Innsbruck Informiert

Jg.1999

/ Nr.8

- S.26

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Diese Ausgabe – 1999_Innsbruck_informiert_08
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Händeis „Messias" als
Höhepunkt der Festspiele 1872
der Abende", und weiter: „Das Haus
war wie am vorhergehenden Abend
fast zum Erdrücken angefüllt, das Interesse, die Aufmerksamkeit war auf
das Aeußerste gespannt."
Dieses große Publikumsinteresse ist
bemerkenswert, wenn man bedenkt,
daß Innsbruck um 1870 erst 16.324
Einwohner zählte und die EinwohnerFür das Stadtarchiv
zahl der umliegenden Gemeinden Amvon Mag. Thomas Zeiler
ras, Pradl, Wüten, Hötting, Mühlau,
Popularität erfreute. Sein Todestag Arzl, Igls und Vill zusammen 9030 betrug. Das Konzertpublikum war demjährt sich heuer zum 125. Mal.
Unter einem Aufgebot von mehr als entsprechend international zusammen300 Mitwirkenden aus dem In- und gesetzt: „Selbst Ausländer fühlten sich
durch Nagillers Streben angezogen
Musikverein zu Innsbruck.
und kamen nach Innsbruck."
PROGRAMM
In der kurzen Zeit seiner Tätigkeit in
Innsbruck gelang es Matthäus Nagiller,
k. k. und National-Theater.
den Musikverein als Institution und die
Landeshauptstadt als Kulturstadt zu
stärken.
Zitat aus dem Boten für Tirol
Erster Tag.
und Vorarlberg: „Wir schließen mit der
Behauptung, daß Tirol und Innsbruck
an der Spitze auf dem Gebiete der Künste nunmehr in der Musik würdig verGeorg Friedrich Händel,
treten ist."
Zwfilttr Tag.
Matthäus Nagiller verstarb am 8. Juli 1874, also vor 125 Jahren, an den
Folgen einer Lungenlähmung. Zuletzt
war er in Innsbruck, Museumstraße 1,
wohnhaft.
Nagiller wurde am 24. Oktober 1815
als
Sohn einfacher Bauersleute in MünPlakat des Iiroler Musikfestes vom 11. und
ster Nr. 78 (alte Hausnummer) im Un12. Juni 1872 (Original im Archiv des Tiroler Landeskonservatoriums)
terinntal geboren. Bereits in jungen JahAusland brachte Nagiller im Rahmen ren erhielt er beim „Dorfbader" den erder Tiroler Festspiele am ersten Tag sten Musikunterricht und begann als
das Oratorium „Der Messias" von Ge- Viehhirte das Violinspielen zu erlernen.
Die Eltern erkannten sein Talent,
org Friedrich Händel und am zweiten
schickten
ihn deshalb in das GymnasiTag u. a. die „Symphonie in c-moll (Nr.
um
nach
Hall,
wo er zum „Geistlichen"
5)" von Ludwig van Beethoven auf die
ausgebildet
werden
sollte. Allerdings
Bühne des damaligen „k. k. und Natiowandte
sich
Nagiller
gegen
den Willen
nal-Theaters" am Rennweg.
seiner
Eltern
dem
Studium
dor Musik
Im „Boten für Tirol und Vorarlberg
zu
und
ließ
sich
vom
Schwazor
ChorNr. 148" stand zu lesen: „Der Erfolg
direktor
Georg
Pichlor
in
doron
Grunddes 11. und 1 2. Juni war ein so durchlagen einführen. Zwischen 1834 und
schlagender, daß er selbst hochge1836 besuchte er die Musikvereinshende Erwartungen überraschte. Ein
schulo
in Innsbruck, wo or bei Pater
wahrer Strom musikalischer Genüsse
Martin
Goller
Harmonielehre studierte.
floß den Zuhörern entgegen und nicht
Ein Jahr darauf ging Nagiller an das
der geringste Mißton störte den Glanz
Am 11. und 12. Juni 1872 fanden in
Innsbruck erstmals Tiroler Festspiele
statt. Initiator war der Tiroler Komponist, Dirigent und Musikdirektor Matthäus Nagiller, der sich durch die Aufführung von Oratorien und die Veranstaltung von großen Volksfesten großer

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26

Konservatorium nach Wien. Dort wurde er Schüler des Hofkapellmeisters
Gottfried Preyer, und im Jahre 1840
konnte er beim Kompositionswettbewerb des Konservatoriums Wien den
ersten Preis erringen.
Als 27jähriger wagte Nagiller den
Sprung ins Ausland; sein Ziel: Paris.
Schon bald war er ein gefragter Musiklehrer am dortigen „Conservatoire",
außerdem begründete er den „Mozartverein" und einen deutschen Gesangsverein. Konzertreisen in den Jahren 1846 und 1847 durch Deutschland
festigten seinen Ruhm vor allem als Dirigent. Das Revolutionsjahr 1848
zwang Nagiller jedoch nach Tirol
zurückzukehren, wo er jahrelang in Armut leben mußte. Es war Franz Freiherr
von Goldegg, der ihm von 1852 bis
1854 als Kapellmeister seiner Hausmusik in Partschins bei Meran eine Existenzgrundlage bot. In München war
der Komponist von 1854 bis 1861 tätig,
er kehrte jedoch 1862 nach Südtirol
zurück und übernahm die Kapellmeisterstelle des Bozner Musikvereins. Am
25. Februar 1865 heiratete Matthäus
Nagiller Frau Pauline Kruse in Hamburg, reiste mit ihr nach Bozen zurück
und übersiedelte schließlich 1866 nach
Innsbruck, nachdem ihm die Stelle als
Musikvereinsdirektor der Landeshauptstadt angeboten wurde, die er bis
zu seinem Tode innehatte.

Porträt von Matthäus Nagiller (Original im
Archiv des Tiroler LandesKonservatoriums)

INNSBRUCK INFORMIERT-AUGUST 1999