Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.4

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seite 4

Nummer 4

Obcrbmmit Dr. h. c. Inq. Innerebner
Ehrenrinqträgcr der S t a d t "
Bei dein am 6. A p r i l i>n Lothringersaal der Hofburg vollzogenen Festakt zum 80. Geburtstag von
Oberbaurat T>r. ^ i . c. ing. K a r l J u n e r e b n e r
wurden diesem zahlreiche Ehrungen von Seite des
Landes T i r o l , der Stadt und Universität Innsbruck,
der Indnstriellenkammer, des Landesmusenms Ferdi
nandenm n. a. Mtcil. Bürgermeister D r . A. Melzer
überreichte dem J u b i l a r den Ehrenring der Stadt,
wobei er folgende Ansprache hielt:
Sehr geehrter Herr J u b i l a r !
Sehr geehrte Fcstgäste!
Der Anlaß, der uns zn dieser Feierstunde zusammensnhrt, ist nicht nur die Tatsache, daß Obcrbaurat
Innercbner heute sein 80. Lebensjahr vollendet, son
dcrn daß er sich anch als einer der größten Baumeister
i n Stadt und Land einen Nnf erworben hat.
Wenn wir unsere Stadt betrachten, so fallen uns
drei wichtige Vauveriodeu ins Auge. Die Gotik, die
uns als Glanzstück das Goldene Dach! nnd die behä
digen Bürgerbanten der Altstadt hinterlassen hat, die
an die Namen J ö r g Kölderer nnd Niwlans Turing
geknüpft sind, das Barock mit den Adelspalästen, den
Kirchen und dein Landhans, die den Namen des Geschlechtes der Gnmpp verewigen und schließlich die
modernen Großbauten, von denen die größten und
wichtigsten für uns nnd die nachkommenden (heschlech
ter den Namen Innerebner verkörpern. Nach außen
hin der bescheidenste von diesel: Banmeisternamen ist
der letztere, denn er baute nicht hoch hinans, sondern
gehört zu den Tiefbauern, also zu jenen, deren nm
dankbare Aufgabe es ist, Bauwerke zu errichten, die
man nach ihrer Fertigstellung vielfach nicht mehr sieht,
sondern nur mehr in ihren Wirkungen spürt. Aber
auch diese Wirkungen und ihre Ursachen haben ihre
eigene Geschichte nnd es gehört zum interessantesten
Kapitel nnserer Heinmtknnde, die Fäden zn entdecken,
die misere Stadt nut der großen, Welt verbinde».
unsere gotische Altstadt in ihrem bürgerlichen Reichtum
und in ihrer Schönheit wäre nicht möglich gewesen, wen»
nicht seit dem Cnde des 12. Jahrhunderts der Warenverkehr
von Italien nach Deutschland immer mehr Zugenommen
hätte. Vie Stelle, wo der Innfluf; zu überschreiten war, bedeutete für den Verkehr einen natürlichen halt- und Ruhepunkt, wo der Bedarf an ßrachtmitteln und Beherbergung
uon selbst sich einstellen musile. Schon aus der Zeit von
1200 bis 1220 gibt es Auszeichnungen über die wichtigsten
Orte für die Roisenden an der Nrennerstrcche und unter diesen wird auch Innsbruck genannt. Da die Aufzeichnungen
zum Teil aus Hamburg, Lübeck lind Passau stammen, können wir die Reichweite des damals durch Innsbruck ziehenden Reiseverkehrs abschätzen. Das Innsbrucker Stadtrecht
von 1229 und die tapfere Haltung und Treue der Innsbruckcr Ratsherren gegenüber dem neuen Landesfürsten
Rudolf IV. von Habsburg, die mit einigen Handelsmonopolen bedankt wurde, gaben das ßundament für die prachtvollen gotischen Rauten unserer Stadt, die heute das Ziel
zahlloser fremder Gäste bilden.
Als aber Columbus Amerika entdeckte lind andere Cnt
decker neue Seewege erschlossen, verschoben sich im Laufe

