Innsbruck Informiert

Jg.1999

/ Nr.10

- S.46

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INNSBR

Franz Liszt im Oktober 1885
in Innsbruck
hauses. So wählte er einmal die Hofkirche und zweimal die Servitenkirche.
Auch das Museum Ferdinandeum
suchte er auf „und drückte wiederholt
sein Staunen aus über den Aufschwung, den unsere Stadt seit seiner
letztmaligen Anwesenheit (30 Jahre zuvor war er bereits in Innsbruck gewesen) genommen" (Neue Tiroler StimAus dem Stadtarchiv
men Nr. 244, 26. Oktober 1885).
von Mag. Thomas Zeiler
Am 22. Oktober 1885 feierte Franz
Liszt seinen 74. Geburtstag. Unter den
Der berühmte Komponist und KlaGratulanten waren u. a. der Musikverviervirtuose Franz Liszt weilte übrigens
im Oktober 1885 in Innsbruck. Franz einsdirektor Josef Pembaur sowie Simon Reiss, Leiter der MusikalienhandLiszt kam, nachdem er zuvor im
lung Groß. Die Innsbrucker Liedertafel
Schloss Itter im Unterinntal Station gemacht hatte, am 21. Oktober 1885 in gab zu diesem Anlass am Abend eine
Serenade.
Innsbruck an und stieg im Hotel Europa ab. Begleitet wurde er von seiner
Am darauffolgenden Tag besichtigte
Schülerin Lina Schmalhausen, herzogLiszt die Räumlichkeiten der Musikaliliche Coburg"sche Hofpianistin. Ein enhandlung Johann Groß und studierwesentlicher Programmpunkt im Inns- te dort einige Verlagswerke. Als Erinbruck-Aufenthalt des betagten Abbe
nerung an seinen Aufenthalt in Innswar dor tägliche Besuch eines Gottesbruck erhielt der Komponist die komplette Sammlung der im
Verlag erschienenen Tiroler Nationalgesänge. In
der Wohnung von Reiss
spielte Liszt eine seiner
Kompositionen (Zweites
Liebeslied) und überreichte zum Abschied sein Bild
mit eigenhändiger Widmung (heute im Besitz des
Innsbrucker Stadtarchivs).
Liszt gab demnach in
Innsbruck kein öffentliches
Konzert, sondern musizierte auf einem Bösendorferflügel beim Musikverleger Reiss im Albanederhaus. An dieser Stelle
steht heute das nach Plänen von Matthias Wolf
1909/10 erbaute Haus
(Meraner Straße Nr. 1,
Ecke Maria-TheresienStraße).
Der Grund für den Innsbruck-Aufenhalt von Franz
Liszt dürfte wohl ein WetMusikalienhandlung Johann Groß, Albanederhaus
tersturz gewesen sein.

Die symphonische Dichtung „Prometheus" und die „Faust-Symphonie"
von Franz Liszt erklingen u. a. zum Auftakt der Innsbrucker Konzertsaison
1999/2000 beim ersten Symphoniekonzert am 14. und 15. Oktober im
Congress Innsbruck.

22

Porträt Franz Liszt
(Original im Stadtarchiv Innsbruck)

Liszt befand sich gerade auf einer Reise nach Rom, als er durch die Presse
erfuhr, daß mit erheblichen Verkehrsbehinderungen auf Südtiroler Seite zu
rechnen war. Der Bote für Tirol und
Vorarlberg berichtete am 20. Oktober
1885: „Noch zwei Regentagen waren
Flüsse und Bäche bereits so hoch angeschwollen, daß eine Katastrophe unausbleiblich schien, wonach denn auch am
Freitag morgens von allen Seiten mündlich und telegraphisch die l liohsposten
einliefen...", und weiter: „Speciell die
allernächste Umgehung von Bozen hat
unler dem Hochwasser allerdings nicht
gelitten, dafür sieht es von Fei fers thalahwärts um so schrecklicher aus; vom
ersten circa 140 Meter langen Dammriß
der Branzoller (Irenz.e in Feifers his hinab nach Saturn um! noc/i weiter gleiclit
die g(inz.e Gegend in der I"halnicdcrung
mit geringen Unierhrcchungen einem
weitgedehnlen See. in wclclicm Straße
umlFisenbahn begralwn liegen, während
einzelne Siaiioiisgelu"iude. wie Brairsoll,
Aucr, Saturn als trosllost1 Inseln aus dem
Wusscrgi"wirre hervorragen. "

An ein Weiterkommen war also nicht
zu denken, und so kam Franz Liszt zu
seinem zweiten Innsbruck-Erlebnis,
und die Stadt am Inn kam wieder zur
Ehre, diese große Musikerpersönlichkeit als Gast begrüßen zu dürfen.

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