Innsbruck Informiert

Jg.2000

/ Nr.2

- S.46

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INNSBR

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Innsbruck hatte eine
eigene Ballonstation
Die 1 9 9 6 e r s t m a l s d u r c h g e f ü h r t e
„Innsbrucker B a l l o n w o c h e " hat sich im
fünften Jahr ihres B e s t e h e n s zu einer
beliebten Attraktion in der Tiroler Landeshauptstadt entwickelt. W o h l den
Aus d e m Stadtarchiv
von M a g . Tanja C h r a u s t
w e n i g s t e n B ü r g e r i n n e n und Bürgern
dürfte bekannt s e i n , dass in Innsbruck
s c h o n vor 90 Jahren ein Verein zur Förd e r u n g der Luftschifffahrt in Tirol ins
L e b e n gerufen w u r d e , und dass die Tiroler Landeshauptstadt zwischen 1 9 1 0
und 1 9 1 4 sogar ü b e r eine eigene „Ballonstation" verfügte.
Erst der A u s b a u d e s I n n s b r u c k e r
G a s w e r k s zu B e g i n n u n s e r e s Jahrhunderts schuf d i e Basis zur Eroberung des heimischen Luftraums. In insgesamt vier e r f o l g r e i c h e n Ballonaufstiegen (der e r s t e am 2 2 . Juli 1907)
konnte dies deutlich unter B e w e i s gestellt w e r d e n . D i e s e Erfolge w e c k t e n
das Interesse öffentlicher und privater
Stellen, in I n n s b r u c k eine „Ballonstatio n " zu errichten. Z u diesem Z w e c k kam
es am 4. März 1 9 1 0 zur G r ü n d u n g des
„Vereins für Luftschifffahrt in Tirol" mit
d e m Ziel, die Luftfahrt in militärischer
und wissenschaftlicher Hinsicht zu förd e r n sowie den F r e m d e n v e r k e h r anzukurbeln. Dazu sollte man Luftfahrzeuge
e r w e r b e n , eine Ballonstation im alpinen Raum e r r i c h t e n , Vorträge organisieren und L u f t s c h i f f - P r o j e k t e unterstützen. Bereits mit einem Beitrag von
20 K i e n e n konnte man d e m Verein beitreten, w ä h r e n d G r ü n d u n g s m i t g l i e d e r
(z.B. Städtisches G a s w e r k Innsbruck
und Dr. Heinz v o n Ficker) sich mit einem einmaligen Beitrag von 1.000 Kronen b e t e i l i g t e n . Die H a u p t a u f g a b e
zunächst war die A n s c h a f f u n g eines eig e n e n Ballons. K n a p p ein Monat nach
V e r e i n s g r ü n d u n g w u r d e der Ankauf
des 12.000 K r o n e n teuren Ballons bei
der Ö s t e r r e i c h i s c h - A m e r i k a n i s c h e n
Gummifabrik in W i e n beschlossen. Am
29. Mai 1910 w a r es dann soweit, und
Baronin K a t h r e i n , die Frau des Lan-

22

deshauptmanns, konnte die Taufe des
2 2 0 0 m ! f a s s e n d e n Ballons v o r n e h men. Kurz danach hob das gelbe „ H i m melsgefährt", auf dem in großen Lettern der Name „Tirol" stand, unter den
J u b e l r u f e n einer b e g e i s t e r t e n Z u schauermenge von der „Ballonstation"
beim städtischen G a s w e r k ab und setzte nach vierstündiger Fahrt sicher auf
der Gerlosscharte auf. A m Ende des
Gründungsjahrs konnte der Verein bereits eine beachtliche Bilanz vorlegen:
I n s g e s a m t hatte man 13 A u f s t i e g e
d u r c h g e f ü h r t und verfügte über 148
Mitglieder, darunter Erzherzog Josef
Ferdinand und der Optiker Fritz Miller.

brucker Bevölkerung auf Initiative des
Vereins ein Flugzeug über ihrer Landeshauptstadt b e w u n d e r n . Z u s c h a u e r m a s s e n s t ü r m t e n d e n zum F l u g gelände umfunktionierten Exerzierplatz
in der Höttinger A u . In insgesamt 27
Flügen stellte Oblt. Karl Stohanzl mit einer E t r i c h - M i l i t ä r t a u b e sein fliegeris c h e s K ö n n e n unter B e w e i s . Neben
Gleit- und S t u r z v o r f ü h r u n g e n w a g t e
sich der Pilot auf einen Höhenflug von
1400 m und erfüllte einigen wenigen
W a g e m u t i g e n den W u n s c h t r a u m , einmal seine Heimatstadt aus der Vogelperspektive zu betrachten. Ein zusätzlich geplanter „Überlandflug" nach Hall
fiel leider einem Föhnsturm zum
Opfer.

A u c h zu B e g i n n des 5. Vereinsjahres blickte man mit rund
4 5 0 Mitgliedern hoffnungsvoll in
die Zukunft. S o hatte man für die
am 28. Juni 1 9 1 4 bei der Land u n g in Innerschmirn beschädigte Ballonhülle „Tirol" bereits einen Ersatz mit der A u f s c h r i f t
„Innsbruck" gefunden. Als am 20.
Juli 1914 der Ballon „Graf Z e p pelin" abhob, dachte niemand
daran, daß der 9 2 . Aufstieg auch
die letzte Vereinsfahrt darstellen
w ü r d e . Doch der A u s b r u c h des
Der mit Leuchtgas gefüllte Ballon „Tirol" beim Ersten W e l t k r i e g e s beendete alInnsbrucker Gaswerk in Pradl, 1910.
le Pläne, da man anlässlich der
(Foto: Stadtarchiv Innsbruck) V e r e i n s g r ü n d u n g b e s c h l o s s e n
hatte, im Kriegsfall das vorhandene luftfahrerische Material dem Heer
Bald zählten die von der heimischen
zu überlassen. Als im Z u g e des KrieBevölkerung stets mit großem Interesges das abgelieferte Ballonmaterial in
se bestaunten Ballonfahrten zum gerussische Hände fiel und sich die Luftwohnten Bild. Daher kaufte man im dritfahrttechnik
in Richtung Flugzeug entten Vereinsjahr einen zweiten Ballon
3
wickelte,
kam
es, a u c h aufgrund der
an, und zwar das 2 . 2 0 0 m fassende
tristen
Finanzlage,
zu keinem WiederLuftgefährt „Graf Zeppelin" vom Verein
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der
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ereinsaktivitäten.
für Luftfahrt in Dresden. Seinen ersten
Schließlich
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der
Verein 1929 ofAufstieg von Innsbruck aus absolvierfiziell
aufgelöst.
t e e r am 28. Mai 1912. Nash rund 7 "/,stündiger Fahrt ging er sieher in der
Oststeiermark nieder.
D e n H ö h e p u n k t in der V e r e i n s g e schichte stellten die Innsbrucker Flugtage vom 25. bis 29. September 1912
dar. Z u m ersten Mal konnte die Inns-

NNSBKUCK

Erst aus heutiger Sicht ist erkennbar,
w e l c h bedeutenden Beitrag der „Ver
ein fur I uftsr.hifffahrt in Tirol" zur Förderung der heimischen Luftfahrt in den
wenigen Jahren seiner Blütezeit ( 1 9 1 0
bis 1914) leistete.

INIOKMIFK

FBRUAK

2000