Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.11

- S.5

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der Leserschaft der
und Schluß)
I I . Ucsertypc!! »!,d Typenlescr.
tleincs >!ap>lel Veserpsychologie ans der Prärie der
Von Walter Ttende.
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allem ^ e u m l i e n

i)c^ " ^ i d l i o i h e t a r s , j e d e n e i n

",elnen Leser als individuelle Persönlichkeit anfznfaf
sen llnd zn behandeln, bzw. zu beraten, stellen sich in
der Praxis der Volksbücherei doch eine gewisse Zahl
von „ T y p e n " heraus, die näher zn betrachten ganz
interessant ist nnd sich dnrchans lohnt.
M a n lonnlc da nnlerscheiden:
a) Den „Quer-Durch-Leser".
Er interessiert sich beinahe für alles und ist von
eineni umfassenden „Allgemein Bildnngsdrang" beherrscht. E r macht im allgemeinen dem erfahrenen
Bibliothekar keine Schwierigkeiten nnd ist für eine
gewisse Führung durch die Wissensgebiete meistens
dankbar. Teine Betrennng ist ein reines Vergnügen
nnd gibt dem wissenden Büchermittler das (Gefühl, in
der Volksbildnngsarbeit nicht am letzten Platz zu
stehen.
d) Den „Vetannten-Leser".
Er «will nnr bekannte Autoren haben und nimmt
von dort ziemlich kritiklos alles ans — auch das, was
er kaum richtig geistig verdamm kann, nnd was ihm
durchaus nicht wcsensgemäß ist. Sein literarischer
Ehrgeiz treibt ihn, mitsprechen zn können, wenn von
den Autoren die Rede ist, die man „ge.lo.sen habest
mich".
W i l l man ihn ganz sanft anf feine Ebene führen
nnd ihm dabei einmal ein Vnch empfehlen, das zwar
wertvoll aber schon etwas älter ist — für ihn jedoch,
da er es nnd seinen innern Wert noch nicht kennt, eine
„Nenerscheinnng" bedeutet
dann ist sein M i ß
tränen gleich hell loach, und man hat Mühe, ihn zn
überzeugen, daß einem nichts daran gelegen ist, ihm
— gerade ihm, einen verstaubten Band anfznreden.
E r ist schon mehr ein Torgenkind des Bibliothekars
nnd nnr zufrieden, wenn man ihm gibt, wonach sein
Herz verlangt. Leider ist sein Typ immerhin schon so
zahlreich, daß bei dem henligen, noch nie dagewesenen
Andrang ;ur Volksbücherei dieses „Geben des Ge
wünschten" oft nicht möglich ist. .Uann doch bei den
vorhandenen Mitteln nnd Gegebenheiten oft nicht die
genügende Anzahl von Ttücken besonders begehrter
Werte angeschafft und eingestellt werden.
To kann man z. B. beim englischen Autor E r o
n i n schon von einer chronischen Eroninitis beim Lese
Publikum sprechen.
c) Den „Tchöneo-Leser".
Eigentlich müßte man hier bei dieser GrnPPe sagen
„Leserin", denn die Damenwelt ist da voran mit dem
Sprüchlein, das jeder Vibliolliekar im t r a i m i noch
hört!

„Geb"n S " mir was Tchönes". Tie nimmt automatisch an, daß „Schön" ein Einheitsbegriff ist nnd
spannt diesen Bogen ohne Zagen von N. von Eschstruth bis S i g r i d Undset. Dieselbe Vertreterin des
schönen nnd schwachen Geschlechtes, die beim Textilhändler eine ungemeine Beredsamkeit entfaltet, die
feinste Farbennnanec schildern kann nnd in bczug auf
Webart die ganze Terminologie des Textilfachcs beherrscht — wenn es nln Kleider geht — sie stellt sich
hin und sagt so schlicht und einfach: „ W a s Schönes".
So einfach ist es aber mit ihr wieder nicht, denn -—da sie nicht gerne denkt, wartet sie getrost anf das reizende Frage- nnd Antwortspiel uud sieht im Bibliothekar so eine A r t : M a x i B ö h m.
So nach 59 bis (il) vorgeschlagenen Titeln kann es
schon sein, daß sie findet, was sie dem Titel nach fcho":
besticht. Ob aber hinter ihr zehn oder dreißig Leser
warten, die es eilig haben nnd im (Gegensatz zn ihr
genan wissen, was sie wollen -— das kümmert sie meistens wenig.
Gegenüber einem andern Leser, der so zwischendnrch
und gleichzeitig bedient wird, darf in ihrer Gegenwart
kein subjektives Urteil über ein Bnch fallen. Sonst ist
alle Frende mit dem, was sie endlich wählte, dahin
nnd sie begehrt nnr mchr des „Nächsten" Bnch. Auch
wenn es für sie sicher nicht in ^rage kommt.
6) Den „Spannnngs-Leser".
Er ist sehr zahlreich vertreten nnd findet sich wieder mehr anf der männlichen Seite.
Spannung bringt ihn: Entspannung vom manchmal nnr allzn einförmigen nnd gleichförmigen Alltag.
E r beginnt bei K a r l M a y nnd schließt bei Jack London nnd Edgar Wallace. Sein Lese-Appetit in dieser
Nichtnng ist unermeßlich. Antoren, die nur an Auflagenziffern denken, sonst aber das Zeug nnd die nötige Phantasie dazn haben, müßten eine Zeitlang
Volksbibliothekar sein, nm zu sehen, wo die Linie des
K"assenerfolges sein kann. Leider ist anch dieser Lescrtyp stark geneigt, dieser Nichtnng trcn zn bleiben - bei aller Einseitigkeit, die sie darstellt. I s t er einnml
,,d u r ch" durch alles, was an wirklich spannenden T i icln vorhanden ist, dann hält es schwer, ihn hinüber",n;iel,en wo das andere Neich beginnt
wo es viel
leicht manchmal heißt, sich hineinarbeiten, sich einen
Antor erst zn erobern - wo aber die nngehobenen
Schätze liegenderen Wesen ",n erkennen, so viele nacht
blind sind.
ej Den „Proqramlll-Leser".
Er hat viele der sympathischen Züge des QuerDnrcb Lesers, nnr gesteigert und verfeinert dnrch die