Innsbruck Informiert

Jg.2001

/ Nr.3

- S.62

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Volkszählung - gestern und heute
„In jenen Tagen erging von Kaiser Augustus der Befehl, aller Bewohner des
Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies
geschah unter Quirinius, Statthalter von
Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, sich
eintragen zu lassen", so heißt es im Lukas-Evangelium und es ist wohl die älteste Überlieferung einer Art Volkszählung. Die ältesten Unterlagen im
Stadtarchiv über frühere Volkszählungen in Innsbruck gehen nicht ganz so
weit zurück, aber immerhin finden wir
in einer Chronik der „Neuen Tiroler

Stimmen" einen Bericht darüber, dass
auch der Kaiser bei der Volkszählung
im Jahr 1900 das Zählblatt persönlich
ausgefüllt hat. In die Rubrik „Name"
hatte der Kaiser nur „Franz Josef I."
eingetragen.
Die Volkszählung 1900 in Innsbruck
ergab 26.866 Einwohner. Rechnet
man die auch später von Innsbruck eingemeindeten Orte dazu, steigt die Zahl
auf 49.727.
Der Volkszählung Anno 1900 wurde
auch eine Betriebszählung, eine Zäh-

(Fortsetzung von Seite 21)

Der Innsbrucker Hauptbahnhof
die Zeit der Beschlussfassung fiel auch
die gänzliche Umstellung der Bahnlinien auf elektrischen Betrieb. Der großartige Neubau, die nördlichen Teile erinnern heute noch an den damaligen Zustand, wurde 1928 fertiggestellt. Der
Südtiroler Künstler Rudolf Stolz wurde
beauftragt, die neue Abfertigungshalle
mit Fresken auszugestalten: Seine Darstellung bäuerlichen Lebens und Alltags in Südtirol und Tirol gilt heute als
einzigartig.
Bombardierungen während des
Zweiten Weltkrieges verursachten im
Bereich des Bahnhofareals schwerste
Zerstörungen. Von sämtlichen Bahnhofsgebäuden blieb nur der nördlichste
Teil mit dem Uhrturm erhalten. Im Zuge des notwendigen Neubaus tauchten
Überlegungen auf, den Bahnhof überhaupt zu verlegen. Als Varianten waren
Standorte beim Schloss Ambras und in

Wüten in der Gegend GrassmavrStraße / Neurauthgasse im Gespräch.
Auch ein sieben Meter unter dem Südtiroler Platz liegender Bahnhof wurde
diskutiert. Letztendlich entschied man
sich aber doch für einen Neubau an
der alten Stelle. Dieser erfolgte in den
Jahren 1953-1956. Ausgestaltet wurde
die neuerrichtete Bahnhofshalle mit
den inzwischen überregional berühmten Fresken von Max Weiler, die zum
einen die historische Vergangenheit
Innsbrucks darstellen, zum anderen
auch Bezug auf - damals - aktuelle
Themen des Landes Tirol nehmen.
Nach Fertigstellung der Arbeiten brandete diesbezüglich eine Protestwelle
auf, so dass die Polizei einige Zeit Weilers Werk vor Vandalenakten schützen
musste. In Hinblick auf die nunmehrige
im Sommer beginnende Neugestaltung
des Südtiroler Platzes und des projektierten Neubaus des Bahnhofsgebäudes werden Max
Weilers Fresken behutsam
entfernt, um für die Nachwelt
erhalten zu bleiben.

Die Neugestaltung des
Südtiroler Platzes soll verkehrstechnisch zu einer er; heblichen Entlastung des Gebietes führen. Das Bild, welches heute die Bahnhofsgegend prägt, dürfte dann, wie
viele der früheren Umgestaltungen, auch der VerganBombenschäden nach dem Zweiten Weltkrieg (Samm
genheit angehören.
lung Stadtarchiv, Sign. Ph-18800)

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lung der Wohnungsverhältnisse und
sogar eine Tierzählung angereiht. Die
Tiroler Stimmen wussten zu berichten,
dass die Volkszählungsdaten bei den
bevorstehenden Ausgleichsverhandlungen mit Ungarn eine große Rolle
spielen werden, ebenso wie für die gesetzlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Bodenspekulation und des
Wohnungswuchers. Auch könne
durch die Volkszählung eine Statistik
der Konkubinate erhalten werden, von
deren Riesenausdehnung die Durchschnittsmenschen keine Ahnung haben. „Wie Blitzlichter werden die Ziffern in die sittlichen Verhältnisse hineinleuchten, die man bisher unterschätzt und deren Gefährlichkeit für
die kommenden Generationen man
erst ahnen wird", wusste die Zeitung
zu berichten.

Volkszählung auch
heute eine wichtige
Informationsquelle
Derartige Probleme gibt es heute
wohl nicht mehr. Die Volkszählung
2001 ist eine wichtige Informationsquelle für die Verwaltung, Wirtschaft
und Wissenschaft über Struktur, Altersaufbau und räumliche Verteilung
der österreichischen Bevölkerung.
Aufgrund der bei der Volkszählung
ermittelten amtlichen Bürgerzahl erfolgt die Mandatsverteilung in den einzelnen Wahlkreisen.
Der Finanzausgleich zwischen
Bund, Ländern und Gemeinden fußt
auf der Volkszahl bzw. einem aufgrund
der Volkszählung erstellten „abgestuften Bevölkerungsschlüssel".
Die Volkszählung liefert Basisdaten
über die Bevölkerung hinsichtlich Geschlecht, Alter, Beruf, Bildung und
sonstiger wichtiger Merkmale. Alle diese Parameter sind wichtige Entscheidungshilfen für die Verwaltung, für die
Planung und für die wissenschaftliche
Forschung.
In einer Resolution aus dem Jahre
1995 „drängt" der Wirtschafts- und
Sozialrat der Vereinten Nationen die
Mitgliederstaaten, im Zeitraum 19952004 eine Volks- und Wohnungszählung durchzuführen. (WW)

INNSBRUCK INFORMIERT - MÄRZ 2001