Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.6

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
den P l a n . 1879 fabrizierte Edison die ersten Glüh
lampeu nnd ab 188t) wurden in Europa nnd in der
ueueu Welt die ersten kleinen Ttromerzengungsanla
gen errichtet, die noch mit Gleichstrom arbeiteten nnd
daher, mn den Spannungsabfall in erträglichen
Grenzen zn halten, in nächster Nähe der Verbraucher
angestellt werden mnßtcn.
I n i Jahre 1887 begab es sich nnn, daß Ingenieure
der damaligen F i r m a Ganz n. Co. in Bltdapest, die
bei der Nanch-Mühle eine Wasserturbine aufstellten,
auf die Wasserkräfte der Mühlaucr .Klamm anfmerksam wurden. Die F i r m a erkannte die dadurch gegebenen Möglichkeiten und arbeitete ein Projekt ans,
das am 4. M a i 1888 kommissioniert wnrde und am
20. August desselben Jahres die Baubewilligung erhielt. Damit entstand in Innsbruck eines der ersten
Elektrizitätswerke, das, wenn auch inzwischen mehrmals erweitert nnd umgebaut, noch heute besteht und
Dienst tnt. Wie sehr auch die Stadtväter von I n n s brnck die Zeichen der Zeit verstanden, beweist am
besten, daß der damalige Bürgermeister, D r . Heinrich
Falk, sich als Konzessionsbedingung außer dell sonstigen notwendigen Sicherheiten das Necht vorbehielt,
das Elektrizitätswerk samt den Leitungsanlagen,
wann immer es der Gemeindcrat beschließen sollte,
käuflich zu erwerben.
Die damalige Leistung des Werkes von.50N ? 3
wnrde über eine Hochspanunngsfreileitnng bis zur
Stadtgrenze bei der Kettenbrücke übertragen und von
dort mittels mehrerer Hochspannnngskabel in das
Stadtinnere weitcrgelcitet, wo kleine Transformatoren den einzelnen Stromabnehmern den S t r o m mit
einer Spannung von 100 Volt lieferten.
Als im Jahre 189l) die neue TrinAvasservcrsorgungsanlagc in Betrieb genommen wurde, hatte die
Stadt rund 23.000 Einwohner. Die Anlagen waren
aber, dank der voransschanenden Planung der Stadtverwaltung, für die doppelte Leistnngsfähigkeit, das
ist also für 45.000 Einwohner ausgelegt. S o war es
möglich, daß diese Anlage bis zum ersten Weltkrieg
allen Anforderungen nachkommen
konnte.
Mit
Kriegsende war aber die obere Grenze der Leistungsfähigkeit erreicht und mußte die Stadt an eine Erweiterung denken. Die ungünstigen Nachkriegsverhältnisse verhinderten aber immer wieder die Ausführung
dieses Planes nnd selbst eine im Jahre 1930 eigens
für diesen Zweck aufgenommene Anleihe mnßte
schließlich für noch dringendere Erfordernisse verweil
dct werden. So kam es, daß anch zn Beginn des zwei
ten Weltkrieges die nunmehr 50 Jahre alte Anlage
allein Dienst tnn mnßte. Endlich im Jahre 1942 ge
lang es, das vorliegende Projekt in Angriff zu nehmen, wobei gleichzeitig die Ausnntzung der gesamten
i m Quellgcbiete zn Tage tretenden Wasser znr
Stromerzeugung iu einem neuen Kraftwerk vorge
sehen war.
Ehe a>l den Ausbau einer Wasserkrastanlage ge
schritten werden kann, ist immer zuerst der Geologe
zu befragen. I n diesen! Falle war dies nm so not
wendiger, als, wie schon eingangs erwähnt, das
Qnellgebict in einer geologischen Ttörnngszone liegt
und besonders verwickelte Verhältnisse vorlagen nnd
außerdem die Quellen nicht in einem Horizont, son

