Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.1

- S.5

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Seite 5

Bei dcr Eröffunngsfeier der ame^lauischeu Lese
Halle iln Ease München ani 2<>. September !9 l!) hielt
Bürgermeister D r . A. Atelier folgende Ansprache:
Meine s a n i c i , und Herren!
"Als eiues der abschreckendsten Beispiele der Welt
geschichte für das Unglück, das die Kriegsfurie, ^aua
tisnins nnd K"ultnrlosigteit anrichten kann, kennen
w i r die Tatsache, daß die ^X-manen, als sie im
7. Jahrhundert Alexandria eroberten, die Hundert
lausende von Papyrnsrollen der dortigen Universität
verlnannten. ^ i e haben damit das Erbe der gesamten
griechischen nnd römischen K"nltnr für alle Nachwelt
verliichtet. Auch zn unserer Zeit hat die Kriegsfurie
nnd der Bombeukrieg unendliche Kulturschätze unserer
Städte vernichtet. Es ist daher um so erfreulicher,
wenn w i r nicht nur iu alleu Straßen den materiellen
Wiederanfban der Häuser beobachten können, sondern
mich die Beseitigung der Schäden, die den kulturellen
Werten zugefügt wurden. Ich begrüß." daher die Ein^
richtnng die w i r heute eröffnen, ich "begrüße die vielen
Taufende von Büchern, die vor allem den Bewohnern
unserer Stadt zugute kommen.
Aber es handelt sich um mehr als nur um die Wie
dergutmachung von Schäden. W i r waren allzulange
abgeschlossen vou der Literatur uud von der geistigen
Tätigkeit der anderen Länder. Heute nach wenigen
wahren können wir schon beurteilen, daß das angelsächsische Schrifttum, insbesondere das Schrifttum der
Amerikaner, "von einer Jugendlichkeit und Ursprüng-

lichleil ist, die unser Stauuen erweckt, daß es alte
Probleme von ganz nenen Seiten "betrachtet. W i r En
ropäer sind vielfach nicht imstande, den Angelsachsen
es gleichzntnn oder gar sie ^u übern<.fsen. D a r u m
möchte ich diese heute zur Eröffnung gelangende
Bücherei gan; besonders begrüßen, weil sie nns die
Möglichkeit gibt, in den anders geart<"ien Geist nnd
in die Denknngsart eines anderen Volkes einzudringen. Möge daher das Wort von Thomas Earlyle auch
für diese Bücherei gelten: ein Bücherschatz ist wie ein
geistiger B a u m , der Bestand hat uud seine köstlichen
Früchte spendet von J a h r zn J a h r , von Geschlecht zn

Geschlecht.

Und uuu möchte ich an meine Begrüßung noch zwei
Wünsch? knüpfen. Der erste ist der Wunsch nach Q u a lität. Salomon sagt, „des Bücherschreibcns ist kein
Ende", und nach dem Wort eines deutschen Dichters
ist ein Buch, das nicht wert ist, Me,"mal gelesen zn
werden, auch nicht wert, daß man es einmal liest.
Die zweite Bitte, die ich an Sie richten möchte, ist
die Bitte, darauf zu achten, daß es noch Höheres gibt
als Bücher allein. I m Korintherbrief heißt es: „ D e r
Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig", und so
möge anch hier der Buchstabe dieser vielen tausend
Baude begleitet sein von einem Geist der Erneuerung,
von einem Geist des Friedens. Nnd so schließe ich
meine Begrüßuug mit dem alten Wort des römischen
Dichters: „ k a k e n t 3U2 lata l i b e l l i " , das ich variieren
möchte: möge diesen Büchern ein glückliches Schicksal
beschicden sein.

Zur Inhaltsgestaltung des Amtsblattes
Die erste Nnmmer des „Amtsblattes der Landeshauptstadt Innsbruck" erschien am 15. Dezember
I9A4. D a r i n hat Bürgermeister ^ranz Fischer in einer
kur;en Einführung die Aufgaben des neuen Blattes
umrissen. Bor allem sollte die Bevölkerung mit jencn
Beschlüssen der Bundesregierung, der Landcshcmvtmaiinfchaft und mit landesgesetzlichen Bestimmnngen, die mit den "Gemeindeaufgaben in irgend einem
organischen Zusammenhang stehen, bekannt gemacht
werden. Darüber hinaus sollte das Amtsblatt der Ve
wohiierschaft „die Torgen und auch erfreulichen (Lr
eignifse der Gemeinde" mitteilen und ebenso über Ge
schernisse Persönlicher Natnr berichten. So erschien
nun das Blatt monatlich im Umfange von 111 Seiten
lind sein Schriftleiter weil. D r . Willy Numer ver
stand es, wohlberaten von M a g . D i r . D r . Bankhäuser,
zweifellos den I n h a l t abwechslungsreich uud inter
cssant zn gestalten. Seit J u l i 1W7 wnrde anch stadt^
geschichtlichen Veröffentlichungen ein ständiger Platze
auleil eingeräumt. Die ersten Jahrgänge des Amtsblalles stellen heute bereits eine wertvolle Fundgrube
nicht allein für die mannigfaltigsten ^ a g e n der Ge
meindeverwaltnng, sondern auch für die Statistik,
Ttadlgeschicbte und andere kulturelle Angelegenheiten

dar. D a sie kaum mehr erhältlich sind, werden sie bereits jetzt als seltene Tirolensie gewertct.
M i t Jänner 1947 erschien dann das Amtsblatt nach
einer mehrjährigen durch die Kriegsereignisse bedingten Unterbrechung neuerlich, wegen des herrschenden
Papiermangels jedoch nur mehr mit acht Seiten.
Wohl im Znsammenhang mit der in breiten Kreisen
der Bevölkerung nach dem Zusammenbruch von 1945
herrschenden Abneiguug gegeu alles Amtliche, konnte
auch das Amtsblatt keinen, größeren Leserkreis mehr
gewinnen. S o wurde Eude ^9 ltt begonnen durch die
Veröffentlichung möglichst verschiedenartiger Beiträge
auch nicht rein amtlichen Eharakters, wie z. B. des
Verschönernugs oder Tierschutzvereines, nnd vou Berichten über kulturelle Ereignisse nnd Persönlichfeilen den Anhängerkreis wieder zu vergrößern. Tal
sächlich hat dieser Versuch anch bereits ein Anwachsen
der Leserschaft gebracht nnd allerlei Erfolge gezeitigt.
Der Bericht über den 2. österr. Matl)^uatilerkougreß
in der September Nummer 19l9 wurde z. B . vou
seiuem (reichsdeutscheu) Verfasser mehrfach zur Ver
seudung an answärtige ^-achkollegen nacherbeteu.
Wenn also der jetzt beschrittene Weg der richtige zn
sein scheint, so müssen doch noch weitere Verbesserun-