Innsbruck Informiert

Jg.2000

/ Nr.8

- S.36

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Der Spanische Saal
und die Musik
Als im Jahre 1976 erstmals die „Woche
der Alten Musik" - ab dem folgenden Jahr
als „Festwoche", schlussendlich als „Festwochen" ausgewiesen - im Schloss Ambras
veranstaltet wurde, diente der Spanische
Saal als musikalischer Aufführungsort. Heute finden sich die Veranstaltungsorte der
Für das Stadtarchiv
von Roland Kubanda
Festwochen quer über die Stadt verteilt,
dennoch kommt dem Spanischen Saal im
Schloss Ambras nach wie vor eine zentrale
Bedeutung zu. Bei den Besuchern erfreut
sich der Saal aufgrund seines Ambientes
der Verknüpfung von barocker Architektur
und barocker Musik sowie der außergewöhnlichen Akustik großer Beliebtheit. Auch
seine Lage oberhalb von Innsbruck, inmitten einer großartigen malerischen Parklandschaft, umrahmt von den übrigen Teilen
des herrschaftlichen Schlosses, tragen dazu bei, um diesen Veranstaltungsort zu einem Publikumsmagneten zu machen.
Die Benennung dieses langgestreckten,
dem Hochschloss an der Südseite vorgelagerten Baues, als „Spanischer Saal" da-

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tiert erst aus dem 19. Jahrhundert, darf also nicht als Hinweis für die engen Kontakte zwischen Tirol (Innsbruck) und Spanien
gewertet werden. Eine vorhergehende Namensgebung für diesen Festsaal ist nicht
bekannt, gemeinhin wurde er als „großer
Saal" bezeichnet.
Die Errichtung des Spanischen Saales
geht auf Erzherzog Ferdinand II. (1529 1595) zurück. Da das bis dahin bestehende Hochschloss keine geeigneten großen
Räumlichkeiten vorweisen konnte, Erzherzog Ferdinand aber für Repräsentationszwecke einen entsprechend großen Festsaal wünschte, wurde zwischen 1569 und
1571 nach den Plänen des Hofbaumeisters
Giovanni Lucchese dieses Bauwerk errichtet. Im Unterschied zum heutigen Aussehen war ursprünglich der einzige Zugang
im Osten. Die breite marmorne Freitreppe
im Westen, über die man heute den Spanischen Saal betritt, wurde erst in jüngster
Zeit angelegt.
Ursprünglicher Verwendungszweck des
Spanischen Saales war die Repräsentation.
In diesem Sinne war es naheliegend und
entsprach den Intentionen Erzherzog Ferdinands II., dass er Porträts seiner Amts-

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Schloss Ambras, 1649 (Sammlung Stadtarchiv, Sign. Ph-22993)

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Vorgänger als Landesherren anfertigen ließ.
Diese erste vollständige Reihe von Porträts
der Tiroler Landesherren wurde dann im
Jahre 1599 von dem Augsburger Dornen!eus Custos in Kupfer gestochen. Neben
repräsentativen Zwecken wurde der Spanische Saal auch noch für andere Veranstaltungen verwendet. Erzherzog Ferdinand war den schönen Künsten sehr aufgeschlossen und machte Schloss Ambras
zum kulturellen Mittelpunkt des Landes. Vor
allem musizierte die Hofkapelle in der Sommerresidenz des Erzherzogs, und der Spanische Saal bot für das höfische Musikleben einen würdigen Rahmen.
Da die Nordwand des Spanischen Saales direkt an den Felsen angrenzte, konnte
die Feuchtigkeit praktisch ungehindert eindringen. Dieser Umstand machte es immer
wieder notwendig, Umbauarbeiten bzw.
Renovierungsarbeiten durchzuführen. Den
größten Schaden erlitt der Spanische Saal
aber Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der Bau einmal
während der Napoleonischen Kriege als
Lazarett verwendet wurde, ein andermal als
Kaserne (1841-43). Aufgrund hoher Kosten
verzögerte sich die notwendige Restaurierung immer wieder. Letztendlich fiel die Entscheidung für die Restaurierung
im Jahre 1877, wobei mitentscheidend die Umwidmung des
Schlosses in ein Museum war.
Maßgeblicher Initiator für die nun
folgenden Umbauarbeiten war
der Architekt Johann Deininger.
Durch die beiden Weltkriege erlitt Schloss Ambras keine gravierenden Zerstörungen. Der Ausstellungsbetrieb konnte 1974 teilweise wiederaufgenommen werden.
Schon im Jahre 1963 wurden
zum ersten Mal wieder Konzerte
mit alter Musik im Spanischen
Saal veranstaltet. Mit der Gründung der „Ambraser Schlosskonzerte" und der „Festwochen
der Alten Musik" wurde die Erinnerung an die Glanzzeiten des
einstigen höfischen Musiklebens
in Innsbruck am Leben erhalten.

INNSBRUCK INIORMIHRT- AUGUST 2000