaut, der 1875
durch einen eisernen Steg ersetzt
wurde. Dort wurde bis zum 1. Jänner
1900 ein Kreuzer Brückenzoll eingehoben und deshalb hielt sich lange
Zeit im Volksmund die Bezeichnung
„Kreuzersteg" anstelle der offiziellen
Bezeichnung „Innsteg" und heutigen
„General-Emile-Bethouart-Steg". Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der
Ruf nach einer neuen Pfarrkirche laut.
Das alte Gotteshaus aus dem 16.
Jahrhundert konnte der stark anwachsenden Gemeinde nicht ausreichend Platz bieten. Deshalb wurde
schon 1864 der St.-Nikolaus-Verein
gegründet mit dem Ziel, die notwendigen finanziellen Mittel für den Kit
chenneubau sicherstellen zu können.
1881 begann der Neubau der Pfarrkirche. Als Architekt konnte der
berühmte Dombaumeister Friedrich
Schmidt gewonnen werden, der seine Dienste unentgeltlich zur Verfügung stellte. Arn 24. Oktober 1885
fand die feierliche Einweihung der
neuen Pfarrkirche statt.

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