Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.10

- S.2

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1949_Amtsblatt_10
Ausgaben dieses Jahres – 1949
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 2
Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Nummer 10
Um ein Bild über die technischen Leistungen beim Bau dieser Schule zu erhalten, sollen folgende Daten Aufschluß geben:
4.050 m° Bombenschutt wurde ausgeräumt und abgeführt,
1.360 m° Ziegelmauerwerk neu erstellt, davon 240 m“ mit alten Abbruchziegeln,
13.700 m* Wand=, Decken= und Fassadenputz neu erstellt,
2.450 m* Eisenbetondecken und Stiegen neu her gestellt,
2.450 m“ Heraklithschalungen durchgeführt.
An Baumaterial wurde verarbeitet:
550.000 Stück
24.500 kg Betoneisen und Thorstahl 200 t Zement
2.800 m“ Sand und Schotter 150 t Stückkalk
145 m° Holz (ohne Tischlerholz und Fußböden)
2.450 m2 Heraklith.
Weiters wurde eine neue Pumpenwasserheizungsanlage eingebaut für einen beheizten Rauminhalt von 12.000 m" mit 3 Kesseln von zusammen 54 m“ Hei zungsfläche und einem Gewicht von 7.500 kg.
150 Stück Heizkörper mit 770 m2 Heizfläche wurden montiert. Für die gesamte Heizungsanlage sind 3000 lm Rohr eingebaut worden. Für die Elektroinstallation wurden 3900 Ihm Leitungen gelegt. Holzfußböden
wurden 1900 m“ verlegt. 750 m° Glas wur den neu eingeglast. 12.000 m2 Kalk= und Leimfarben anstrich und 3.100 m2 Olfarbenanstrich wurden durch geführt. Eine genaue Anführung aller übrigen Arbei ten würde
in diesem Rahmen zu weit führen. Jns gesamt waren rund 30 Firmen beim Wiederaufbau der Fischerschule und deren Einrichtung beteiligt. Die bisherigen Gesamtkosten des Wiederaufbaues samt Aufstockung
betrugen S 2,175.000.
Die Kosten für die Einrichtung des ganzen Gebäudes betrugen bis jetzt ca. S 216.000.—
Das Gebäude, welches vor seiner Zerstörung die Mädchenvolksschule Wilten und die verschiedenen Berufsschulen beherbergte, mußte natürlich nach seiner Fertigstellung wieder verschiedene Anstalten aufneh men.
Es wurde der städtische Kindergarten Wilten West in Ermangelung eines eigenen Gebäudes mit drei Tagesräumen und verschiedenen Nebenräumen in das Gebäude verlegt. Die neu geschaffene Ein gangshalle in
den Kindergarten mit ihren alten ver trauten Märchengestalten von Hänsel und Gretel, Kunsperhexe u. a. m. und die gediegene Ausstattung der Halle ist wohl als kleine Sehenswürdigkeit zu be zeichnen und findet
allgemein Anerkennung. Die Ta gesräume des Kindergartens sind ebenfalls teilweise mit neuem Mobilar ausgestattet worden.
Die Mädchen=Volksschule Wilten besitzt zwölf große Klassenzimmer und fünf verschiedene kleinere Neben räume.
Die Landesberufsschulen für das Bekleidungsge werbe und das Bau= und Kunstgewerbe sind im Trakt an der Fischerstraße untergebracht und besitzen zusam men acht große Lehrsäle, 2 Kanzleien und drei klei nere
Werkstättenräume.
Die Inneneinrichtung des Schulgebäudes wurde
von verschiedenen Firmen nach modernen Gesichts punkten geschaffen und einzelne Möbeltypen müssen noch ihre Bewährungsprobe ablegen, ob sie einer jah relangen starken Benützung standhalten werden.
Der Entwurf für einen neuen Turnsaal an Stelle der vollständig zerstörten Halle ist bereits in Ausarbeitung begriffen und wird hoffentlich im nächsten Jahre als letzter Bauabschnitt in Angriff genommen werden.
Wenn auch bei strenger Prüfung der Erfordernisse des modernen Schulhausbaues zugegeben werden muß, daß manch wünschenswertes Erfordernis einer neuzeitlichen Schule wie z. B. ein großer Kinderspiel platz,
Bade= und Brauseanlagen, sowie eine Schul tüche in diesem Neubau fehlen, so muß doch anerkannt werden, daß dieses Bauwerk unter Ausnützung des vorhandenen Grundrisses und in Anbetracht der sehr beengten
Platzverhältnisse bestmöglichst ausgestaltet wurde. Es darf nicht verkannt werden, daß es für den Architekten, den Baumeister und auch den Bauarbeiter viel leichter ist, eine Anlage von Grund aus großzügig neu
aufzubauen, als aus einer Ruine unter möglichst geschickter Verwendung der vorhan denen Überreste den Wiederaufbau zu bewerkstelligen. Und so gilt unser Dank allen, die in irgend einer Form dazu beigetragen
haben, daß dieser schöne Bau in strahlender Weise neu erstanden ist und seinem Zwecke wieder zugeführt werden konnte.
Bei der feierlichen Eröffnung dieses Wiederauf baues am 9. Sept. 1949, der nunmehr neuerdings der Wiltener Kindergarten= und Schuljugend sowie den Lehrlingen der Berufsschulen dienen soll, hielt
Bürgermeister Dr. A. Melzer folgende Ansprache:
Sehr geehrte Festgäste!
Meine Damen und Herren!
Es ist nicht das erste Schulhaus, das wir nach dem Kriege wieder neu erbaut haben, um es seiner Bestim mung zuzuführen, aber es ist das größte. Freuen wir uns darüber, daß es nach so langer Arbeit, nach Über
windung so ungezählter Schwierigkeiten nun endlich hell und licht und freundlich vor uns steht. Denken wir aber auch daran, an den Irrsinn des Krieges, der gerade den Kindern, die an dem Geschehen in der Welt
ganz und gar unschuldig sind und waren, ihre Stätten der Bildung, des Unterrichtes und der Erziehung ge raubt hat. Fassen wir den Vorsatz, alles zu tun, was in unserer Macht stehl, um Meinungsverschiedenhei ten
im Innern auf friedliche und verständnisvolle Art auszutragen, denn nur so haben wir das Recht, von den anderen zu verlangen, daß sie nicht mit Kampffliegern, Panzern und Kanonen die Streitig keiten in der Welt
auszutragen versuchen.
Die ganze Stadt ist seit vier Jahren voll von Bau gerüsten. Überall regt sich der Wille für ein geordne tes Leben, die Menschen — seien sie nun Kaufleute oder Unternehmer, seien sie Arbeiter oder Angestellte,
arbeiten wie Ameisen am Wiederaufbau unserer Stadt, an der Wiederherstellung normaler Verhält nisse. Wenn wir unter den vielen fertiggestellten Bau werken heute dieses Schulhaus seiner Bestimmung zu führen,
so möge dies ein Symbol dafür sein, daß wir noch höhere Dinge kennen als Essen, Trinken, Be kleidung und Wohnung, ein Symbol dafür, daß wir