des 16. Jahrhunderts die wichtigsten Welthandelslinien vom
Mittelmeer an die leiste der Atlantik, Das nahm natürlich
auch dem deutsch-italienischen Transitverkehr seine über
ragende Stellung im Weltuerkehrssiistem. Der Handel lind
der Verkehr über Innsbruck trug nun nicht mehr jenen
monopolartigon Charakter wie bisher, aber sür Innsbruck
hatte sich glücklicherweise ein anderer Zweig aufgetau, die
Stadt war Residenzstadt geworden. Seit 1565 wird Innsbruck Sitz des landesfürstlichen Hosstaates und macht eine
Periode des Hoflebens von großer Pracht lind grosiem Aufwand durch. Innsbruck war der Sammelpunkt, an dem
sämtliche Cinkünste aus den übrigen Landesteilen in einer
Atmosphäre des Lurus verzehrt wurden. Line ausgebreitete Bautätigkeit des Hofes, des Adels, der geistlichen Orden lind der Amschwung im wirtschaftlichen Charakter unserer Stadt zeigte sich sehr bald auch im äusieren Bild, wo
in den Vorstädten das bürgerlich gotische Wesen fast völlig
dem italienischen Frühbarock der Wohnhäuser und der
öffentlichen und der Adelsgebäude weichen musUe. Aber nach
zweihundert Jahren wirtschaftlicher Blüte begann wiederum
der Abstieg. Das auswaudreiche Leben und die kostspieligen
Bauten überstiegen die wirtschaftliche Kraft des Adels und
der auf das höchste gesteigerte Glanz einer Blütezeit trug
schon den Keim des Verfalls in sich. Dann kamen noch die
Türkenkriege, die auf Innsbruck durch die Leere der Staatskassen ihre Wirkung taten, es kam der Versuch Karls V I . ,
eine ostindische handelskompagnie zu gründen, deren Auswirkungen in prohibitiuen Mastnahmen für die Einfuhr lind
in einem Zollkrieg gegen den Transitverkehr Tirols aus die
wirtschaftlichen Verhältnisse in Innsbruck drückten. Den
äußersten Tiefpunkt führten die vielen Jahre der napoleonischen Kriege herbei. Aber schon zeigte sich wiederum der
Umschwung, als die politisch ruhigen Jahrzehnte des
l9. Jahrhunderts anbrachen, hatte die Erfindung der
Magnetnadel dem Columbus >die Cntdeckung Amerikas lind
den Verlust unseres Monopols an der Brennerstraste verursacht, so machte jetzt die Crfindung der Dampfmaschine
dies wieder gut.

1848 die Eisenbahnlinie .5tnfstein-^Innsbruck, !8l!7
die Linie über den Brenner, 1884 die Arlberglinie nnd
IWt) die verschiedenen Lokalbahnen der näheren Hin
gebnng von Innsbruck und schließlich als Abschluß
die Mittenwaldbahn im Jahre l!>4^. W i r stehen nuu
schon mitten im Lebenswerk Innerebners drinnen,
jetzt wurde Innsbruck erst wahrhast zur Lanbeshanpt
stadt nnd erhielt eine überragende Bedentnng gegen
über allen anderen Städten des Landes. Waren einst
die Landesgrenzen erst nach mehrtägigen Reisen im
Postwagen zn erreichen, nunmehr waren sie nur mehr
wenige Stunden von Innsbruck entfernt. Jetzt setzt
aber auch eine Energie der Entfaltung ein, die gerade
zn europäische Ausmaße erreicht, .^tanm waren fünf
Jahre vergangen, daß das Problem der Stromüber
tragnug auf weite Strecken von der Wissenschaft ge
löst werden konnte, bante Innsbruck das Elektrizitätswerk in M ü h l a u . Es war eines der ersten l^lektri;itätswerke (Lnropas. Zehn Jahre später wurde
das Sillwert iu Angriff genommen; Planer uud 0)e
staltcr war Innerebner. Es war zn seiner Zeit eines
der größten Elektrizitätswerke in Europa. Kaum wa
ren die Wunden des ersten Weltkrieges vernarbt,