Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.2

- S.9

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Nummer 2

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seite i»

vcn I)i. Karl ^

vor liulldert
5>.
v.



7.

10.

I

l«. kommt als Venesizvorslellung für Wilhelm und Luise
Schmidt das dramatische Gedicht in li Aufzügen „Nodrigo
und Elvire" oder „Der Kampf um die Königskrone" zur
findet der Inristenball statt.
Ausführung, das den bekannten Feldzengmeistcr I . G. F.
wird eine öffentliche Siluing dl,"") Bürgeralisschnsses ab»
Frh, v. Jellachich, Baiilis von Kroatien usw., zum Ver»
gehalten. Dabli wird der Bericht deo Nechnungs-Aus»
fasser hatte: dieses Stück wnrde der Bühne nur für diese
schlisses iiber die Iahresrechnungeu des Brnderlialises
einmalige Vorstellung überlassen. Vorher gab man noch
und verschiedene Stiftungen siir I^Iü beliandelt, sowie
das Drama „Der fünfte A l t " von Vnron Vm)inann,
jene des Komitees für den Holzuerschleiß »nd dio mirine!:»
austaltcu. Die Eiufiihrllilg einer Kontrolle dei der Be°
— schildert „ein Augenzeuge" die halbjährige Prüfung i n
Hebung der Platstreuzer und des Holzansschlages wird
der Triuial°Schule zu Dreiheiligcn, »in dadluch die Bebeantragt,
schllldiguugcu über den schlechten Znstand der Volks»
schulen zu widerlegen, besonders die Behauptung, „daß
gibt die Vorstehung des Landeshauptschießstandes be»
eine Menge Schiller nach vollendeter sechsjähriger Untertannt, das; die Preisrichter mit lì zu 2 stimmen das
richtszeit die Schule verlassen, ohne lesen zu tonnen".
Schiitzelilied dos Professors der Theologie in Brisen,
Das Buchstabieren aus dem Bliche und ohne Bnch, das
Alois Meßncr, nls Tiroler Schntzenlicd prämiiert landen.
Zählen n»d Kopfrechnen, das Rechnen an der Tafel, die
Der Preis war ein wertvoller silberner Pokal. Es hangrammatikalischen Übungen nnd Probeschriften seien „sehr
delte sich dabei um das bekannte Lied, das mit den Versen
befriedigend" gewesen.
schließt:
Vom gleichen Eisen sind ja noch
23. bietet der Snttlermeister Anton Schrott i n der Bäcker»
Die Jungen wie die Alten;
targasse ein gut brauchbares Billard zum Kaufe an.
Tiroler Adler, lebe hoch!
— empfiehlt die Buchhandlung C- Pfaundler das Buch
Du wirst den Kranz behalten.
„Die rote Republik oder das schnrlachfärbige Tier der
Offenbarnng Iohannis".
(bleichzeitig wird ein weiterer Preis (ein zierlicher, sil»
berner Potai) für die beste (besnngskomposition zu die» 25. wird als Venefizuorstellung fiir den Sänger Ellinger die
sem Liede ausgeschrieben.
Oper „ M a r t h a " aufgeführt.
wird als Bcnefizvorstelluug der Karolina Ziegler das Lust»
26. veröffentlicht der „Bote" folgende Erklärung: „Es hat
spiel voll Schuban „Fürst von Dessau" aufgeführt uud
mehrfältig das Gerücht verbreitet, als hätten die (beanschließend der Einakter voll Nestroy „Sieben Mädchen
brüder Hermann und Emauuel Mendelsohn falsche Bank»
in Uniform", Für den 8. war die Oper „Linda von (5ha»
notcn nnsgegeben uud es sei dieses Verdachtes wegen
moniz" angesetzt, fiir dell 10. „Lnmpacivagabundus" und
gegen sie sogar amtlich eingeschritten worden. Dieses (be»
fiir den l ì . „Die Bürger von Wien".
rücht ist i l l jeder Hinsicht ganz unbegründet und es mutz
wird die große Armenredoute mit Silbergewinnstlotterie
nach bei der betreffenden Behörde gepflogener Erkundi»
und (bliickstops abgehalten.
gllng als grundlos erklärt werdeil".

