Innsbruck Informiert

Jg.2001

/ Nr.5

- S.46

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2001_Innsbruck_informiert_05
Ausgaben dieses Jahres – 2001
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
INNSBR

Aus den Anfängen des
Breitensports in Innsbruck
So selbstverständlich uns heute Radfahren, Joggen und Schwimmen auch erscheinen mögen, so schwierig und mühsam war es, diese Sportarten zu etablieren u n d die behördlichen und gesellAus d e m Stadtarchiv
von Lukas M o r s c h e r
schaftlichen Hindernisse zu überwinden.
In d e n 60er d e s 19. Jahrhunderts
tauchten erstmals Fahrradfahrer, „Veloc i p e d i s t e n " w i e sie damals noch bezeichnet w u r d e n , auf d e n holprigen
Straßen Tirols auf. Bei diesen Hochrädern saß der Lenker etwa anderthalb Meter über dem Boden über dem großen
Vorderrad und musste, nur von einem
kleinen Hinterrad gestützt, versuchen,
Balance zu halten.

?at>fi"lnn Verband für Qjrcl »»d Vorarlberg
i j . »>„? ,,,„„„ iKnihir.M. tot 1*1 ta s"tutfiiljr" der ?{iit>fat)rer
in J i i i t n H .inl.ifilul) t n 10. <«iiint"un f l ii(i(lr» tot K V. 1. IL u. T>.
am 7. tVptrmhrr 1924 d « Jt.nMutirrr .IVfni

,. ^hmvrac&r%jSa>aßSlea, isfaaeérucft

M

p r e i s «Gruppe J )

I /&I4^—„
— i —

^P
mm

Urkunde für den Radfahrer-Verein „Innsbrucker Schwalben" aus dem Jahr 1924.
Stadtarchiv Signatur: Bi/g-625.

Bereits im September 1869 kam es auch
schon zum ersten schweren Unfall: Zwei
auf der Straße nach Zirl fahrende Fuhrleute begegneten zwei Velocipedisten. Die
Pferde wurden durch diese ungewohnte
Begegnung scheu und gingen durch. Beide Fuhrleute wurden vom Wagen geschleudert und so schwer verletzt, daß einer starb und einer schwer verletzt wurde.

22

Daraufhin verbot der Stadtmagistrat das
Fahren mit Velocipeden in der Stadt. Ein
Rekurs gegen diese Entscheidung wurde
1870 abgewiesen. Erst ab 1876 war es
wieder unter strengen Auflagen gestattet.
Die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten. Die erste Werbung einer Innsbrucker Firma für den Verkauf von Fahrrädern findet sich bereits am 8. Mai 1869 im
„Boten für Tirol und Vorarlberg".
Im Juli 1883 konstituierte sich ein Verein mit dem Namen „Bicycle-Club", dessen Mitgliedern es vom Magistrat mittels
schriftlicher Vollmacht ausdrücklich erlaubt war, auch die Straßen der Stadt zu
benützen. Seit 1884 durften die Vereinsmitglieder an drei Abenden pro W o c h e
den Redoutensaal gegen Gebühr zu
Fahrübungen nutzen.
In den Jahren 1885 bis zu ihrer Umsetzung 1896 lagen dem Innsbrucker Gemeinderat immer wieder Anträge auf Errichtung einer Radrennbahn vor, die aber
aus Platzgründen abgelehnt wurden. Im
Frühjahr 1896 konnte dann im Gebiet der
heutigen Goethestraße eine ovale Zementbahn von 400 m Länge und 6 m Breite errichtet werden, deren Kurven bis zu
3,8 m überhöht waren. Am 12. April 1898
fand das erste Radrennen für Frauen
statt, das über eine Distanz einer englischen Meile (1609 m) führte. Da dem
Radfahrerverband die finanziellen Mittel
fehlten, verfiel die Anlage zusehends und
wurde bereits 1901 wieder aufgelöst und
kurz darauf mit Wohnhäusern verbaut.
Nach einem ersten Rennen 1883 fand
1888 ein zweites „Tiroler B i c y c l e Straßen=Rennen" vom Sonnenburger
Hof südwärts bis zum Gasthof Schupfen
statt. Sieger war Alfons Kleinheinz aus
Innsbruck, Fallmerayerstraße 10.
Aus dem Jahr 1895 stammt ein Tourenbuch von Heinrich Bederlunger, in
dem 78 Radtouren in Tirol und Vorarlberg
beschrieben werden. Im Jahr 1920 bestanden in Innsbruck folgende Radfahrerklubs: Vorwärts, Union, Arda, Schwalben, Gemütlichkeit, Wanderer, Veldidena
und Bicycle-Klub Wüten.
Schwimmen wurde lange Zeit als eine
geheime und überflüssige Kunst angesehen. Eine Vorführung eines Schutzanzuges am 26. November 1876, bei der der
Schwimmer zwei Stunden im eiskalten

Wasser schwamm, wurde als interessantes technisches Novum betrachtet
und nicht als sportliche Leistung.
Dabei bestand das erste Schwimmbad
der Stadt seit 1833 am Gießen in der Hottinger Au. Hinter einer Bretterwand wachte ein städtischer Aufseher über das Wohl
der ausschließlich männlichen Besucherschar. Die Badeanzüge wurden ebenfalls
von der Stadt zur Verfügung gestellt. Das
Becken bot Platz für ca. 8 Personen und
hatte bei Neubefüllung recht erfrischende
10° Wassertemperatur. Am 20. Juni 1870
wurde nach mehrjährigen Verzögerungen
durch Probleme der Wasserzufuhr die
„Städtische Schwimmschule" bei Büchsenhausen eröffnet. Allerdings sprechen
die Beschwerden über die hygienischen
Zustände schon gleich nach Fertigstellung eine sehr deutliche Sprache. Am 1.
Jänner 1882 wurde die Bade- und Waschanstalt am Sillkanal eröffnet. Das Becken
hatte eine Größe von 18 x 10 x 3 m und
war mit 19° warmem Wasser gefüllt. Seit
1870 konnte gegen Bezahlung Unterricht
genommen werden, nachdem man des
„Ohne Leine Schwimmens" fähig war.
Neben diesen Einrichtungen bot der Inn
ein weitere Möglichkeit einer erfrischenden Sportausübung. So soll es im
August 1912 bei 10° Wassertemperatur
ein Innschwimmen von Innsbruck nach
Hall gegeben haben. Der erste Schwimmklub wurde erst 1919 gegründet.
Der Fußballsport nahm seinen Anfang
um die Jahrhundertwende. Federführend
war dabei der Architekt Arthur Ringler,
ein ehemaliger Spieler des F C Bayern
M ü n c h e n , der vor allem unter d e n
Schülern der Stadt für das neue Spiel
warb. Die ersten Spiele fanden am Areal
des Prügelbaus, bei der heutigen Universität am Innrain, statt. Ab 1903 wurden am
Platz der Klosterkaserne beinahe regelmäßig Spiele gegen ausländische Mannschaften ausgetragen. Die Ergebnisse,
vor allem gegen Mannschaften aus München, waren dabei für die Heimmannschaft meist wenig positiv. Dennoch erreichte schon damals kaum eine andere
Sportart eine vergleichbare Resonanz in
den Zeitungen.
(Weiterführende Literatur: Karl Graf: Tiroler Sportgeschichte, Haymon Verlag
1996)

INNSBRUCK INFORMIHRT - MAI 2001