Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.7

- S.2

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Ecite 2

A in, cd la st der Landeshauptstadt Innsbruck

sichten das allgemeine Wohl stets hoher geachtet haben
als Einzelintercssen oder materielle Vorteile. Und das
besagt nicht wenig in unserer so materialistischen nnd
verworrenen Zeit. Das besagt, das; Männer nnd (5ha
rattere, die den warnten Ton der Menschlichkeit nnd
das Bedürfnis, eine gerechte Mittellinie zn finden,
geradezu ausschlaggebeud sind für den Aufstieg oder
den Untergang unseres (Gemeinwesens nnd unseres
Staates. I n jeder politischen Richtung gibt es Heiß
sporne, die dazu neigen, das Wohl der Gesamtheit mit
ihren eigenen, Ansichten zn identifizieren. Solche P o l i
titcr sind die Kampfeslust fo sehr gewohnt, daß sie
einfach nicht mehr imstande sind, gewisse Grenzen einzuhalten. Dadurch sinkt das Niveau der Politischen
M o r a l von Tag zn Tag. Beim Wettstreit um die Gewinnnng des politischen Treibholzes der unschlüssigen
Wähler liegt die Versuchung nahe, unlautere und demagogische M i t t e l anzuwenden. Diese Apostel der Ge
waltsamkeit bereiten den Boden für eine allgemeine
Abkehr der Massen von den f o r m e n der Demokratie,
sie bereiten den Boden für totalitäre Versuche. Und
nur alle wissen, daß dies ber Anfang vom Ende ift.
Es ist wahrhaftig nicht immer leicht, im Politischen
Leben den Gleichmut zu bewahren nnd Mensch unter
Menschen zu bleiben, denn es bedeutet oft höchstes
Menschentum, auf die Beranschung der Masseil zn ver
zichten nnd seine Pflichten ohne äußerlich erkennbare
Erfolge nnd vielfach nnbedankt zn erfüllen. Und hier
darf ich unserem Stadtrat Klappholz, obwohl ich seine
politische llberzengnng nicht teile, höchstes Lob spen
den nnd der Gemeinderat hat durch seinen Beschluß
knndgetan, daß er damit einverstanden ist. E r hat nicht
nm änßerer Ehrungen willen seine Verantwortliche
Tätigkeit ausgeübt; niemals hat er die Sncht in sich
verspürt, die Massen mit billigen Schlagworten und
leeren Phrasen zn berauschen. I c h würde wünschen,
nur hätten mehr Menschen und Politiker von diesem
Format nnd von diesen Eigenschaften; es würde nur
dem öffentlichen Wohl zugute kommen.
I c h würde aber das Bildnis unseres S t R . Klapp
hol; geradezu verfälschen, weun ich nicht noch einer
seiner besonders hervorstechenden Eigenschaften Er
wähnung machte: seines unverwüstlichen Humors.
Echter Humor ist das Produkt reicher menschlicher Er
fahrnng nnd das solideste Fundament des mensch!i
chen Zusammenlebens. E i n Philosoph sagt einmal Heroismus gehört dazu, sein Leben einer Idee unter
zuordnen; aber alle Ideen dem Leben nnterznordnen,
dazn gehört Humor. Leider ist der Humor im Politi
schon Leben sehr selten geworden, im Gegenteil, viel
fach verhält es sich in der Politik gar oft so ähnlich loie
mit dei, seltsamen Vorkommnissen, die w i r unlängst
in der Presse lesen konnten. Da hatte ein M a n n seine
Holzlege nnter S t r o m gesetzt nnd am Morgen ver
gcsscn auszuschalten. Sein dreijähriges Söhuchen
fand don Tod, als es den geladenen Draht berührte.
E i n anderer hatte die Um;ännnng seines Obstgartens
nnter S t r o m geseht; seine elfjährige Tochter wollte
einen Apfel holen nnd holte sich den Tod. Ein dritter
geriet versehentlich in seine eigene Todesfalle nnd ging
zugrunde. Die drei Männer waren gewiß nmgäng
liche Staatsbürger und gnte Familienväter, abe,r sie
habeil leichtfertig über alle die Todesstrafe verhängt,
die ihrem, Eigentum sich zn sehr nähern wollten. Kö

