Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.1

- S.2

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ixv

30 Jahre Mutter und

in Innsbruck

E i n ))lilckblick voll D r . Alfred Soppelsa.
Die ersten Ansätze zur Eiltlvicklnilg einer weiter
ausgrcifcildcii und öffentlichen Fürsorge für M n t t c r
und 5tind reichen bis in den Anfang dieses I a h r h u u
derts zurück. B i s dahin hatte die Armenpflege die
undankbare Aufgabe, sich der allcrärgsten Ubelstäilde
anzunehmen, konnte aber ebenso wemg loie einzelne
caritative Vereine eine wesentliche Ändern ug der tat
sächlichen Verhältnisse erzielen.
Erst mit dem Einsetzen einer gut organisierten
Tätigkeit der C a r i t a s und »der Gründung des
1 u g e n d f ü r s o r g ev e r e i n e s
für
Tirol
u n d V o r a r l b e r g wurde ciue wirksame Wand
lung eingeleitet, welche das öffentliche Interesse für
alle Fragen der Ingcndsürsorge weckie und der wei
tercn Entwicklung die Wege ebnete. Ungefähr gleich
zeitig und in ähnlicher Weise hatte in den anderen
Bundesländern der Fürsorgegedanke Boden gefaßt
nnd machte insbesondere nach dein Erstehen einer
groß angelegten Werbetätigkeit ans Anlaß des scchzigjährigcn Negiernngsjnbilämns Kaiser Franz Josefs
ini Jahre 1909, welche unter dem Motto „ F ü r
d a s K i n d " alle Kräfte ziclweisend zusammenfaßte,
rasche Fortschritte. I n dein umfassenden Arbeite
Programm nahm die überaus große Sängliligssterb
lichkeit — e s s t a r b e n i n O s t e r r e i ch d a m a l s
v o n 1l)l) l e b e n d g e b o r e n e n
Kindern
2 3 b e r e i t s v o r W o"l l e n d u n g d e s er st e n
L e b e n s j a h r e s — einen hervorragenden Platz
ein, loie es die Dringlichkeit erforderte.
linier Führung der N e i c h s a n s t a l t f ü r M n t
terund S ä u g l i n g s f ü r s o r g c
in Wien
(Prof. D r . Leopold M o l l ) setzte in a!l dern eine lebhafte Werbe- nnd Arbeitstätigkeit ein,
die in verhältnismäßig knrzcr Zeit reiche Erfolge er
zielen konnte und dadurch ihre Bestrebuugcn in der
breiteir Öffentlichkeit so populär werden ließen.
Wie schon eingangs erwähnt,, hat in unserem ^aude
der Ingendfürsorgeverein für T i r o l nnd Vorarlberg
den Anfang gemacht, indem er sich der verwahrlosten
uud hilfsbedürftigen Jugend annahm. Diesem folgte
der Earitasverband, welcher erstmalig das Amt einer
Berufsvormundschaft übernehmen konnte. Damit war
Wesentliches znr Entwicklung uud Verbreitung des
Fürsorgegedankens getan, welcher eine rasch znneh
mende Besserung der Mißstände einleiten sollte.
Es war ein großes Verdienst der Stadtgcmeinde
Innsbruck, daß sie sich anch hierin in Weiser Erkennt
nis der Bedentnng eine führende Stellung erworben
hat, indem sie die Anfmert"samkeit der Öffentlichkeit
auf die bedenklichen Folgen, der überaus großen Sang
lingssterblichkeit lenkte nnd bereits i m Herbst 1!><7
dein Antrage ( G N . Bürgerschuldirektor W. Bernin
ger) eine Mntterberatnngsstelle für das Stadtgebiet
zu errichten, die (^enehmignng erteilte. Dicfe sollte
gleichzeitig die Zentralstelle der inzwischen nnter Füh
rung des damaligen Vorstandes der Universität^
Frauenklinik Innsbrnck ini Entstehen begriffenen
L a n d e s k o m m issi o n f ü r M n t i e r
u nd