Neuerscheinungen für Innsbruck
„Vvccacciv auf Schloß T i r o l " . Ein Manltasch-Noman
uml H e i il rich u. S c h u l l e r u . (Preis: 8 28.50). — Diesen
ersten Band von Schullerns Noman-Dreiheit „Das Land im
Gebirge" hat der Inn-Verlag jüngst bereits in der 4. Auf»
läge herausgebracht. Wenn auch über deu Noinau selbst,
dessen Bedeutung allein schon die Anstngcnhöhe beweist, nichts
mehr zu sagen bleibt, so verdienen doch zwei Pnnkte eine
besondere, anerkennende Erwähnung. An erster Stelle das
Titelbild, das Tirols bekannteste Landesfürstill als schöne
jllilge Frau zeigt. Endlich wird dadurch mit dem bisherigen
Brauch, immer gerade die Häßlichteil der Manltasch hervorznteliren, gebrocheil. Wie sie wirtlich aussah, ist bis hellte
uulielnnnt, und könnte nur durch ein zeitgenössisches Porträt
sichergestellt werden. Insoweit die angebliche Häßlichkeit mit
einer Maulschelle in Zusaminenlunig gebracht wird, könnte
dagegen eingewendet werden, daß dmin vermutlich zahlreiche
Personen diesen Übernamen erhallen haben müßte!!-, aller»
dings ist eine dlniernde Veiunstaltung des Gesichtes durch
eine Maulschelle wohl iiberauc. selten, Ähnlich erhielten ja
Leute mit einem anfälligen Kropf mich den Übernamen
„Kropf", der schließlich zn einem Familiennamen wnrde. Es
wurde auch lni eine besonders unförmige Lipl"rnbildnng etwa
in der Forin der bekannten „Habobnrgerlippe" gedacht. Eher
könnte man «ber eine einseitige Fazialislähmnng annehmen,
die eineil Mundwinkel herabhängen läßt. Diese toinite sich
die Fürstin leicht einmal durch eine Ertällnng i» einem der
kalten Schloßrünme zligezogen hnben. Auch diese Erkrankung
müßte bei den schlechten Heizmöglichleiten der damaligen Zeit
übrigens häufiger ausgetreten sein. Das Verhältnis des Schloß»
nanu"ns „Manltasch" — das Schloß steht überTerlan und führte
mich de» Namen „Neuhaus" — zu dein Übernamen der
Fürstin ist noch nicht genügend geklärt. Es gab auch einen
„Maultaschacker". Wenn sich Schnlleln auf die zeitgenössische
Ehronik des Johann von Winterthur beruft, der die Maul»

tasch als „ansnehmend schön" bezeichnet, so hat er damit
wohl keine schlechtere Quelle für sich, als die Gegenseite.
Als zweites wären dann des Verfassers „(bedanken über
deil historischen Noman", die er einleitend vorausschickt, zu
erwähnen. Sie zeigen, wie ernst es Schnllern mit seiner Aufgabe genommen hat, wenn er es als Notwendigkeit ansieht,
daß „der Dichter sich dem Forscher i n den Hauptpunkten allzuschließen" bemüht seiu müsse. Die Ansicht, daß das „viel»
leicht durch die Sage stark übertriebene B i l d der i n uner-I"örtem (brade ausschweifenden Fürstin" ein Ergebnis des
aufkommenden Nenaissancegeistes sei, kann nicht uubedingt
angenommen werden, (berade bei Mnrgaretlie Mnultasch hat
da wohl eine Reihe von Ereignissen mitgespielt, die dazu
angetan waren, ihien Nuf im Volke zu schädigen, angefangen
von dem Todesstnrz jenes Bischöfe?, der sie in Meran mit
Ludwig voll Brandenburg tränen sollte, bis znm Auftreten
der fnra"tbnren Pestepidemie im Jahre >!i^, die anch in den
folgenden Jahren mehrmals Tirol heimslichte sallerdings ge»
nan so die übrigen Länder Europas!). Schließlich beschul»
digtc man die Fürstin sogar der Mitschuld am Ableben ihres
Gatten, wie ihres Sohnes Meinhard. Was die angebliche
Siltenlosigtcit der Maullasch betrifft, so hat wenigstens der
Patriarci! von Aguileia, der die Untersiüi nng ihres Falles
in, Austrage der päpstlichen Eurie durchführte nud sicherlich
bestunterrichtete Zeugen einvernahm, auch nichts anderes hcr°
ausgebracht, als daß sie ihren liiidischen Gemahl davonge»
jagt und dann in ehebrecherischer Weise eben den Branden»
biüger geheiratet habe. Daß dieser Fall durch ^amn und
^cit dann immer mehr aufgebläht uud vervielfältigt worden
sein mag, ist nichts Außergewöhnliches. Jedenfalls dürfte
auch hier das Ergebnis eines bekannten Kullurhistorikers
Geltung haben, daß Summa Snmmaruni die Menschen des
Mittelalters auch nicht anders lind schlechter waren, aw die
unserer Tage.
Karl Schadclbauer.