ten sie noch einmal wählen, sie würden bestimmt dieses
geschützte Eigentum heute gerne ;nr Gänze opfern,
wenn sie das Leben ihrer Kinder nnd ihr eigenes Le
ben retten könnten. Aber es ist ;n spät. Haß, Neid,
Nache, Eigensucht und Kurzsichtigkeit haben ihr Werk
getan, haben getötet. I m öffentlichen Leben haben
wir es schon mitgemacht, daß die Todesursache in einem
irrealen Demokratismns besteht, der seine vorüber
gehenden Formen, znr absoluten politischen Doktrin
machte. Nicht umsonst sagt S t . I n s t , ein Politiker
ans der Zeit der französischen Revolution: „Eine republikanische Regierung hat entweder die Tugend znm
Prinzip oder den Schrecken." nnd Eicero schreibt in
seinem Vnchc „<äe u l l i c i i ^ " - „ M a n darf denjenigen
kein Gehör schenken, welche glanben, man müsse dem
Feind heftig zürnen nnd nnr fo habe ein hochgesinnter
nnd tapferer M a n n zn handeln; denn nichts ist löblicher, nichts eines großen nnd ausgezeichneten M a n
nes würdiger als Versöhnlichkeit nnd M i l d e . "
Und in dieser Gesinnnng überreiche ich I h n e n , Herr
Stadtrat Klappholz, dei: Ring der Stadt Innsbruck
nnd wünsche I h n e n , daß Sie ihn noch lange nnd in
Ehren tragen mögen znr Erinnerung an eine lange,
selbstlose Tätigkeit für das öffentliche Wohl nnd mit
dein Wnnfch. daß diese I h r e Tätigkeit nns allen noch
recht lange erhalten bleiben möge.
I I. P r ä s i d e n t D r. E r n st D u r i g.
Anläßlich des W. Geburtstages des ehemaligen
Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes, Dr. Ernst
D n r i g , fand am 29. I n n i im ncnerbanten Ausstel
lnngSsaäl des Landesmnsenms Ferdinandenm ein
Festakt statt, an dein anßer dem Bnndesminister für
Justiz, D r . T s c h a d e t , und hohen Vertretern des
österreichischen Instizwesens anch die Spitzen der T i roler Landesregicrnng sowie der Stadtgemeinde I n n s
brnck teilnahmen. I m Znge der verschiedenen, dem
Gefeierten dabei zuteil gewordenen Ehrnngen über
reichte Bürgermeister D r . Melzer den Ehrenring, wo
dei er die Verdienste Präsident Dnrigs mit folgenden
Worten würdigte:
Herr Minister, geehrte Festgäsle,
lieber Herr I n b i l a r !

sehr

geehrter,

Der Anlaß, der nns heute zusammenführt, ist dop
Peltcr Art. Znnnchst wollen wir I h n e n znm tt0. Geburtstag nnserc herzlichsten Glückwünsche darbringen nnd besonders die geistige Rüstigkeit nnd körper
iiche Frische bewundern, mit der Sie das l^l). Lebens
jähr zn überschreiten die selbstverständliche Absicht
haben. Aber auch noch ein anderer Anlaß führt nns
hier znsammen. Die Sladigemeinde benützt diesen
I h r e n Gebnrtstag, nm I h n e n den Ring der Stadt
v^nnsbrnck zn verleihen. Der Gebnrlslag ist nnr der
Anlaß, nicht der Grnnd für diese Verleihung. Der
Grnnd liegt oielmehv darin, daß Sie als I n r i s t des
öffentlichen Rechtes, als Präsident des Verfassnngs
gerichtshofes Verdienste erworben haben, die I h r e m
Namen nnd somit anch dem Namen >^hrer Heimat
sladt in ganz Österreich ;n hoher Ehre verhalfen.
D a I h r Lebcnslanf schon von anderen zuständige
ren Persönlichkeilen geschildert wurde und noch ge
schildert wird, kann ich mir ersparen, einzelne Daten