Innsbruck Informiert

Jg.2000

/ Nr.12

- S.48

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Eine Familie als schönstes Geschenk
Können Eltern ihre Kinder nicht in ausreichendem Maß erziehen oder versorgen, hat das Jugendamt die gesetzliche Verpflichtung, entsprechende Hilfeleistungen anzubieten, um das Wohlergehen der Kinder sicherzustellen.
In den meisten Fällen kann das Jugendamt rechtzeitig korrigierend eingreifen und durch entsprechende Beratungen und „Hilfe für die Eltern" eine verbesserte Situation für die Kinder erreichen.
Besonders bei Kleinkindern ist ein rasches Agieren des Jugendamtes unerlässlich: Sie können sich noch nicht
selbst versorgen oder auf ihre Situation aufmerksam machen.
Die Ursachen für eine mangelnde Betreuung des Nachwuchses sind nur
zum Teil in der Lieblosigkeit der Eltern
ZU linden. Oft werden Eltern von ihren
persönlichen Problemen (Existenzsorgen, Partnerschaftsprobleme etc.) derart „erdrückt", dass sie nicht mehr in
der Lage sind, ihre Kinder zu versorgen. Derartige Probleme treten in allen
Bevölkerungsschichten auf, unabhängig von sozialer Herkunft oder gesellschaftlicher Stellung.
Scheitern alle Bemühungen des Jugendamtes, bleibt vielfach nur noch die
Möglichkeit, das Kind (die Kinder)
außerhalb der Familie unterzubringen.
Gemäß dem Grundsatz „zum Wohl des
Kindes" wird die Entscheidung getroffen, ob das Kind in die Obhut eines
Kinderheimes oder einer Pflegefamilie
übergeben wird. Vor allem bei Kleinkindern wird die Unterbringung in einer
familiären Umgebung angestrebt. Mit
Ausnahme der zeitlich begrenzten Krisenpflege in Akutfällen, ist die Fremdunterbringung von Kindern bis zu deren Selbsterhaltungsfähigkeit eine endgültige Entscheidung. Die leiblichen Eltern werden darüber weitreichend informiert.

Kind mit viel Liebe und Geborgenheit
umgibt.
Als neues „Familienmitglied" erhalten Pflegekinder die Chance, in geordneten familiären Verhältnissen aufzuwachsen, mit angemessener Erziehung und Betreuung. Der Kontakt zu
den leiblichen Eltern bleibt durch ein
geregeltes Besuchsrecht bestehen.
Pflegeeltern müssen daher auch die
Bereitschaft aufbringen, den leiblichen
Eltern mit Verständnis und Akzeptanz
zu begegnen. Ob die Obsorge (rechtliche Vertretung, Pflege, Erziehung,

20

r

Ê vleranz in der Familie and die Be-

_Z reilschaft, /.eil und materielle Werte zu teilen, sind grundlegende Voraussetzungen, so die Pflegemütter Karin
und Maria-Luise.
den Familie zu sein". Bis es so weit ist,
dass Kinder mit diesen neuen Erfahrungen umgehen können, müssen Pflegeeltern und deren eigene Kinder dem
neuen Mitbewohner mit außergewöhnlich viel Geduld begegnen und versuchen, die bisherigen Lebensumstände
des Kindes zu berücksichtigen sowie
daraus resultierende Verhaltensweisen
zu akzeptieren.
Viele Faktoren sind ausschlaggebend dafür, wie schnell ein Pflegekind
völlig in einen bestehenden Familienverband integriert werden kann. In den
meisten Fällen zeichnet in erster Linie
die Mutter der Familie dafür verantwortlich, dass selbst schwierigste Phasen überwunden, anfängliche Integrationsprobleme gelöst und geschwis"an lernt zu akzeptieren, dass jemand anders ist, und das ist eine gute Erfahrung, die auch persönlich
viel bringt, Pflegemutter Karin.

M

Vermögensverwaltung) ganz oder teilweise an die Pflegeeltern übertragen
wird, wird jeweils individuell entschieden. Für Entscheidungen, die den Alltag des Kindes betreffen, sind generell
Wie sehr die Veränderung von einem
die Pflegeeltern zuständig.
Kind wahrgenommen wird, hängt vor
Die Aufwendungen für den Unterhalt
allem vom Alter bzw. der jeweiligen Enteines Pflegekindes werden von der
"enn ein Kind .schon nach dem ersstaatlichen Jugendwohlfahrt übernomten Kontakt daran] hofft, „hofmen (je nach Alter gestaffelte Fixbefentlich nimmt sie mich ", drängt sich die
träge). Mit diesem Kostenersat/ müsFrage auf „was mnss das Kind zuvor
sen die Pflegeeltern darüber hinaus
empfunden haben?" Pflegemutter Karin
auch normale kindliche Bedürfnisse
und Wünsche finanzieren (wie z. B.
wicklungsphase ab. Je jünger ein Kind
Spielsachen, Sportausrüstung, Singist, umso eher wird es sich in der neuschule etc.). Wenn durch die Unteren Situation zurechtfinden, besonders
haltszahlungen auch vermieden wird,
dann, wenn eine „neue Familie" das

W

dass den Pflegefamilien zusätzliche Kosten erwachsen, reich werden die Pflegeeltern nicht: trotz ihrer großen persönlichen Leistungen. Viele Pflegekinder lernen erst bei ihren neuen Familien Zuneigung, Liebe und Vertrauen zu
empfinden und das besondere Gefühl
des „Dazugehörens - Teil einer lieben-

terliche Streitigkeiten beendet werden,
dennoch: die Unterstützung der
Ehemänner ist ein unverzichtbarer Bestandteil für das Engagement als Pflegefamilie.
Die Aufgabe, ein Kind großzuziehen,
ist mit viel Verantwortung und oftmals
mit persönlichem Verzieht vei bunden:
Die Bereitschaft, diese Aufgabe auch
für „fremde" Kinder zu übernehmen, ist
eine weitreichende Entscheidung, von
der jedes Mitglied der eigenen Familie
betroffen wird.
Derzeit werden 95 Innsbrucker Kinder in Pflegefamilien betreut, viele davon aueh außerhalb unseres Bundes-

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