Innsbruck Informiert

Jg.2000

/ Nr.12

- S.50

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INNSBR

Die Geschichte des Christbaums
Der Christbaum ist für uns heute ein
ganz selbstverständlicher Bestandteil
des Weihnachtsfestes, Ausdruck weihAus dem Stadtarchiv
von Birgitta Senn
nachtlicher Stimmung, ein althergebrachter Weihnachtsbrauch eben.

Zünfte schmückten ihren Baum, bei
Umzügen wurde er vorangetragen, um
ihn herum wurde getanzt und dabei
wurde auch ausgiebig getrunken und
gegessen.

Ein protestantischer
Brauch des Bürgertums

Nach den Wirren des Dreißigjährigen
Krieges ändert sich die Funktion des
Christbaumes als Gemeinschaftsbaum
mit dem fröhlichen Treiben.
Wie alt ist dieser Brauch aber
tatsächlich? Quellen aus dem MittelalDas Aufstellen des Christbaumes verter berichten zwar noch nichts von Nalagert sich ganz in den familiären Bedelbäumen, weisen aber auf die Verreich, allerdings vorerst nur bei Weihwendung von Tannengrün hin, vor alnachtsfeiern des städtischen Bürgerlem während der zwölf Rauhnächte von
tums im protestantischen Deutschland
und an den Fürstenhöfen
Europas. Der Siegeszug des
Christbaumes von Deutschland in die Welt beginnt
schließlich im 18. Jahrhundert mit dem Aufblühen der
Familienkultur bzw. der allgemeinen Verbürgerlichung
der Lebensformen. Mit der
Überwindung der konfessionellen Barriere gegen Ende
des 19. Jahrhunderts, der
Christbaum ist ja ursprünglich ein protestantisches Gewächs, hält er auch Einzug in
die katholischen Gebiete
und damit auch in Österreich. Seit dieser Zeit wird
er auch in katholischen Kirchen links und rechts vom
Altar aufgestellt. Zunächst
vor allem in der bürgerlichen
Bevölkerung als weihnachtliches Symbol fungierend,
verbreitet er sich mit Beginn
Christbaum vordem Goldenen Dachl, um 1935.
des 20. Jahrhunderts auch
(Foto: R. Müller, Orig. Im Stadtarchiv, Sign. Ph-26658)allmählich bei den Arbeitern
und in der bäuerlichen Bevölkerung.
Weihnachten bis zum Dreikönigstag.
Noch im Jahre 1930 wird etwa berichTannengrün wurde über der Haustür
tet,
dass Bauern den Christbaum nur
befestigt oder auch in den Wohnräuvom
Hörensagen kennen, und wenn
men hängend angebracht. Die grünen
man
doch
einen Christbaum in einem
Zweige sollten Schutz und Glück brinBauernhaus
antreffe, sei er meist nur
gen.
den Städtern nachgeahmt.
Die ersten Berichte über einen geBelege für die ersten Christbaumfeischmückten Nadelbaum als Mittelpunkt
ern in Innsbruck reichen in die Mitte
des Weihnachtsfestes stammen aus
des 19. Jahrhunderts zurück. In den
dem Elsass vorreformatorischer Zeit.
Innsbrucker Bürgerfamilien frönte man
Herrschergesellschaften, Vereine und

Geschichte
seiner Verbreitung

22

dieser jungen Modeerscheinung, die
auch schon am kaiserlichen Hof in
Wien gepflegt wurde. Weitere Verbreitung erfuhr der Christbaum in der
Innsbrucker Bevölkerung vor allem
über Innsbrucker Vereine, wo sich
Christbaumfeiern zu öffentlichen Vereinsfesten großer Beliebtheit erfreuten.
Der Frauenverein spendete den Kinderbewah ran stalten
Christbäume.
Turnverein und Feuerwehr hielten
Christbaum Verlosungen ab. Der Katholisch-Politische Volksverein für Nordtirol hielt bei seinen Christbaumfeiern
deklamatorische und musikalische Vorträge. Der Kaufmännische, der Beamten-, der Hilfsbeamten- und der Musikverein gestalteten ihre Christbaumfeiern zu karitativen gesellschaftlichen Ereignissen. Ein besonderer Beitrag zur
Verbreitung des Christbaumbrauches
in ganz Tirol wurde von Johann MahlSchedl, Ritter von Alpenburg, geleistet.
Über den 1849 von ihm gegründeten
„Radetzky-Verein" zur Unterstützung invalider Soldaten und Schützen verschickte Alpenburg in ganz Tirol die
„Fliegenden Blätter des Radetzky-Vereines". Eines dieser 1852 erschienenen Blätter enthielt das erste uns bekannte Innsbrucker Christbaumbild:
„Der Christbaum des Invaliden". Die
Zeichnung, von Alpenburg selbst angefertigt, zeigt einen im Bett liegenden
beinamputierten Kaiserjäger, über dem
ein Christbaum mit brennenden Kerzen
schwebt. Das dazugehörige Gedicht
schildert die letzten Augenblicke im Leben des Invaliden, dessen Gedanken
an die überstandene Kriegszeit vom
Christbaum überstrahlt werden.

Christbaumbescherung
Bis sich der Brauch des Christbaumbescherens zum festen Bestandteil des Weihnachtsfestes in ganz Tirol
entwickelte, sollte es aber noch einige
Jahrzehnte dauern. Für das Beschenken war ursprünglich der hl. Nikolaus
zuständig. Bis ins 20. Jahrhundert hinein erhielten Kinder ihre Weihnachtsgeschenke am 5. oder 6. Dezember.
Mit dem Aufkommen der Christbaumbescherung verlor der Nikolaustag sei(Fortsetzung (inj Seile 24)

INNSBRUCK INFORMIERT- DEZHMBER 2000