S a u g l i u g s f il r s o r g e i n T i r o l werden. Die
ärztliche Leitung aber war dein städtischen Gesnnd
heitsamtc vorbehalten, während die Verwaltung
einem Arbeitsausschüsse der genannten Kommission,
welchem Vertreter voll Land nnd Stadt, loie auch
aller interessierten Kreise angehörten, unterstellt war.
So konnte schoil im I n n i i".Ntt trotz der ernsten
Kriegslage die feierliche Eröffnung der ersten Mntter
l^ratnngsstelle im Beisein der Spitzeil aller Behör
den nnd der Vertreter interessierter Kreise stattfinden,
welche im Hail se Margaretenplatz Nr. 1 (jetzt Bozner
Platz) untergebracht war nnd ihre Tätigkeit in nil
mittelbarem Anschluß anfnahm.
Die Bevölkernng selbst ließ sich in kürzester Zeil,
entgegen allen Bedenken der Zweifler nnd Nörgler,
vom hohen Werte dieser Einrichtnng überzeugen und
nahm die Hilfe der Mütterberatungsstelle mit groß
teiil Interesse und in derart rasch st"igendem Maße
in Ailfurnch, daß schoil nach weiligen Jahren wegen
des nicht unbedenklicheil Massenbetriebes an die Er
öffnung eiiler zweiten, für den großen nnd ausge
dehnten Stadtbezirk Pradl bestimmte!: Mutterbera
lnngsstelle geschritteil werden mnßte.
N u n konnten schon die bis dahin gemachten Ersah
rnngen ausgewertet werden lind bei der Ansgestal
tnilg dieser nenen Stelle Anwendung finden, so daß
sie anch den hentigen Ansprüchen noch voll entspricht.
Die Mntterberatungsstelle am Bozuer Platz aber
wnrde in ein nenes Heim, in der Salurner Straße l,
übersiedelt, wo ihr eine dank der mnnifizenten Bei
Hilfe des E o m m o n w e a l t h F n n d N e w ?) o r k,
ivelcher daulals an der Entwicklung der Mutter lind
Säuglingsfnrsorge in Österreich äußerst dankens
loerteil Anteil nahm, eine bleibende, wohleingerichtetc
Arbeitsstätte geboten war. Diese Stelle ist bis ans den
hentigen Tag die Mnsterstelle nnd Ansbildnngsstätte
für die praktische Arbeit der Fürsorgerinneil gebliebeil.
Das rasche Anfblühen der Stadt und die dadurch
bedingte Zunahme der Bevölkernngszahl erforderte
in der weiteren Folge die Errichtuug neuer Mutler
beratungsstellen, welche nach nnd nach in St. Niko
lans (Mädchenvolksschiile), in Mühla:», in Ar>>, in
der Lohbachsiedlnng, in der Speck"vicherstraße, an!
Siglanger, in Amras iind in I g l s entstanden nnd
damit für die Bevölternng aller Stadtteile leicht er
reichbar gemacht waren.
Insgesamt werden bente im S l a d i ^ l n e l miler der
Leitung des städtischen (^esnndheitsa"Mes zehil ^ i n t
lerberatuugsstellen geführt, an ivelll,en vier Ärzte
und sechs Fürsorgerinnen den Dienst versehen uud iu
engster Zusammenarbeit mit dem städtischeil Ingend
amte alle Aufgaben der vorbeugenden Mntler nnd
Sänglingsfürsorge dnrchführeil.
I n regelmäßigen Zeitabständen siuden är",llicl>e
Beratllngsstunden statt, an welchen Sänglinge uno
Kinder des vorschnlpflichtigeu Alters nneiltgelllicl, ans
ihren l^esuudheits und Entlvicklnngsmstand unter
sucht werden uud deu M ü l l e r n (^ele^nbeil gebotex