Nummer <>

dern verteilt zwischen 1050 und 1l<>0 Meter ^eehöhe
austraten, es also mit Rücksicht auf einen möglichst
großen Kraftgewinn nicht gleichgültig war, ob die
Wasser im nnteren oder im oberen Niveau gefaßt,
oder sogar zwei Kraftstufen errichtet werden mußten.
Die eingehenden geologischen Stndien führten schließ
lich dazn, in Seehöhe 1140 Meter einen Atollen iu
das Gebirge zu treiben, der sämtliche Wasser, also
auch jene, die tiefer zu Tage treten, erschließen sollte.
Der Stollen, der heute fast fertiggestellt ist, beginnt
auf der westlichen Seite des Mühlaner Grabens, nn
weit der ehemaligen Wnrmbachqnelle nnd führt in
einem dnrch die geologischen Gegebenheiten bestimmten Abstand von der Oberfläche im Berginncrn bis
znr östlichen Seite des Grabens. Er wnrde dnrch drei
Fensterstollen erschlossen und waren die Bauarbeiten
deshalb besonders schwierig, weil anch während der
Ballzeit die Trinkwasserversorgung nicht gestört werden nnd auch keine Verunreinigung des Wassers durch
die Bauarbciteu erfolgen durfte. Es mnßte immer
wieder die Trinkwasscranlage sorgfältig von jenem
Stollenteil, an dem jeweils geballt wnrde, abgetrennt
werden.
Die Güte des Wassers ist, loie länqst bekannt, ganz
hervorragend; es hat eine Praktisch gleichbleibende
Temperatur vou zirka ^ 5 Grad Celsius und ist völlig
keimfrei, was die immer wieder durchgeführten Untersuchungen durch das Hygienische I n s t i t u t der Universität Innsbruck beweisen. Es ist dies erklärlich,
wenn man bedenkt, daß das Wasser von der Pfeisalpe
kommt nnd dabei einen Filter voll rnnd 800 Meter
Dicke dnrchsickern mnß, ehe es im Stollen anstritt.
Es gelang mit dein Stollen tatsächlich alle die verschiedenen Quellen emzufangen und sind w i r derzeit
dabei, noch den lehten freien Quellaustritteu nachzuspüren nnd sie ebenfalls einznleiten. Damit werden
im Winter mindestens 700, im Sommer bis zu 1600
und mehr Liter je Sekunde znr Verfügung stcheu.
D a der heutige Bedarf des Wasserwerkes rnnd 850
Liter je Seknnde beträgt, könnte also die Einwohnerzahl des versorgten Stadtgebietes sich etwa verdoppeln, das heißt," es ist Wasser für 200.000 Menschen
vorhanden. Dabei sind aber die kleinen Qnellen in
Hötting nnd im Süden der Stadt nicht miteinbezogen.
Die durch dell Stollen erschrotetcn Wasser werden
einem kleinen Wasserschloß zugeleitet, von welchem
zwei eiserne Drnckrohrleitungen mit je <»00 M i l l i meter Lichtweitc nnd 1500 Meter Länge znm nenen
Kraftwerk führen, das derzeit 450 Meter tiefer auf
einer Knppe westlich des Schillerhofes errichtet wird.
Das Wasser wird dort zwei Turbinen antreibeil, die
mit je einem Stromerzellger von 5<",00 ? 5 Leistnng
gcknppelt sind. Ein Teil des Wassers wird dann einem
Trilitlnasserbehälter zugeleitet, der restliche Teil in
deli Mlchlaner Bach abgeführt. Der Trinkwasserbehalter besteht alls zwei Kammern, die zusammen ciu
Fassungsvermögen von 25.000 Kubitmeler aufweisen
nnd imstande wären, anch ohne den danernden Z u fluß etwa zwanzig Stunden lang die Stadt mit Wasser zn versorgen. Vom Speicher führen drei Tveiseleitlingen über M i i h l a n zum Druckrohrnet) der Stadt.
Da es vorkommen kann, daß die Turbinen des Kraft
Werkes einmal durch längere Zeit stehen, ist ein söge
nannler Energieverilichter vorgesehen, über den das