Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.10

- S.7

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Rummer 10
Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Seite 7
wenn es gelingt, die Freude an weniger beachteten wertvollen Büchern zu wecken.
So haben wir: B. eine Leserin ganz für Wag gerl gewonnen. Der Dichter ist ihr zum Freunde geworden. Sie liest seine Werke immer wieder und holt sich Mut, Trost und heiteren Sinn bei ihm, um ihren schweren
Alltag besser meistern zu können.
So sollte es sein in unserem Umgang mit Büchern. Nicht Publikumsgeschmack, nicht Mode nicht Langeweile, nicht die eigene Leere sollten unser Verhältnis zum Buch bestimmen, sondern eine tiefe, reine Liebe zu
allem Guten, Wahren, Schönen und Herzbewegen den. Eine heilige Begeisterung für den gottgeschentten Genins des Dichters, das ist es, was das Leben zur innerlichen Bereicherung werden läßt.
Ein anderes Beispiel: Unser poctischer Hans=SachsSchuster. Er liest Schillers „Geschichte des 30jährigen Krieges“, Strindbergs „Schwedische Miniaturen“ ein Lebensbild Hölderlins und des englischen Dichters
Byron. Dabei ist dieser Kunde etwa kein bleichsüchti ger Philosoph, sondern neben seinem Beruf als Hand werker ein Naturfreund und Wassersportler. Sport und Huldigung der schönen Künste lassen sich also auch
nebeneinander betreiben. Es wäre nur gut, wenn un sere jungen sportbegeisterten Innsbrucker dies beherzigen wurden. Wenn jeder sich einen ihm gemäßen „ganzen Ker!“ unter den Poeten als Mentor aus suchte,
dann würde der Typ des verrufenen einseitigen „Ruechen“ bald verschwinden, und ein wahrhaft olympischer Geist mit harmonischer Erfassung aller Kräfte des Menschen das heranwachsende Geschlecht beseelen.
Wir haben genug Beispiele dafür, daß Bücher wie Carossa: „Kindheit und Verwandlungen einer In gend“, Bernanos: „Tagebuch eines Landpfarrers“, Du Nouy: „Die Bestimmung des Menschen“ Kierke gaard:
„Kritik der Gegenwart“, Suso Waldeck: „Ge dichte“ usw. bestimmten Lesern zu wahren Offenbarungen wurden.
Der von seinem Beruf erfüllte Bibliothekar will Dichter entdecken helfen, eine wunderschöne Aufgabe! Er muß dabei sehr behutsam vorgehen. Er darf sich nicht aufdrängen, er muß sich in den Leser hineinden ken
und erraten können, um gut zu raten. Voraus setzung dafür ist, daß er selbst viel liest, daß er uner müdlich an seiner eigenen Geistes= und Herzensbildung arbeitet und eine immer tiefere Menschenliebe, die frei ist
von Überheblichkeit, in sich wachsen läßt.
Um uns selbst für höhere Aufgaben frei zu machen,
haben wir uns entschlossen, unsere Verbuchungen und Statistiken denkbar zu vereinsachen und uns so von technischen Arbeiten immer mehr zu entlasten. Ein Weiterführen der jetzigen Statistiken, die bei einer Be
setzung mit zehn Mann Personal ohne Schwierigkeit geführt werden konnte, wäre bei unserer jetzigen Be setzung nur mehr auf Kosten der Gesundheit und Ner venkraft gegangen. Mit der geplanten Vereinfachung
haben wir den Vorwurf des Bürokratismins endgültig von uns abgewendet. Mit um so größerer Energie wollen wir die frei werdende Kraft auf die Hebung des geistigen Niveaus der Stadtbücherei werfen.
Unsere nächste Aufgabe, der erste käufliche Katalog füllt jetzt jede freie Minute aus. Auch wollen wir im Herbst unsere Leserabende wieder aufnehmen und be sonders unsere Heimatdichter dazu einladen, aus ihren
Werken vorzulesen.
Hoffentlich wird uns auch noch in diesem Jahre ein Nachtragskredit gewährt, damit wir unseren Vestand auffrischen können, denn viele Bände sind jetzt durch den starken Verschleiß schon sehr „zerlesen“. Die dop
pelte Teuerungswelle dieses Jahres hat begreiflicher weise unseren Kredit schon fast ganz aufgezehrt. Der Andrang der Leser und der Wunsch nach Neuerschei nungen ist aber nach wie vor sehr stark und wird im
Winter zur Flut anschwellen.
Zu den Freuden des Bibliothekars zählen die häu sigen Leserbuchspenden. Manche wertvolle Be reicherung hat unser Bestand dadurch schon erfahren. Auch die treue Schweiz ließ meine Bitte, die ich vori ges Jahr
gelegentlich einer persönlichen Vorsprache in Zürich stellte, nicht ungehört. Sie hat sich wieder mit einer Gabe der Schweizer Bücherhilfe Zürich einge funden.
Im Mai erfreute uns das „Institut de l"Informa tion“ mit einer Spende von über 70 deutschsprachigen Büchern. Der Bestand von rund 1000 französischen Büchern wurde uns durch das Entgegenkommen des „Institut
de l"Information“ um wertvolle Spenden erweitert, zurückgestellt.
Zum Schluß noch einige Angaben, die das Wachs tum der Bücherei zeigen: Der Anteil der jugendlichen Leser ist gestiegen, ebenso die Anteilnahme des Mittelstandes an den Entleihungen. Der Bestand konnte um
rund 1600 Bücher vermehrt werden, so daß er am 1. Jänner 1949 rund 11.000 Bände betrug. Was letzteres bedeutet, kann nur der ermessen, der weiß, daß der Kerngedanke der Volksbücherei die Auswahl ist.
(Fortsetzung folgt.)
DASINNSBRUCK!
Stadtkundliche Beiträge
Innsbruck vor
Oktober 1819.
1. wird im „Boten“ die Herausgabe einer neuen Zeit schrift „Alpenrosen aus Tirol“ angekündigt; sie sollte ab 16. Oktober wöchentlich dreimal beim Buchdrucker Andreas Witting erscheinen; der Vierteljahrspreis
betrug für Innsbruck 50 Kreuzer. Die „Alpenrosen“ soll
R STADTARCHIV
von Dr. Karl Schadelbauer
hundert Jahren
ten gediegene Rovellen, Erzählungen, Reiseskizzen u. a. enthalten sowie „für Innsbruck insbesondere gedrängte, kurze Theaterberichte und Lokalnachrichten“; wird ein neu erbautes Haus im Kirschental (Kat. Nr.
217) mit Stall und Stadel nebst 3 Wohnungen um 2700 Gulden zum Verkauf angeboten;