Innsbruck Informiert

Jg.1999

/ Nr.9

- S.50

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INNSBR

Zum 90jährigen Jubiläum
des Wohnheimes Saggen
Die Anfänge einer institutionalisierten
Altersversorgung, Armenfürsorge und
Krankenpflege sind im Mittelalter zu suchen. Zunächst nahmen sich fast ausschließlich kirchliche Institutionen der
karitativen Fürsorge in den von ihnen errichteten Herbergen, den sogenannten

samen Lebensabend verbrachte, traf
dagegen nur auf eine verschwindende
Minderheit der Bevölkerung zu.
Den Beginn einer stationären Altenbetreuung kann man in Innsbruck etwa in das letzte Viertel des 19. Jh. datieren. Durch Stiftungen einzelner wohlhabender Bürger wurde der Bau von
Heimen für alte und hilflose Menschen
Von DDr. Lukas Morscher
veranlaßt. Förderer für das Kapferer"sche Männerversorgungshaus am InnHospitälern, an. Wie schon der Name rain waren Simon, Martin und Josef
„Hospital" sagt, stand diese Einrichtung Kapferer, weitere Gönner waren Alois
Malfatti, der ein Heim für verwahrloste
in enger Beziehung zur FremdenbeKnaben einrichtete, das im Jahre 1873
herbergung. Vor allem Paß- und Gebirgsübergänge sowie Kreuzungen be- als Versorgungshaus für ältere Menschen umgestaltet wurde, und schließdeutender Verkehrswege waren die Orte, wo solche sozialen Einrichtungen lich Hans von Sieberer, der im Jahre
1908 das Greisenasyl in der Ing.-Etzelansässig waren. Erst später, als sich in
Straße
stiftete.
den Städten immer mehr Menschen ansiedelten, mußte man sich auf eine anAm 23. April 1908 erfolgte die Grunddere Art um alte und kranke Stadtbürsteinlegung durch Herrn v. Sieberer
ger kümmern.
und Bürgermeister Greil. Aus Anlaß seines 60jährigen Regierungsjubiläums
gestattete Kaiser
Franz Joseph die
Benennung des
Heimes in „KaiserFranz-Joseph-Jubiläums-Greisenasyl". Bei der Einweihungsfeier am
29. August 1909
hat der Kaiser
gleichzeitig
die
Schlußsteinlegung
Einweihung des Greisenasyls im Saggen am 29. August 1909 durchvorgenommen.
den Kaiser.
(Original im Stadtarchiv Innsbruck)
Die Eröffnung erfolgte
am
9.
Oktober
1909. In seiner
Lange vor der staatlichen SozialgeSitzung
vom
4.
November
1909 besetzgebung war „Alter" in erster Linie
schloß
der
Innsbrucker
Gemeinderat
ein existentielles Problem der unteren
Schichten. Betroffen waren demnach einstimmig, Herrn v. Sieberer, der bisher jede Form einer öffentlichen Ehrung
im 19. Jh. insbesondere Handwerker,
abgelehnt
hatte, die Ehrenbürgerwürde
Arbeiterinnen sowie Taglöhnerinnen.
Diese fielen aus den traditionellen Le- zuzuerkennen.
benswelten heraus, verfügten über keiDie Gesamtkosten für den Bau benen Grund und Boden und waren meist trugen 609.000 Kronen. Voranschlagt
auch nicht in der Lage, Ersparnisse für
waren für das Haus 520.000 Kronen,
Notzeiten zurückzulegen. Die Lebens- für die Zentralheizung 40.000 Kronen,
realität des vermögenden Greises, der für die Kalt- und Warmwasserleitung
im Kreise seiner Familie einen geruh12.000 Kronen, für die elektrische Be-

leuchtung 10.000 Kronen, für die Bildhauerarbeiten 8.000 Kronen, für die Altäre der Kapelle 7.000 Kronen, für die
Einrichtung der Küche und Speisesäle
12.000 Kronen. Herr v. Sieberer stellte 620.000 Kronen zur Verfügung. Die
Stadt verpflichtete sich, die gesamten
Infrastrukturen wie Kanalisation, Gasanschluß und Elektroleitungen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Die Zimmer wurden nur für jeweils 2 Personen
errichtet, und als Neuerung konnten
nunmehr Verheiratete auch im Alter zusammen wohnen, was bisher nie möglich gewesen war.
Weitere bedeutende Entwicklungsschritte waren im Jahre 1964 der Bau
eines Lastenliftes, 1979/80 die Errichtung von Einzelzimmern mit Wasserversorgung, 1983 die Installierung einer
Gaszentralheizung sowie 1997/98 die
Sanierung der Heimkapelle und der Eingangshalle.

Johann v. Sieberer
(11.10.1830-27.4.1914)
Besuchte das Gymnasium in Hall und
Salzburg, Rechtsstudium in Wien. Von
1856 - 1860 im Sekretariat Erzherzog
Albrechts tätig, dann im Dienste der
Versicherungsgesellschaft
„Österreichischer Phönix". Sammelte hier ein
enormes Vermögen an. 1909 wurde er
in den Freiherrenstand erhoben.
Da er selbst früh Waise war, beschloß
er, sein Vermögen zum Nutzen der Armen und Waisen zu stiften. 1886 -1889
wurde in Innsbruck ein Waisenhaus samt
Schule und Kapelle errichtet. Dieses
wurde durch eine überaus großzügige
Stiftung abgesichert. Außerdem stiftete
er Universitätsstipendien und Legate.
Nebenbei ließ er 1901 auf eigene Kosten die fehlendem Türme der Jesuitenkirche errichten. 1904 stiftete er in Erinnerung an die Vereinigung Innsbrucks
mit Wüten den (alten) Vereinigungsbrunnen am Bahnhof.
Er wurde auf eigenen Wunsch in der
Gruft des Waisenhauses bestattet.

INNSBRUCK INI ORMIBRT - SEPTEMBER 1999