Innsbruck Informiert

Jg.1999

/ Nr.11

- S.46

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INNSBR

400 Jahre Innsbrucker
Familienunternehmen Grassmayr
Als im Jahre 1599 Bartlme Grassmayr in der Hafengießerei seines Vaters in Habichen im Ötztal seine erste
Glocke goss, war dies der Beginn eiMOS bis heute bestehenden Familienuntornehmens.
Aus dem Stadtarchiv
von Mag. Thomas Zeiler
Acht Jahre zuvor war er auf Wanderschaft gegangen; mit auf seine Reise nahm er u. a. sein Wanderbuch, das
mit den Worten „SOLI DEO GLORIA"
(An Gottes Segen ist alles gelegen) beginnt. Sein Ziel war, seine bereits beim
Vater Hansen am Lärchhof in Tumpen/Ötztal erlernte Kunstfertigkeit der
Hafengießerei weiter zu perfektionieren. Er suchte deshalb in den Städten
jene Orte auf, wo sich die besten Möglichkeiten für das Gelb- und Erzgießen
fanden. Im Jahre 1594 führte Bartlme
Grassmayrs Weg nach Aachen. Dort
traf er auf den namhaften Glocken(jirßnr Joan von Treer, der ihn in die
Geheimnisse seines Kunsthandwerks
einweihte. Diese Begegnung war für
Grassmayr gleichzeitig der Höhepunkt
seiner langen Lehrjahre. Beinahe fünf
Jahre blieb er im Dienst Joans von Treer und erlernte die Fertigkeit des
Glockengießens.
Seit 400 Jahren gießt die Familie
Grassmayr Glocken. Nach alter Familinntradition wird das Fachwissen und
cias Geheimnis der Glockenrippe (da-

Ansitz ")ti,)!)liicd (Original bei Grassmayr)

22

mit ist das
Verhältnis von
Wandstärke
zu Durchmesser gemeint)
jeweils vom
Vater auf den
Sohn übertragen. Dieses
Wissen wird
bereits seit
über 14 Generationen
weitergegeZur Erinnerung an die 1000. Glocke nach dem l.Wdtkneg lui die
ben.
sius-Kirche in Wien (Original bei Grassmayr).
Der Ausbracht. Dort erhalten die Besucherinbau der Verkehrswege brachte mit
nen neben einem historischen
sich, daß die Firma 1836 in die heutiÜberblick auch Einblick in die Produkge Gießerei nach Wüten übersiedelte.
Johann Grassmayr erwarb am 13. Au- tion von Glocken. Weiters vermittelt ein
„Klangraum" Wissenswertes über die
gust 1835 um 7000 fl. den „Ansitz
Straßfried". Das Gebäude wurde im Akustik dieses Musikinstruments, und
19. Jh. grundlegend umgebaut und es können durch Experimentieren die
durch Bomben im Jahre 1944 stark be- Schwingungen der Glockentöne nicht
nur hörbar, sondern auch seh- und
schädigt.
spürbar gemacht werden.
Daneben expandierte das Unternehmen im Laufe der Jahrhunderte mit BeLeider existiert die „Gründerglocke"
trieben in Feldkirch und Brixen und von 1599 nicht mehr. Die älteste heuwurde so zur größten Glockengießerei te noch läutende Glocke der Gießerei
der ehemaligen österreichisch-ungariGrassmayr wurde 1636 gegossen und
schen Monarchie.
hängt in Natz in Südtirol. In Maria
Von den Glocken allein konnte die Wörth gibt es eine 2400 kg schwere
Familie nicht leben. Die Grassmayrs Glocke, die mit dem Wort „Friede" in
54 verschiedenen Sprachen verziert
fertigten auch Kanonen und Druckkessel für Feuerspritzen an. Neben ist. Aus Anlass der 10OO-Jahr-Feier der
den schon erwähnten Glocken und Stadt Krems wurde nach alter Traditidem Kirchturmzubehör spezialisierte on eine Glocke unter freiem Himmel
sich die Firma neben der Pfarrkirche gegossen. Ein
Kuriosum stellt der Transport einer
auch auf den
Kunstguss von Glocke nach Busovaca in Bosnien im
Skulpturen und Jahre 1879 dar; sie wurde von Innsbruck bis zu ihrem Bestimmungsort in
Bronzetafeln,
einem Bierfass geschmuggelt. Die am
Handel mit Meweitesten entfernte Grassmayr-Glocke
tallen, Feuerbefindet sich in Vunapone in Neuguiwehrausrünea, das größte Musikinstrument der
stung etc.
400-jährigen Gießereigeschichte ist jeAußerdem ist
ne in Telfs/Mösern, wiegt über 10 Tonin den Räumnen, hat eine Höhe von 2,51 m, einen
lichkeiten der
Durchmesser von 2,54 m und erklingt
Leopoldstraße
täglich
um 17.00 Uhr für den Frieden
ein Glockenmuim
Alpenraum.
seum unterge-

INNSBRUCK INFORMIERT - NOVEMBER 1999