Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.10

- S.1

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Erscheint einmal im Monal Bezugspreis S 5.— jährl. Einzelnummer S
Schriftleitung: Rathaus 3. Stock Zimmer Nr. 190 Fernsprecher Nr. 6371/190
Nummer 10
Oktober 1940
12. Jahrgang
Der Wiederaufbau der Fischerschule
Von Mag.=Oberkommissär Dr. H. Rettmeyer.
Wer heute von der Andreas=Hofer=Straße in westlicher Richtung die Fischerstraße entlang geht, sieht schon von weitem das neu erstandene große, viergeschößige Gebände der Fischerschule in strahlender Weiße
leuchten. Die Erbauer des ursprünglichen Schulgebändes an der Fischer und Speckbacherstraße haben anläßlich der feierlichen Eröffnung am 14. September 1902, sicherlich der für damalige Verhältnisse großen
Schule die besten Wünsche für einen langen Bestand mitgegeben. Aber das Schicksal wollte es anders. Das grausame Ungewitter des 2. Weltkrieges, welches mordend und sengend über die gequälten Menschen und
deren Wohn= und Kulturstätten fegte, hat auch unsere gute, alte Fischerschule nicht verschont. Schon beim ersten Großfliegerangriff auf Innsbruck am 15. Dezember 1943 erlitt sie einen kleineren Bombenschaden.
Am 20. Oktober 1944 wurden nun bei einem neuerlichen Angriff der Trakt in der Speckbacherstraße zu 10%, der Trakt in der Fischerstraße zu 90% und die Turnhalle im Hof vollständig vernichtet. Ein nachfolgender
Brand und Plünderer taten das ihre, um dem Schulgebäude den Rest zu geben. Als im Sommer 1945, einige Wochen nach dem Zusammenbruch, das Stadtschulamt im Einvernehmen mit dem Stadtbauamt daran ging,
den Unterricht in einer Anzahl von Innsbrucker Schulen wieder in Gang zu bringen, war leider die Fischerschule nicht dabei. Zu groß war das Ausmaß der Zerstörung und zu groß der Materialmangel und daher im
damaligen Zeitpunkt jedes Beginnen hoffnungslos. Lediglich das noch brauch bare Inventar wurde in mühsamer Arbeit aus dem Schutt geborgen und sichergestellt. Da auch sämtliche Kindergärten in Wilten durch
die Bombenangriffe zerstört waren, sah sich das Stadtschulamt genötigt, als Notbehelf in der Ruine der Schule in der Speckbacherstraße einen städtischen Kindergarten zu eröffnen, der vom 15. März 1946 bis zu
seiner endgül tigen Fertigstellung mit baulich bedingten Unterbrechungen in Betrieb war und infolge der kinderreichen Umgebung sich größten Zuspruches erfreute
Die Schulverhältnisse im Stadtteil Wilten=West
waren deshalb besonders ungünstig, da auch die Knabenvolksschule — Haspingerstraße schwer bombenbeschädigt war und für vier Jahre sowohl die Mädchenals auch die Knabenvolksschule im Wechselunterricht
Vormittag und Nachmittag dort untergebracht werden mußten. Von welch elementarer Wucht gerade die Bombenangriffe im Gebiet dieser beiden Schulen waren, kann daran ermessen werden, daß am Dachboden der
Haspingerschule sich ein größerer Baumstamm im Durchmesser von ca. 40 cm befand, der durch den Luftdruck vom Hof auf das Dach geschleudert wurde.
Zur Freude aller kam nun die Planung für den Wiederaufbau des Schulgebändes doch soweit ins Rollen, daß am 1. August 1947 vom Stadtbanamt der Wiederaufbau der Fa. Hinteregger übertragen werden konnte.
Das Frohlocken über den Baubeginn war damals jedoch noch zu voreilig. Wenn auch das Richtfest am Bauabschnitt an der Speckbacherstraße schon am 28. Dezember 1947 stattfinden konnte, so täuschte damals das
neue Dach leider darüber hinweg, daß im Innern die Sache „faul“ war und zwar wörtlich genommen, da sich in der folgenden Zeit herausstellte, daß sämtliche Träme vom Holzschwamm befallen und angefault
waren. Nicht genug damit, daß nachträglich daher sämtliche Decken herausgerissen werden mußten, stellten sich in der Folge ständig größere Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung und Beistellung von
geeigneten Arbeitskräften ein, welche das Stadtbauamt und die Baufirma vor fast unlösbare Aufgaben stellten. Für den Dachstuhl und die Tramlage mußte im ersten Bauabschnitt sogar das Holz aus städtischen
Waldungen geschlägert werden, da dieser wichtige Baustoff im freien Handel damals fast gar nicht erhältlich war. Infolge des Mangels an Beton, Eisen und Stahl mußten die Bauarbeiten mehrmals unterbrochen
werden und wurden dadurch beträchtlich verzögert. Auch die Installation der Warmwasserheizung bereitete im ersten Bauabschnitt wegen des Mangels an Rohrmaterial und Heizkörpern größere Schwierigkeiten.