Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.10

- S.6

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eite 6
Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Rummer 10
dann nehmen die Fälle schlagartig ab. Die restlichen 44 Prozent verteilen sich ziemlich gleichmäßig auf die Zeit zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr. Es bestehl also kein Zweifel, daß die größte Gefahr in den ersten
zwei Jahren besteht, wo die Kinder noch nicht die Zweckmäßigkeit der Anordnungen einsehen und auch selbst noch keine Erfahrungen gesammelt haben.
Betrachtet man die Gelegenheit, bei der sich das Kind verbrennt, so sieht man, daß genau ein Drittel der Unfälle in der Küche am Herd passieren u. zw. meist dadurch, daß das Kind einen Topf mit heißem Wasser,
Milch, Brei usw. herunterreißt und sich die kochende Flüssigkeit über seinen Körper ergießt. Man glaube ja nicht, daß nur unbeaufsichtigte Kinder dazu Gelegenheit haben; bei etwa 80 Prozent ist ein Eltern teil, die
Großmutter oder sonst jemand anwesend. Nicht selten sitzen die Kleinstkinder am Arm oder auf dem Schoß der Mutter und das Herabreißen geschieht so schnell daß jede Abwehr zu spät kommt. In der Häufigkeit
folgt als Nächstes mit 16 Prozent das Her abreißen von heißen Flüssigkeiten vom Eßtisch durch Ziehen am Tischtuch u. ä. Auch hier sind fast immer Erwachsene anwesend. Ebenso häufig kommt es vor, daß Kinder
in Erwachsene hineinlaufen, welche ein Gefäß mit heißer Flüssigkeit tragen. Durch den Stoß kommt die Flüssigkeit zum Überlaufen und fließt über das Kind. Diese drei Möglichkeiten mit 63 Prozent der
Gesamtzahl werden ergänzt durch eine ganze Reihe von verschiedenen Ereignissen, welche zur Ver brennung führen. Merkwürdigerweise wurde nur ein mal von einer Verbrennung durch Zündhölzchen be richtet.
Häufig sind die Begebenheiten recht absonder lich, z. B. entzündete sich die Zelluloidpuppe eines Mädchens am Ofen und verursachte schwere Verbren nungen im Gesicht. Ganze 5 Prozent wiesen Verbren nungen
auf nach zu heiß gemachten Wickeln von Was ser, Fett, Kartoffeln, Polenta, welche zur Heilung von Katarrhen aufgelegt wurden. Im übrigen erfolgte bei
einer solchen Gelegenheit vor kurzem ein Todesfall, allerdings bei einem Kind, das von auswärts in die Klinik gebracht wurde.
Entsprechend den soeben aufgezählten Ursachen der Unfälle sind auch die Narben am Körper verteilt. Bei 74 Prozent sind ausschließlich der Oberkörper und die Arme beteiligt, wobei der Brustkorb allein weitaus
am häufigsten betroffen ist. Es folgen Schultern, Arme, Hände und Hals, viel seltener sind Bauch und Gesicht, am seltensten die Beine beteiligt. Es ist eben fast immer eine kochende Flüssigkeit, die sich von oben
herab ergießt, wobei das Kind jedoch so weit entfernt ist, daß das Gesicht meist nicht betroffen wird.
Der Gedanke liegt nahe, daß vielleicht recht ungün stige Wohnverhältnisse, viele Geschwister und schlechte soziale Lage den Unfall begünstigen. Diese Ansicht ist irrig. Es konnte festgestellt werden, daß die
Betroffe nen häufig keine, meist aber ein oder zwei Geschwister hatten, alle anderen waren bedeutend in der Minder zahl. Bei rund 88 Prozent konnten die Wohnverhält nisse als gut oder zumindestens als
befriedigend be zeichnet werden, ein hoher Hundertsatz im Hinblick auf die bestehende Wohnungsnot. Bei 74 Prozent der betroffenen Kinder waren die finanziellen häuslichen Verhältnisse völlig geordnet. Es gab
wohl keinen von den normalen Berufen (der Väter), welche hier nicht mehr oder weniger oft verzeichnet waren.
Wir kommen zur Schlußfolgerung: Ein Großteil der Unfälle bei Kindern wird durch Verbrennungen verursacht, besonders bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahre. Wenn auch ein tödlicher Ausgang selten ist,
so wird dadurch doch ein sehr schweres Kranken lager, viele Schmerzen und nicht selten entstellepde Narben verursacht. Die häufigste Art der Verletzung ist das Verbrühen. Das Verhindern solcher Unfälle wird
besonders durch das unvermutete Handeln der Kinder erschwert.
Von der Leserschaft der Stadtbücherei
Über die Erfahrungen, welche die Angestellten der Stadtbücherei mit ihrem lesefreudigen und wunsch reichem Publikum erleben, berichten die folgenden Aufsätze:
I. Leiden und Freuden in der Stadtbücherei.
Dr. Irmgard Webhofer, Leiterin der Stadtbücherei.
Eigentlich sollte ich nur von den Freuden erzählen, denn die Menschen sind so freudebedürftig. Doch wenn ich ihnen auch nur ein wenig davon zu schenken suchte, dann wäre das Amtsblatt von uns allein über
schwemmt. Darum heißt es wiederum, sich in der Beschränkung zu üben. Auch liebt der Mensch die Abwechslung und den Gegensatz und empfindet die Sonne nach dem Regen doppelt wohltätig.
Ja, auch in der Stadtbücherei „regnet“ es oft un liebsam. Tagtäglich prasseln die Wünsche des „Publikums“ (siehe Kierkegaard: „Kritik der Gegenwart“) auf uns ein. Cronin ist die Losung des Tages. Und immer
wieder muß der geplagte „Bücherwurm“ mit
„leider ausgeliehen", „nur auf Vorbestellung zu ha ben“, „schon zehnmal vorbestellt“ und ähnlichen Absagen antworten, so daß ihm selber die Cronins, Dee pings und Galsworthys beinahe zum Halse heraus
wachsen.
Die „Ausländerei“ ist ein Kennzeichen des heuti gen Lesergeschmackes, psychologisch leicht erklärlich nach den Jahren der künstlichen Absperrung. Gewiß finden sich Perlen unter den fremden Autoren, aber alles
ist nicht Gold, was von draußen kommt. Und wie in der Kleidung sind viele Menschen auch in der Lektüre von der Mode beherrscht.
Es könnte einen oft traurig stimmen, wenn man nach der Ausleihe die zurückgebliebenen Bände be trachtet. Die „Reißer“ sind alle weg, aber andere und vielfach wertvollere Bücher stehen im Regal. Ver diente
Heimatdichter kommen gegenüber den Aus ländern zu kurz. Und gerade diese liegen uns am Her zen, und wir bemühen uns, sie zu empfehlen und ein zusetzen. Das ist ja auch unsere Aufgabe. Und wie groß ist
unsere Befriedigung auf der anderen Seite,