Innsbruck Informiert

Jg.2000

/ Nr.9

- S.7

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SINNSBR^

Grabungen am Adolf-PichlerPlatz fachgerecht und pietätvoll
Zwischen 160 und ! 75
Zentimeter groß und / w i schen 40 und 60 Jahre alt
wurden dm Menschen des
187 19. Jahrhunderts. Die
Muskelmarken an den Langknochen lassen auf eine
kräftige
Konstitution
s< I,ließen und das Gebiss
war auffallend gut.
Auf dem Areal des ehemaligen Stadtfriedhofs erschließt sich für die Wissenschaft ein interessanter
Einblick in den Gesundheitszustand
der
Innsbrucker Verfahren (von der
Trepanation - der Öffnung
der Schädeldecke - bis zum
Buckelrücken) und die Geschichte der Innsbrucker
medizinischen Schule. Hinweise auf eine Prosektur im
Innsbrucker Stadtspital gibt
es vor allem ab dem 19.
Jahrhundert.
Seit Juli arbeiten 20 Studenten/innen der Medizin
und Archäologie (alle höheren Semesters) an der Freilegung der Skelette - in
Teamarbeit sechs Tage pro
Woche, 10 Stunden täglich.

Fortsetzung von Seile 5
durch die Grassmayrkreuzung stark entlastet wird. In
einem weiteren Bauabschnitt (noch Zukunftsvision)
wäre die Untertunnelung der
Grassmayrkreuzung mit einem schrittweisen Ausbau
bis zur bestehenden Untei
führung im Bereich des Beseleplatzes vorgesehen, womit die I Jewohnoi des wesl
liehen Südrings endlich vom
starken Verkehl entlastet
werden könnten.
Das nun vorliegende Konzept werde keine paradiesischen Zustände ermögli-

Bevor sich die Baumaschinen auf dem Areal des Adolf
Pichler-Platzes für den geplanten Garagenbau in die Tiefe arbeiten, ist das Areal „Sperrgebiet" für Wissenschaft
und Forschung: Mit modernsten Methoden werden die
Grabstätten des ehemaligen Spital- bzw. Stadtfriedhofs
(ab 1509) freigelegt. „Fachgerecht und pietätvoll", betont
Dr. Alexander Zanesco, Lehrbeauftragter für Ur- und
Frühgeschichte und Leiter der Grabungsarbeiten.

ten hochspezialisierte Fachkräfte der verschiedensten
Richtungen
aus
Geschichtswissenschaft, der
Archäologie und Medizin zusammen - im besten Einvernehmen mit den Bauträgern." Wunsch und Ziel ist
letztlich „eine umfassende
Publikation": „Ein wichtiger
Beitrag zur Dokumentation
der Innsbrucker Stadtgeschichte." (A.G.)

„Nach dem derzeitigen
Kenntnisstand ist mit 500 bis
700 Gräbern zu rechnen",
so Grabungsleiter Zanesco.
Nach dem maschinellen Abgraben der oberen Schicht
arbeitet das Studententeam
auf dem rund 1500 Quadratmeter-Areal händisch
weiter - jeder Fund wird mit
„High-tech" dokumentiert
(u.a. digitale Fotografie und
Vermessung). Nach einer
Befundung im eigens errichteten Labor „vor Ort" (im
Rathaus Fallmerayerstraße)
kommen die Skelette eingesargt in die Anatomie. Eine
feierliche Beisetzung ist im
West-Friedhof geplant. Dr.
Zanesco: „Wir haben hier
die einmalige Chance - bei
allen Sachzwängen, die mit
der Bergung und den Bau-

arbeiten verbunden sind -,
diese Menschen und ihre
Zeit vor der völligen Vergessenheit zu bewahren." So
auch Univ.-Prof. Dr.
Karl Heinz Künzel (Institut für Anatomie
und
Histologie):
„Wenn wir auch unter Zeitdruck arbeiten, steht eine seriöse Bergung im Vordergrund."
Das AusgrabungsProjekt (eine Initiative
des Bundesdenkmalamtes, finanziert von
der Rathaus-Passagen-Gesellschaft)
sieht Stadtarchivdirektor Morscher als
einmalig in der Stadtgeschichte
Inns- A dolf-Pichler-PU
brucks: „Hier arbei- der Gebeine.

chen und für einige Anrainer zweiffellos auch Belastungen bringen. Im Gesamten gesehen ist es aber die
einzige Chance, das immer
weiter zunehmende Verkehrsaufkommen in erträgliche Bahnen zu lenken, un
terstrich van Staa. Werden
diese Verkehrsmaßnahmen
nicht verwirklicht, werden
Staus nicht nur am Südring,
sondern auch in Pradl, Am
ras und in der Reichenau die

zukommen. Davor wolle er
warnen, und deshalb hat die
Stadt eine Lösung ausgearbeitet. Ideal wäre der Bau
neuer Autobahnäste, die unterirdisch geführt werden
(also eine Südumfahrung
von Innsbruck). Dann könnten die jetzigen Autobahnen
ausschließlich als innerstädtische Verkehrswege verWendel w e i d e n

I )iese Ide

I olge sein, und auf die An
rainei (auch in den W o h n -

allösung werde er aber
wahrscheinlich nicht mehr
erleben, so der Bürgermeister realistisch.

Straßen) würden tatsächlich
unvorstellbare Belastungen

DI 11, H Hieb schloss sich in
seinem Statement den Aus-

INNSBRUCK I N I O K M I l k l

SI I " IT M HI I< 2000

ISP

Pietätvolle Bergung
(Foto: G. Andreaus)

führungen des Bürgermeisters vollinhaltlich an und bestätigte die enorme Wichtigkeit der Ausfahrt „Mitte" zur
Bewältigung des Verkehrs in
der Landeshauptstadt. Das
Verkehrsaufkommen wurde
sich zwar auf der Resselstraße (bei gleichzeitiger Verringerung des derzeitigen
Lärmpegels durch die vorgesehenen
Lärmschutzmaßnahmen) verdoppeln, im
Großen und Ganzen sei dies
aber eine Lösung, die eine
Verkehrsentlastung vor allem
für den Süden Innsbrucks
mit sich bringe. (WW)

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